Das Bourbaki-Panorama zeigt in der Ausstellung «Sehwunder» frühe Vorgänger von Beamer, Augmented Reality und Co. Und lässt ein Künstlerkollektiv mit kritisch-humorvollem Blick auf das historische Bild los.
Museumsleiterin Irène Cramm bedauerte gestern am Presserundgang: «Viele kommen nur einmal und sehen uns dann als abgehakt an.» Das Bourbaki-Panorama am Löwenplatz ist ein historisches 360°-Rundbild. Die Malerei zeigt die Internierung von 87 000 französischen Soldaten im Schweizer Jura am Ende des Deutsch-Französischen Kriegs um 1871.
Viele spannende Geschichten seien aber hinter dem Bild noch verborgen, sagte Irène Cramm. Neu beleuchtet das Bourbaki-Museum deshalb ein Schwerpunktthema pro Jahr. Das erste, «Trick, Trug und Illusion», ist inspiriert vom 3D-Effekt des Rundbilds. Die Ausstellung «Sehwunder» dazu findet in Kooperation mit dem Thun-Panorama statt.
Allerlei wunderliche Geräte bevölkern nun den Ausstellungsraum unter dem Bourbaki-Panorama. Da sind etwa zwei Exemplare der Laterna Magica. Dieser Apparat hatte vor über 200 Jahren die gleiche Funktion wie heute der Beamer: Bilder vergrössert zu projizieren. Als Leinwand diente damals auch Rauch. So spukten die abgebildeten Figuren scheinbar herum, was der Maschine den Spitznamen «Schreckenslaterne» verpasste.
Und da sind ein Praxinoskop (ein Minikino für zu Hause) oder erstaunlich verschiedene Schattentheater. Der kurze, amüsante Schwenker durch die Mediengeschichte zeigt, dass der Augmented-Reality-Hype keineswegs neu ist.
In die Gegenwart führen dann die Carte-Blanche-Werke des Künstlerkollektivs Seico aus Emmenbrücke. Ihr «Seicoscope» ist ein Gebilde aus Guckkästen. Szenen des Bourbaki-Panoramas wurden in humorvoll-kritische Zeitkommentare verwandelt. Soldaten in der Strandbar und Ruag-Werbung am Wegrand? So ist das Bild definitiv noch nie gesehen worden.
Vernissage: 9. Mai, 18 Uhr, Bourbaki-Panorama am Löwenplatz, Luzern
Die Ausstellung in den Panoramen Luzern und Thun dauert bis am 1. Dezember 2019.
www.bourbakipanorama.ch