So aufbrausend und wütend hat man Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) noch nie erlebt. Die Ermordung eines jungen IT-Spezialisten ohne Fehl und Tadel lässt ihn an der Welt und sich selbst zweifeln.
In diesem «Tatort» aus Franken ist die Stimmung oft sehr aufgebracht, was vor allem an Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) liegt, zu dem es so gar nicht passt, sich seinen Kollegen gegenüber wie ein genervtes Ekel zu benehmen. Vermutlich möchte Regisseur und Co-Autor Max Färberböck (Drehbuch zusammen mit Catharina Schuchmann) damit signalisieren, welche Katastrophe es ist, wenn ein junger und liebenswerter Mensch brutal ermordet wird.
Und darum geht es im «Tatort: Warum» aus Franken. Ein junger IT-Spezialist wird ohne erkennbares Motiv ermordet. Im Job war er beliebt, mit seiner Freundin wollte er sich verloben, seine Mutter erwartete ihn zum Abendessen. Der Krimi setzt zu Beginn so plakativ auf pure Harmonie, dass sofort klar ist: Der Absturz ins Elend muss umso grösser sein. Von einem wie Max Färberböck hätte man hier eine subtilere Handschrift erwartet, vom «Tatort» aus Franken ist man ebenfalls mehr Zwischentöne gewohnt.
Das Schwarz-Weiss-Denken, hier der gute junge Mann, dort die böse Welt, findet seinen Ausdruck leider auch in fast durchgehend dunklen Szenerien, in denen sich die Figuren bewegen oder unterhalten müssen – wer vor diesem Krimi noch dachte, er hätte gute Augen, wird es danach vermutlich nicht mehr tun.
Ein kleines Highlight in all dieser Dunkelheit, in der nicht nur Fabian Hinrichs ein Temperament verkörpern muss, das allzu gewollt und aufgesetzt wirkt, sondern auch andere Darsteller an ihre Grenzen geraten – ein Highlight ist die Performance von Ralf Bauer als verdächtigem Obdachlosen, der nichts mehr zu verlieren hat. Bauers scheinbar reduziertes Spiel ist ganz viel von dem, was einen Film gut macht.
«Tatort» aus Franken: «Warum». Sonntag, 1. Mai 2022, 20.05 Uhr, SRF 1. Wir geben drei von fünf Sternen.