Nordkorea
Donald Trumps Twitter-Diplomatie: Ein Speed-Date mit Kim und eine Einladung ins Weisse Haus

Der US-Präsident hat seine eigene Agenda und düpierte seine Diplomaten

Felix Lee
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Grenzüberschreitung: Trump und Kim schreiten über die Demarkationslinie in Panmunjom. Susan Walsh/Keystone

Grenzüberschreitung: Trump und Kim schreiten über die Demarkationslinie in Panmunjom. Susan Walsh/Keystone

keystone-sda.ch

Keine Frage: Donald Trump hat mal wieder bewiesen, dass er jederzeit für eine Überraschung gut ist. Auf seiner Rückreise vom G-20-Gipfel in Osaka hat der US-Präsident am Sonntag spontan den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un getroffen – und zwar auf nordkoreanischem Boden.

Nach Angaben seines Stabs landete er um kurz nach 14.30 Uhr Ortszeit an Bord seines Regierungs-Hubschraubers Marine One in der entmilitarisierten Zone an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea und überschritt sogar für einige Minuten die Demarkationslinie. Er ist damit der erste amtierende US-Präsident, der nordkoreanisches Staatsgebiet betritt.

Es handelte sich zwar um ein sehr kurzes Treffen von gerade einmal 50 Minuten; konkret über Nordkoreas viel kritisiertes Atomwaffenprogramm haben sie nicht geredet, sondern lediglich vereinbart, die Verhandlungen zu intensivieren.

Trump lud den Diktator aber zu einem Besuch ins Weisse Haus nach Washington ein. «Ich war stolz, über die Linie zu treten», sagte Trump zu Kim bei ihrem Treffen im «Freedom House» auf der südkoreanischen Seite des Dorfs Panmunjom. «Dies war ein sehr legendärer, sehr historischer Tag.»

Die USA fordern von Nordkorea, seine Atomwaffen aufzugeben. Das Kim-Regime wiederum fordert die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen und eine Sicherheitsgarantie, nicht von US-Kräften gestürzt zu werden

«Eine neue Zukunft beginnen»

Trump ist der erste US-Präsident, der überhaupt einem nordkoreanischen Machthaber von Angesicht zu Angesicht gegenübertritt. Es handelt sich bereits um ihre dritte Begegnung. Nach dem ersten Gipfel vor einem Jahr in Singapur feierte Trump sich selbst und die Annäherung noch gross.

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Sein zweites Treffen Anfang Februar in Hanoi fiel für beide Seiten hingegen sehr ernüchternd aus. Sie trennten sich, ohne Ergebnisse zu vereinbaren. Seitdem liegen die Verhandlungen um Nordkoreas Atomwaffenprogramm auf Eis.

Kim gab denn auch zu, dass er sehr «überrascht» war, als Trump ihn am Samstag über Twitter eingeladen habe, ihn zu treffen. Kim fühlte sich aber sichtlich geehrt. Gegenüber Trump sagte er, für ihn sei dies «Ausdruck seiner Bereitschaft, die gesamte unglückliche Vergangenheit zu eliminieren und eine neue Zukunft zu beginnen».

Ein historisches Händeschütteln - oder bloss gut inszenierter PR-Stunt? President Donald Trump meets with North Korean leader Kim Jong Un at the border village of Panmunjom in the Demilitarized Zone, South Korea, Sunday, June 30, 2019. (AP Photo/Susan Walsh) Donald Trump,Kim Jong Un

Ein historisches Händeschütteln - oder bloss gut inszenierter PR-Stunt? President Donald Trump meets with North Korean leader Kim Jong Un at the border village of Panmunjom in the Demilitarized Zone, South Korea, Sunday, June 30, 2019. (AP Photo/Susan Walsh) Donald Trump,Kim Jong Un

Susan Walsh

Für diesen Blitzbesuch hat Trump seinen engsten Stab mitgebracht: Seine Tochter Ivanka, ihren Mann Jared Kushner sowie Finanzminister Steven Mnuchin. Mnuchin ist verantwortlich für die Sanktionen, die die USA gegen Nordkorea verhängt haben. Aus US-Kreisen heisst es, Trump würde unmittelbare Sanktionserleichterungen in Betracht ziehen. Offiziell bestätigt ist das aber nicht. Kims Chef-Unterhändler Kim Yong-chol und Choe Son-hui waren bei der Begegnung nicht zu sehen. Trumps Nordkorea-Verhandler Stephen Biegun soll sich aber bereits in der Nacht mit Choe getroffen haben.

Es ging nicht nur idyllisch zu. Der US-Fernsehsender CNN berichtet, auf dem kurzen Weg von der nordkoreanischen Seite zum südkoreanischen Grenzgebäude hätten höchst nervöse Leibwächter Kim den Weg so ruppig freigemacht, dass sich Trumps gerade erst ins Amt beförderte Pressesprecherin Stephanie Grisham leicht verletzte.