In seiner aktuellen Kolumne erklärt unser Mundartexperte Niklaus Bigler, woher verschiedene lokale Weihnachtsbräuche kommen.
Auf Althochdeutsch hiess das Weihnachtsfest ze (der) wīhen naht (zur heiligen Nacht), oder (Mehrzahl) ze den wīhen nahten. Ähnliche Formen kommen bis heute vor, im Norden vor allem Wienacht, Wienecht, Wienächte (Schaffhausen), weiter südlich Wienachte (Freiburg, Berner Oberland) und Wienächtu (Wallis).
Nun gab oder gibt es um Weihnachten herum weitere nächtliche Bräuche, namentlich die Sträggele- und die Bochselnacht. Das war gar nichts Heiliges, denn es galt, bei einem Umzug viel Lärm zu produzieren. Ursprünglich sollten dadurch böse Geister vertrieben werden, die man während der dunklen Tage der Wintersonnwende besonders fürchtete.
Die Sträggele oder Spräggele ist eine Art Hexe, ein Schreckgespenst, mit dem man unfolgsamen Kindern drohte. Im Advent machten die als Sträggele verkleideten Burschen einen lärmigen Umzug (Südaargau, Luzerner Hinterland, Zürcher Reusstal).
Ähnlich ging es bei der Bochselnacht zu. Das Verb bochsle gehört zu boche (poltern, lärmen). Einst war der Brauch von Basel bis in die Ostschweiz bezeugt, jetzt wird er nur noch in Weinfelden von den Schulkindern gepflegt. Im Zentrum stehen aber jetzt die Bochseltier, aus Rüben geschnitzte Lichter.
In einigen Baselbieter Dörfern ziehen am Heiligen Abend um 21 Uhr die Nüünichlingler kostümiert herum und lassen ihre Glocken klingen. Oft ist ein Santichlaus mit dabei, der den «Pädagogen» als Kinderschreck diente. Man sieht, dass die Elemente unserer Bräuche verschiedener Herkunft sind und immer wieder neu kombiniert werden. Vielleicht finden da sogar die Rentiere von Santa Claus einmal ihren festen Platz.
Niklaus Bigler war Redaktor beim Schweizerdeutschen Wörterbuch (idiotikon.ch).