In «A Dangerous Method» wird die Britin Keira Knightley als Sabina Spielrein von Carl Jung (Michael Fassbinder) und Sigmund Freud (Viggo Mortensen) betreut. Ein therapeutisches Sado-Maso-Sandwich.
In Ihrem aktuellen Film «A Dangerous Method» sind Sie in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich Burghölzli gelandet. Gedreht wurde in Deutschland, doch waren Sie in der Schweiz und haben sich die Originalschauplätze angesehen?
Keira Knightley: Nein, ich ging von einem Theaterstück direkt zu den Dreharbeiten, dazwischen war keine Zeit für Reisen. Es hat mich etwas genervt, dass ich es weder nach Wien noch in die Schweiz schaffte, aber wir waren am Bodensee (Baden Württemberg, Anm. d. Red.), wo wir die meisten Aussenaufnahmen gedreht haben und da wars auch ganz schön. Die Innenaufnahmen drehten wir im Studio in Köln.
Wie vertraut waren Sie mit Dreiecksgeschichte zwischen Sigmund Freud, Carl Jung und ihrer Patientin Sabina Spielrein?
Von Sabina Spielrein hatte ich noch nie etwas gehört und über Freud und Jung wusste ich gerade, dass ihre Theorien etwas mit Sexualität und der Beziehung zu den Eltern zu tun hat.
Waren Sie selber schon mal in Therapie?
Ich verstehe die Frage im Zusammenhang mit diesem Film, aber irgendwie möchte ich sie nicht beantworten. Ich habe Respekt für alle, die Hilfe suchen und verstehe aber auch, dass es nicht für alle funktioniert.
Sie müssen sich in der Rolle ziemlich spastisch verrenken. Wie war das für Sie zum Spielen und später Ansehen?
Nicht sehr angenehm, aber mich auf der Leinwand zu sehen, ist sowieso nie angenehm. Ich bekam als Instruktionen, dass «ihr Gesicht von Ticks entstellt» und sie «hysterisch» war. Sie beschrieb sich selber als Dämon oder Hund. Analytiker sprachen davon, wie sie etwas aus sich rauszupressen versuchte. Auf diesen Hinweisen habe ich aufgebaut und vor dem Spiegel meine Faxen geübt und das Resultat an David Cronenberg geskypt.
Die hysterische Russin Sabina Spielrein (Knightley) kommt 1904 ins Burghölzli, wo Carl Jung (Michael Fassbender) sie betreut. Mit seinem Kollegen Sigmund Freud (Viggo Mortensen) diskutiert er ihre Behandlung und kommt dabei seiner eigenen sexuellen Frustration immer mehr auf den Grund.
Regisseur David Cronenberg hat mit «A Dangerous Method» einen überraschend zugänglichen Film über die Pionierzeit in der Psychoanalyse geschaffen und die Schauspieler überzeugen auf ihrer Reise ins menschliche Innere. (mva)
A Dangerous Method (Kanada, Deutschland, GB, Schweiz) 93 Min. Regie: David Cronenberg. Mit Keira Knightley, Viggo Mortensen, Michael Fassbender, u.a
Kinostart 10.11.2011.
Hatten Sie keine Bedenken zu übertreiben?
Schon, aber diesbezüglich verliess ich mich auf David, dass er die richtige Dosis in meiner Performance finden würde. Die Sado-Maso-Szene bereitete mir fast mehr Bedenken. Ich wollte die Rolle zuerst deswegen gar nicht annehmen.
Was hat Sie umgestimmt?
David sagte, er würde die Szene rausnehmen, aber ich sah ja ein, dass sie wichtig war. Wir waren uns auch einig, dass sie nicht sexy oder voyeuristisch sein sollte. Michael Fassbender, der Jung spielt, drohte ich mit Mord, wenn er zu forsch werden würde. Ihn liess das ziemlich kalt, denn ich war ja ans Bett gefesselt! Mit ein paar Wodka-Shots vorher und etwas Champagner danach habe ichs dann überstanden. Und da die Dreharbeiten während der Fussball-WM waren, habe ich am Abend die Spiele angeschaut, um abzuschalten.
Als Nächstes spielen Sie Anna Karenina. Davor waren Sie in «Last Night» zu sehen. Wie «A Dangerous Method» stehen Sie in allen drei Filmen in einer Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern ...
Ich weiss! Darin stecken eben die interessantesten Dramen. Anna Karenina hadert mit ihrer moralischen Einstellung. In «Last Night» stellt sich die Frage, ob Liebe einfach so stirbt, wenn man auseinandergeht und was mit ihr passiert, wenn man sich wieder sieht. Das sind erwachsene, faszinierende Fragen. Das Leben ist nicht einfach. Gefühle sind nicht einfach. Hinter jedem Gefühl liegt das Potenzial zum Wahnsinn. Der Mensch ist sehr zerbrechlich und er zerbricht auch schnell, aber er kann sich auch wieder zusammenbauen.
Sie sind trotz Ihres Erfolgs in Hollywood mit den «Pirates of the Caribbean»-Filmen bei europäischen Produktionen geblieben. Weshalb?
Vermutlich habe ich eher eine europäische Sensibilität. Von hier komme ich, hier lebe ich, mit diesen Filmen bin ich aufgewachsen. Ich war nie versucht, nach Hollywood zu ziehen. Vielleicht habe ich das eine oder andere verpasst, weil ich nicht gleich am nächsten Morgen einen Regisseur in Hollywood treffen konnte, weil ich auf der anderen Seite der Welt lebe. Aber das ist okay.
Könnten Sie nicht in Los Angeles leben?
Nein, wirklich nicht. Aber immerhin: Im Mai habe ich in L.A. einen Film gedreht und zum ersten Mal machte die Stadt für mich Sinn. Ich habe endlich akzeptiert, das es nicht London ist und auf seine Weise auch seine schönen Seiten hat.
Und wie sieht es bei Ihnen zu Hause in London aus?
Immer unordentlich, zum Glück kommt einmal die Woche eine Putzfrau. Meine Einrichtung besteht aus billigen Errungenschaften von Ebay, Flohmärkten und Sets. Mein Bad ist schrecklich. Das müsste ich wirklich mal dekorieren, aber ich lebe schon über vier Jahre da und es ist noch nichts passiert.
Die «Pirates of the Caribbean»Filme liegen jetzt fünf Jahre hinter Ihnen.
Scheint wie eine Ewigkeit.
Kommt es Ihnen vor, als sei das damals eine andere Person gewesen?
Hoffentlich! Es wäre ja schrecklich, wenn man sich im Leben nicht ändern würde. Ich fing mit den Piraten-Filmen an, als ich 17 war und hörte mit 21 damit auf. Jetzt bin ich 26. Man wandelt sich mit den Erfahrungen, es wäre traurig, wenn das nicht so wäre.
Was hielten Sie vom vierten Piraten-Film, dem ersten ohne Sie und Orlando Bloom?
Ich habe ihn nicht gesehen. Aber ich bin sicher, er ist grossartig.