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Die belgische Polizei verhaftete zwei Hauptverdächtige der Brüsseler-Anschläge. Die direkte Verbindung zu den Pariser Attentaten wird immer deutlicher.
Es war ein gelungenes Wochenende für die Einwohner der belgischen Hauptstadt: Nicht nur, dass sie zwei Tage Prachtwetter geniessen konnten. Es ging auch in Sachen Terrorbedrohung einen grossen Schritt zurück in Richtung Normalität.
Am Freitagabend bestätigte die Staatsanwaltschaft die Verhaftung von Mohamed Abrini und Osama Krayem. Die beiden sollen an den Brüsseler Anschlägen vom 22. März, bei denen 32 Menschen getötet und Hunderte verletzt wurden, direkt beteiligt gewesen sein.
Der 31-jährige Abrini gestand gegenüber den Ermittlern, der dritte Mann beim Attentat auf den Flughafen Zaventem gewesen zu sein. Anders als seine beiden Komplizen zündete er den Sprengstoffgürtel nicht, sondern entsorgte ihn aus noch unbekannten Gründen in einem Mülleimer.
Der als «Mann mit Hut» bekannt Gewordene sagte in einem ersten Verhör, dass das Dschihadisten-Kommando eigentlich in Paris zuschlagen wollte. Weil ihnen die Polizei aber auf der Spur war, hätten sie sich kurzfristig umentschieden.
Unterdessen wird immer deutlicher, dass es sich bei den Attentätern von Paris und jenen von Brüssel um ein und dieselbe IS-Terrorzelle handelt. Mohamed Abrini wurde am 11. November, zwei Tage vor den Anschlägen in Paris mit 130 Toten, zusammen mit dem kürzlich verhafteten Hauptverdächtigen Salah Abdeslam an einer Tankstelle in Ressons in Nordfrankreich gefilmt. Vermutet wird, dass die beiden zusammen nach Paris fuhren. Welche Rolle Abrini bei den Paris-Attentaten genau spielte, bleibt noch unklar.
Der zweite am Freitag Verhaftete ist Osama Krayem. Er war 2015 unter falschem Namen aus Syrien zurückgekehrt und gilt als Unterstützer beim Anschlag auf die Metrostation Maelbeek. Krayem wurde mit dem Selbstmordattentäter Khalid El Bakraoui kurz vor der Explosion in der Nähe der U-Bahn-Station gefilmt.
Gemäss dem belgischen Staatsfernsehen RBTF soll Krayem die Taschen gekauft haben, in denen die Bomben transportiert wurden. Auch habe er selbst eine Tasche mit sich getragen, welche womöglich Waffen enthalten habe – diese blieb bislang noch unauffindbar. Das Duo soll von einer Wohnung in der Gemeinde Etterbeek in unmittelbarer Nähe zum Europa-Viertel und der Station Maelbeek losgegangen sein, so der Fernsehsender.
Rückkehr zur Normalität
Neben der Verhaftung von Abrini und Krayem meldete die Staatsanwaltschaft zwei weitere Festnahmen Der 25-jährige Hervé M. aus Ruanda soll die Terroristen bei der Planung ihrer Taten unterstützt haben. Ebenso der 27 Jahre alte Bilal E.M. Laut Medienberichten wurde dieser vergangenes Jahr wegen Mitgliedschaft in der verbotenen Salafisten-Organisation «Sharia for Belgium» zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Die Polizei durchsuchte übers Wochenende die Wohnungen der Verhafteten sowie weitere mutmassliche Terroristenverstecke. Waffen oder Sprengstoff wurden aber keine gefunden.
Für die in letzter Zeit in Kritik geratenen belgischen Ermittler sind die Verhaftungen wichtige Erfolgsmeldungen. Mit Abrini und Krayem sind gemäss heutigem Wissensstand alle in die Anschläge direkt involvierten Personen entweder tot oder im Gefängnis. Für das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung ist dies eine wichtige Tatsache.
Die Brüsseler U-Bahn-Betreiber haben denn auch am Sonntag bekannt gegeben, dass der Fahrbetrieb wieder weiter normalisiert wird. Auf 51 der 69 U-Bahn-Stationen verkehren nun zwischen 7 und 21 Uhr wieder Züge. Nach den Attentaten wurde der Betrieb stark eingeschränkt. Die Patrouillen von Militär und Polizei auf den Perrons werden jedoch weitergeführt.