Mein Thema
Untauglich?

Gedanken zur Bergpredigt im Matthäusevangelium.

Andreas Baumann, Pfarrer
Andreas Baumann, Pfarrer Jetzt kommentieren
Drucken
Andreas Baumann, ref. Pfarrer Emmen-Rothenburg

Andreas Baumann, ref. Pfarrer Emmen-Rothenburg

«Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne – zu ergänzen: Töchter – Gottes heissen», sagt Jesus im Eingang der «Bergpredigt» (Mt Kap. 5–7). Später fordert er die Hörerschaft dazu auf, auf Gewalt nicht mit Gewalt zu antworten, ja sogar die Feinde zu lieben und für sie zu beten. In der gleichen Rede spricht er vom Splitter im Auge der anderen und dem Balken vor dem eigenen Auge.

Schon 1900 Jahre vor Sigmund Freud beschrieb er den Vorgang der «Projektion»: Ein Krieg wie jeder Konflikt lebt davon, welche Bilder auf andere projiziert werden und im Aussen bekämpft wird, was eigentlich bei sich selbst anzugehen wäre.

Die Bergpredigt ist von jeher immer wieder als unpraktikabel, ja untauglich erklärt worden. Auch in diesem – bereits seit genau einem Jahr dauernden – Krieg in der Ukraine scheinen sie völlig abstrus zu klingen. Worte Jesu! Aber darf es dennoch erlaubt sein, sich zu fragen, wie Versöhnung aussehen könnte? Wie ohnmächtig jede Art von Gewalt ist? Einen Feind nicht gerade zu lieben, aber zu verstehen, ohne zugleich zu dulden, was er tut? Das eigene Verhalten zu hinterfragen? Vielleicht beginnt der Frieden dort, wo wir einfach einmal einen anderen Gedanken wagen.

0 Kommentare
Mehr zum Thema