Krimi
Einmal im Leben Kommissarin sein: Mit diesem interaktiven Hörspiel geht für «Tatort»-Fans ein Traum in Erfüllung

Im interaktiven Hörspiel «Höllenfeuer» schlüpft man an der Seite von Münchens Assistent Kalli Hammermann in die Rolle einer «Tatort»-Kommissarin. Unsere Autorin hats ausprobiert.

Julia Stephan
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Meine Stimme Xenia Tiling (l.) mit Münchens Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer).

Meine Stimme Xenia Tiling (l.) mit Münchens Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer).

Bild: Bianca Taube/BR

Als echter «Tatort»-Fan weiss ich genau, dass ich alles viel, viel besser weiss. Nur: Wie soll ich das dem verlotterten Herrn Faber aus Dortmund und dem arroganten Herrn Boerne aus Münster beweisen, wenn die am Bildschirm jeden Sonntag 90 Minuten ihre Show abziehen, während ich mich passiv auf dem Sofa über deren Ermittlungsfehler ärgere?

Genau für solch selbst ernannte «Expertinnen» wie mich hat der Bayerische Rundfunk mit dem WDR das interaktive «Tatort»-Hörspiel «Höllenfeuer» entwickelt. Steuern lässt es sich über einen Sprachassistenten wie Alexa oder Google Assistant oder über eine auf dem Handy installierte Sprachsteuerungs-App. Wem das zu kompliziert ist, der kann den Spielverlauf auch im Webbrowser mit Klicks auf Buttons beeinflussen.

Miese Kindheit, schlechter Schlaf

In «Höllenfeuer» schlüpfe ich in die Haut der Ermittlerin Mavi Fuchs. Vorweg: Für mein Erscheinungsbild und meine Biografie trägt Autor Daniel Wild die volle Verantwortung: Ich trage im Dienst Gummistiefel. Ich schlafe schlecht. Meine Kindheit habe ich in Heimen und Internaten verbracht. Keiner meiner neuen Münchner Kollegen nimmt mich ernst. Weil Batic und Leitmayr auf Fortbildung sind, soll ich mit deren Assistent Kalli Hammermann den Mord an einem Obdachlosen klären, ach was – das ganze Oktoberfest retten!

«Höllenfeuer» stellt mich nach vierminütigen Episoden vor Entscheidungen. Entscheidungen, die einem die Möglichkeit geben, alle Kommissaren­klischees vom Streber über den Draufgänger auszuleben. Soll ich nachhaken oder höflich bleiben? Soll ich ins Bett oder auf einen Schlummertrunk in die Bar? Jede Entscheidungskette führt mich zu einer von insgesamt sieben möglichen Ausgängen der Geschichte. 180 Minuten «Tatort» hat das Team für diese Versuchsanordnung produziert.

Sympathiepunkte sammeln oder den Tarif durchgeben?

Beim ersten Versuch stellt mich Kalli schon nach 10 Minuten vor die Tür. Schnell merke ich: Zielstrebigkeit und Höflichkeit, bringen mich nicht nur im echten Leben weiter. Beim zweiten Anlauf hole ich das Beste aus mir hervor. «Oft haben die Entscheide gar nicht so viel Einfluss auf den unmittelbaren Verlauf der Handlung», erklärt Regisseur Martin Heindel.

«Aber wenn man es sich mit dem Pathologen verscherzt, hat der später für einen keine Zeit mehr.»

Dennoch ärgere ich mich über die Figur ohne Ecken und Kanten, die ich in diesem Hörspiel abgebe. Ich hole meine Dienstwaffe nicht ab, schwänze den Termin bei der Psychologin. Nach über einer Stunde habe ich als Ermittlerin versagt. Die Kollegen aus dem Fernsehen haben wieder meinen vollen Respekt!

«Tatort»-Hörspiel «Höllenfeuer». Eine Spielanleitung zum kostenlosen Angebot finden Sie auf www.tatort.de/interaktiv