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Der US-Präsident hat seine eigene Agenda und düpierte seine Diplomaten
Keine Frage: Donald Trump hat mal wieder bewiesen, dass er jederzeit für eine Überraschung gut ist. Auf seiner Rückreise vom G-20-Gipfel in Osaka hat der US-Präsident am Sonntag spontan den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un getroffen – und zwar auf nordkoreanischem Boden.
Nach Angaben seines Stabs landete er um kurz nach 14.30 Uhr Ortszeit an Bord seines Regierungs-Hubschraubers Marine One in der entmilitarisierten Zone an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea und überschritt sogar für einige Minuten die Demarkationslinie. Er ist damit der erste amtierende US-Präsident, der nordkoreanisches Staatsgebiet betritt.
Es handelte sich zwar um ein sehr kurzes Treffen von gerade einmal 50 Minuten; konkret über Nordkoreas viel kritisiertes Atomwaffenprogramm haben sie nicht geredet, sondern lediglich vereinbart, die Verhandlungen zu intensivieren.
After some very important meetings, including my meeting with President Xi of China, I will be leaving Japan for South Korea (with President Moon). While there, if Chairman Kim of North Korea sees this, I would meet him at the Border/DMZ just to shake his hand and say Hello(?)!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 28. Juni 2019
Trump lud den Diktator aber zu einem Besuch ins Weisse Haus nach Washington ein. «Ich war stolz, über die Linie zu treten», sagte Trump zu Kim bei ihrem Treffen im «Freedom House» auf der südkoreanischen Seite des Dorfs Panmunjom. «Dies war ein sehr legendärer, sehr historischer Tag.»
Die USA fordern von Nordkorea, seine Atomwaffen aufzugeben. Das Kim-Regime wiederum fordert die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen und eine Sicherheitsgarantie, nicht von US-Kräften gestürzt zu werden
Leaving South Korea after a wonderful meeting with Chairman Kim Jong Un. Stood on the soil of North Korea, an important statement for all, and a great honor!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 30. Juni 2019
Trump ist der erste US-Präsident, der überhaupt einem nordkoreanischen Machthaber von Angesicht zu Angesicht gegenübertritt. Es handelt sich bereits um ihre dritte Begegnung. Nach dem ersten Gipfel vor einem Jahr in Singapur feierte Trump sich selbst und die Annäherung noch gross.
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Sein zweites Treffen Anfang Februar in Hanoi fiel für beide Seiten hingegen sehr ernüchternd aus. Sie trennten sich, ohne Ergebnisse zu vereinbaren. Seitdem liegen die Verhandlungen um Nordkoreas Atomwaffenprogramm auf Eis.
Kim gab denn auch zu, dass er sehr «überrascht» war, als Trump ihn am Samstag über Twitter eingeladen habe, ihn zu treffen. Kim fühlte sich aber sichtlich geehrt. Gegenüber Trump sagte er, für ihn sei dies «Ausdruck seiner Bereitschaft, die gesamte unglückliche Vergangenheit zu eliminieren und eine neue Zukunft zu beginnen».
Für diesen Blitzbesuch hat Trump seinen engsten Stab mitgebracht: Seine Tochter Ivanka, ihren Mann Jared Kushner sowie Finanzminister Steven Mnuchin. Mnuchin ist verantwortlich für die Sanktionen, die die USA gegen Nordkorea verhängt haben. Aus US-Kreisen heisst es, Trump würde unmittelbare Sanktionserleichterungen in Betracht ziehen. Offiziell bestätigt ist das aber nicht. Kims Chef-Unterhändler Kim Yong-chol und Choe Son-hui waren bei der Begegnung nicht zu sehen. Trumps Nordkorea-Verhandler Stephen Biegun soll sich aber bereits in der Nacht mit Choe getroffen haben.
Es ging nicht nur idyllisch zu. Der US-Fernsehsender CNN berichtet, auf dem kurzen Weg von der nordkoreanischen Seite zum südkoreanischen Grenzgebäude hätten höchst nervöse Leibwächter Kim den Weg so ruppig freigemacht, dass sich Trumps gerade erst ins Amt beförderte Pressesprecherin Stephanie Grisham leicht verletzte.