Vornehm ergraut, passen die Münchner Kommissare ganz gut ins idyllisch gelegene Kloster im sommerlichen Oberbayern. Die Aufklärung eines Giftmords beschert aber so manchen Alptraum.
Es scheint, als ob die Schnapszahl 88 die Münchner animiert hätte, einen besonders schönen «Tatort» zu drehen. Schnaps wird dann zudem fleissig getrunken im 88. Fall von Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl), der die beiden in ein Nonnenkloster im Südosten Bayerns an der Grenze zu Österreich führt. Mordopfer ist der Wirtschaftsprüfer des Klosters, der Mann wurde auf raffinierte Weise vergiftet.
Mit ihrer edlen weissen Haarpracht passen die gut gealterten Münchner Kommissare ganz gut ins idyllisch gelegene Kloster. Auch wenn der Aufenthalt dort Batic einige Alpträume beschert. «Welches magst», fragte der eine Kommissar den anderen bei der Zimmeraufteilung, «des karge oder des schlichte?» Netz fürs Handy ist ebenso wenig im Überfluss vorhanden, und Kuchen gibt es nur für die zwei Herren aus dem Vatikan, die zeitgleich mit den Münchnern im Kloster weilen.
Gedreht wurde in Oberaudorf in Oberbayern. Hier wurde 2019 das Kloster Reisach aufgelöst. Ein idealer Ort, den Kameramann Alexander Fischerkoesen in poetischen Bildern, getaucht in allerschönstes Sommerlicht, einfängt. Regisseurin Maris Pfeiffer setzte das originelle Kammerspiel in Szene.
Von der Kamerafahrt über weite Wiesen hin zum einst prächtigen Bau, vom tollen Spiel der sechs Hauptdarstellerinnen, allen voran Corinna Harfouch als Klostervorsteherin, vom leisen Humor bis zum geruhsamen Tempo macht dieser «Tatort» sehr viel Spass. Nicht zuletzt trumpft er mit einer selbstbestimmten Schar Frauen auf, denen sich die Männer im Film unterordnen müssen. Und das ganz ohne feministische Parolen.
«Tatort» aus München: «Wunder gibt es immer wieder». Morgen, Sonntag, 19. Dezember 2021, SRF 1, 20.05 Uhr. Wir geben vier von fünf Sternen.