Seine Heimatgemeinde ehrt den Maler und Zeichner Jacques Düblin mit einer Ausstellung
Im Dorf kannte man ihn, den grossen, hageren Mann mit den feinen Gesichtszügen. Er war ein arbeitsamer Künstler, der jeden Morgen in seinem Gartenatelier verschwand oder sich mit Papier und Staffelei auf die Strassen und Felder machte.
Da begegnete er Bauern, Jägern und Waldarbeitern, und manchmal war er umringt von neugierigen Kindern, mit denen er seine Spässchen trieb. Oft zeichnete er am Entenwuhr, dem gestauten Birsig, der im Sommer zum Baden einlud, oder am Eisweiher, wo sich die Jugend im Winter auf Schlittschuhen vergnügte.
Zum 40. Todestag des Malers Jacques Düblin (1901–1978) wird im Sprützehüsli in Oberwil eine Ausstellung mit rund 60 Zeichnungen, Aquarellen und Gouachen eröffnet. Düblin war ein weitherum anerkannter Künstler, zeitweise auch ein sehr erfolgreicher:
Jacques Düblin Gedenkausstellung: Werke auf Papier.
26. Mai bis 17. Juni, geöffnet Sa/So, 11 bis 18 Uhr. Vernissage heute Freitag, 25. Mai,
19 Uhr im Sprützehüsli Oberwil, www.spruetzehuesli.ch.
Die Publikation zur Ausstellung von Urs Berger ist im Friedrich-Reinhardt-Verlag, Basel, erschienen.
«Es gehörte in Oberwil lange zum guten Ton, ein Bild von ihm zu besitzen», erzählt Urs Berger, der die Werke mit dem Enkel des Malers, Gregor Düblin, ausgewählt hat. Die ausgestellten Papierarbeiten, streng geordnet nach der verwendeten Technik, zeigen nicht nur die traditionelle, sondern auch die experimentelle Seite des Künstlers.
Dass Düblin Maler wurde, lag nicht unbedingt nahe: Im katholischen Dorf machte er als Sohn des Briefträgers und der Betreiberin des Lebensmittelladens eine Mechanikerlehre und bildete sich zum Maschinentechniker aus. Seinem frühen Interesse an der Kunst konnte er in Paris nachgehen, wo er ein Studium aufnahm und am Salon d’Automne 1927 sein erstes Bild verkaufte.
Seine frühen Vorbilder – vor allem Vincent Van Gogh, Paul Cézanne und die Impressionisten – entwickelte er vorsichtig in Richtung Expressionismus. So zeigen in Paris entstandene Federzeichnungen jener Zeit erste mutige Schritte zum Abstrakten.
Zurück in seinem Heimatdorf, nahm Düblin sein lebenslanges künstlerisches Schaffen auf – als Maler seiner Heimat. Vor allem die 1930er- und 1940er-Jahre waren für seine Familie von Entbehrungen geprägt: fünf Kinder, wirtschaftliche Krise, lange Militärdienste während des Kriegs.
Doch Düblin konnte an Ausstellungen teilnehmen und hatte zunehmend Erfolg. Seine Arbeiten wurden nun wieder gegenständlich und stellten – oft als beschauliche, friedliche Idyllen – Landschaften, Gärten und Menschen der nahen Umgebung dar: Szenen, die das damals noch stark ländlich geprägte Dorf und seine Umgebung dokumentieren.
Düblin war stolz auf seinen Weg. Das Leimental war «mein Land, meine Heimat mit den vertrauten Menschen, die mich fortan als Maler beschäftigen sollten», hielt er später fest. Und doch machte er es sich dabei nicht leicht. Wenn auch die ländlichen Sujets dieselben blieben, kämpfte er immer wieder um die gelungene Form, um die stimmige Umsetzung. Auch künstlerische Krisen waren zu überstehen. Es habe jedenfalls lange gedauert, sagte er rückblickend, bis «mir Bilder gelangen, die ich als meine eigene Welt empfand».
Mit seiner umgänglichen, geselligen Art war der Maler dafür prädestiniert, sich für die Anliegen seiner Kollegen in der Künstlerszene einzusetzen. Nicht nur als Mitbegründer des späteren Kunstvereins Baselland und Präsident der Basler Sektion der GSMBA (Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten) war er aktiv. Auch spielte er jeweils den Nikolaus, der an den legendären jährlichen Künstlerbällen im Basler Kunsthalle-Restaurant den anwesenden Gästen die Leviten las.
Schon früh, bereits in den 1930er-Jahren, kamen öffentliche Aufträge für Glasfenster und Wandbilder dazu. Höhepunkte sind die in Blautönen gehaltenen drei Chorfenster in der katholischen Kirche Oberwil von 1965. Noch heute sind seine grösseren Werke an öffentlichen Bauten nicht nur im Baselbiet zu finden. Als Düblin 1971 den Baselbieter Kulturpreis überreicht erhielt, musste das für ihn die endgültige Anerkennung seiner künstlerischen Arbeit bedeuten.
«In vielen seiner Papierarbeiten strebte Düblin die Abstraktion an, indem er den Natureindruck reduzierte und kontinuierlich vereinfachte», sagt Kurator Urs Berger. So wurden die späteren Werke freier, stilisierten das Gegenständliche und lösten es in Flächen und Farben auf. Der Maler aus Oberwil verwandelte das Gesehene zunehmend in Formen, um sie der Bildkomposition unterzuordnen.