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Der Bayer lässt die Katze aus dem Sack: er möchte für die Union antreten. Doch das Rennen um die Kandidatur könnte von kurzer Dauer sein.
Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder möchte der nächste Kanzler Deutschlands werden. «Ich stehe bereit», sagte der 54-Jährige am Sonntag in einer Sitzung der Fraktionsspitze von CDU und CSU. Vor der Presse führte er später aus: «Wenn das die CDU breit unterstützt, ist es für mich eine klare Sache, dass man nicht kneifen darf.»
Damit enden monatelange Spekulationen um Söders Kanzler-Ambitionen. Der Franke kokettierte stets mit der Kanzlerkandidatur, ohne sich explizit dazu zu äussern. Nun wirft Söder seinen Hut offiziell in den Ring. Damit hat der CDU-Vorsitzende Armin Laschet, Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, die Kanzlerkandidatur also noch nicht auf sicher.
Laschet, seit Januar Chef der CDU, und der Vorsitzende der kleinen bayerischen CSU, Markus Söder, trafen sich bereits am Samstag, um die Kanzlerfrage zu debattieren. «Wir haben beide festgestellt, dass wir bereit und geeignet sind», sagte Söder. Er sei bereit, sich «der Verantwortung zu stellen». Allerdings betonte der bayerische Regierungschef, dass er nicht auf «Biegen und Brechen» um das Amt ringen werde, sondern nur dann ins Rennen steige, wenn ihn die CDU darum bitte.
Das Rennen um die Kanzlerkandidatur bei der Union ist also eröffnet – könnte aber von kurzer Dauer sein. Bereits an diesem Montag trifft sich der CDU-Parteivorstand, die «K-Frage» wird mit Sicherheit das Hauptthema sein. Auch wenn in den letzten Wochen Stimmen aus der CDU zu vernehmen waren, die für Söder als Kanzlerkandidaten plädiert hatten, blieben das vor allem Wünsche von Abgeordneten aus der zweiten Reihe.
Aus dem CDU-Parteivorstand hingegen gab es keine eindeutigen Bekundungen Söder gegenüber. Auch im Wissen, dass Umfragen volatil sind und sich die Coronalage im Sommer dank Impfungen entspannt haben könnte. Dann könnte Laschet, ein Mann der Mitte und der Integration, doch noch zum Zugpferd im Wahlkampf werden, vielleicht sogar mehr als der führungsstarke, aber etwas breitbeinig auftretende Söder.
Zumal Laschet bewiesen hat, dass er politische Erfolge erzielen kann: 2017 stiess er die damalige SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ausgerechnet in der «roten Hochburg» Nordrhein-Westfalen vom Sockel, und auch im Kampf um den CDU-Vorsitz hat er den bei Konservativen beliebten Friedrich Merz ausgestochen.
Möglicherweise wird sich der CDU-Vorstand daher schon an diesem Montag hinter ihren Vorsitzenden Laschet stellen. Dann wäre die K-Frage bei der Union schon nach einem Tag erledigt. Denkbar ist aber auch, dass der Entscheid erst gegen Ende der Woche fallen wird.
Söder agiert taktisch klug. Als unangefochtener und höchst beliebter Ministerpräsident eines der grössten Bundesländer signalisiert er seine Bereitschaft, sich in den Dienst des Landes zu stellen – im Wissen, dass man ihn darum bitten muss. Er spielt den Ball ins Feld der CDU.
Söders Lust aufs Kanzleramt ist unbestritten, aber er weiss auch, dass er nichts zu verlieren hat und ihm kein politischer Schaden droht, wenn sich die CDU gegen ihn entscheidet. In Umfragen schwingt er punkto Beliebtheit oben aus, rangiert weit vor Armin Laschet.
Die Union ist in Umfragen deutlich abgesackt, kommt derzeit auf 27 Prozent. Laschet – oder vielleicht ja doch Söder – werden mit dem Kandidaten der Grünen um das Kanzleramt ringen. Die Ökopartei wird am 19. April entscheiden, ob sie mit der Co-Vorsitzenden Annalena Baerbock oder dem Co-Chef Robert Habeck antritt. Der Kanzlerkandidat der SPD ist Vizekanzler Olaf Scholz.