Plattentaufe
Stadionhymnen im kleineren Rahmen

«Land Ho!», das neue Album der Lovebugs, erschien bereits im Oktober des Vorjahres. Bis zur Plattentaufe im fast ausverkauften Volkshaus mussten sich die Fans des Quintetts allerdings bis zum letzten Freitag gedulden. Den Lovebugs war die längere Pause nicht anzumerken.

Alan Heckel
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Fast ausverkauft war das Volkshaus am Freitag, als die Basler Band Lovebugs mit Verspätung ihre neue Platte taufte.

Fast ausverkauft war das Volkshaus am Freitag, als die Basler Band Lovebugs mit Verspätung ihre neue Platte taufte.

zvg/tabea hüberli

Gesundheitliche Probleme bei Stefan Wagner zwangen die Band dazu, die Live-Premiere der neuen Songs zu verschieben. Als der Keyboarder die Bühne betritt, hält er ein Schild hoch: «Danke für eure Geduld! I Feel Fine!»

Als erster Lovebug lässt sich allerdings Adrian Sieber blicken. Mitten im Saal – im für das Mischpult abgesperrten Bereich – performt der Sänger den Titelsong der neuen Platte allein auf der akustischen Gitarre. Dann gesellt sich Gitarrist Thomas Rechberger für «Under My Skin» dazu. Erst danach geht es auf die Bühne, wo Wagner, Simon Ramseier (Drums) und Florian Senn (Bass) die Band zu voller Stärke komplettieren.

Evergreens und viel Neues

Die nächsten Stücke sind «Angel Heart», «Back To Life» und «The Highest Heights», allesamt Evergreens aus dem Backkatalog. Der leise Verdacht, die Lovebugs würden nach längerer Live-Pause (die letzte Tour endete Anfang 2013) die Sicherheitskarte spielen, kommt auf. Das merkt auch Adrian Sieber. «Vielleicht sollten wir auch ein paar Lieder der neuen Platte spielen ...», meint der Frontmann grinsend. Schliesslich ist der Anlass als Plattentaufe gedacht.

In der Folge schafft es immerhin ein halbes Dutzend von «Land Ho!» ins Set. Und die neuen Stücke fügen sich nahtlos zwischen Klassikern und Fan-Favoriten ein. Das liegt vor allem daran, dass Songwriter Sieber immer noch scheinbar mühelos massentaugliche Mitsing-Hooks aus dem Ärmel schüttelt. Coldplay, OneRepublic oder Bastille füllen mit Stadionhymnen ähnlichen Kalibers die Arenen dieser Welt, die Lovebugs sorgen für vergleichbare Begeisterung im kleineren Volkshaus-Rahmen.

Klingen die Liebeskäfer auf Platte oftmals etwas zahm, trifft dies auf die Umsetzung im Konzert nicht zu. Zwar ist das Keyboard-Arrangement bei der Ballade «When It Rains, It Pours» auch live zu süsslich geraten, doch bei den schnelleren Stücken – und die sind in der Überzahl – sind Rechbergers Leadgitarre und Ramseiers Schlagzeug deutlich dominanter als im Studio. Besonders gut kommt dies bei der Power-Pop-Hymne «Juxtapose» und beim Alternative-Rock-Kracher «Crush» zur Geltung. Während dessen lärmigem Outro hört man sogar Spuren von Noise- und Psychedelic-Rock heraus – Genres, mit denen man die Band normalerweise nicht in Verbindung bringt. Das Konzert endet nach 105 Minuten, wie es begonnen hat: mit «Land Ho!». Dieses Mal in der Bandversion gespielt, lassen die Musiker die Fans ein letztes Mal mitsingen und die Arme schwenken. Dass mehrere Hits, die im Set fehlen, nicht vermisst werden, dürfen die Lovebugs der Stärke des neuen Materials zuschreiben.

Ihren Beitrag zu einem gelungenen Konzertabend leisten auch Bleu Roi. Das Basler Quartett um Jennifer Jans (Gesang, Keyboards) erweist sich als ungewöhnliche, aber gelungene Support-Wahl. Mit ihrem detailverliebten Dream-Pop im Stile von Fever Ray machten Bleu Roi beste Werbung in eigener Sache. Die Verbindung von weiblichem, teils elektronisch verfremdetem Gesang und elektronischen Soundeffekten bei Songs im Downtempo-Bereich sorgt über eine halbe Stunde lang für eine spezielle Atmosphäre.