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Nachdem sich das Coronavirus in Afrika nur langsam verbreitete, beschleunigt sich die Pandemie nun laufend. Gemäss der WHO sind auf dem Kontinent nun über 200'000 Corona-Fälle bestätigt.
Das Coronavirus betrifft alle Kontinente dieser Welt – mit Verzögerung nacheinander. Lange sah es danach aus, als ob der afrikanische Kontinent zumindest teilweise vom Virus verschont bleiben könnte. Zahlen der WHO, der Johns Hopkins University und der Africa Centres for Disease Control and Prevention (ACDC) zeigen nun jedoch, dass sich die Pandemie auf dem Kontinent zunehmend beschleunigt.
Gemäss der WHO wurde am 11. Juni die 200'000-Infektions-Grenze überschritten. Offiziell wurden 209'380 Infektionen bestätigt. Auch seien bisher rund 5600 Menschen am Virus gestorben.
Die WHO warnte, dass sich das Virus auf dem Kontinent immer schneller verbreite. Es habe nach dem ersten Fall ganze 98 Tage gedauert, bis 100'000 Menschen nachweislich infiziert waren – aber nur 18 Tage um von 100'000 auf 200'000 bestätigte Erkrankungen zu kommen.
Der Altersdurchschnitt auf dem Kontinent ist wegen der hohen Geburtenrate zwar relativ tief (Median: 19.4 Jahre), trotzdem gibt es viele Menschen mit Vorerkrankungen wie Malaria, HIV oder Tuberkulose.
Auch sind viele Afrikaner mangelernährt. Viele Länder sind zudem kaum auf eine Pandemie vorbereitet und können eine grosse Anzahl an Erkrankten nicht ausreichend behandeln. So gibt es in Kenia für 48 Millionen Menschen nur 400 Intensiv- und 800 Isolationsbetten in den Spitälern.
Die über 200'000 Erkrankungen verteilen sich ungleich auf die verschiedenen afrikanischen Staaten. Am stärksten betroffen sind:
Wegen der teils sehr schwachen Gesundheitssysteme in den afrikanischen Ländern muss davon ausgegangen werden, dass es weitaus mehr Coronavirus-Infektionen und Todesfälle gibt, als offiziell von den Regierungen bestätigt.
Dies, weil in vielen Ländern die Testmöglichkeiten fehlen, ländliche Gebiete schlecht erschlossen und unterversorgt sind und Spitäler nur über sehr begrenzte Ressourcen verfügen. Auch gibt es (autoritäre) Regierungen in Afrika, die versuchen, das Coronavirus herunterzuspielen.
Als Beispiel steht hier das Land Tanzania, welches seit dem 28. April keine neuen Coronavirus-Zahlen mehr veröffentlicht hat und nun von der Regierung als «Virusfrei» deklariert wurde. Virusfrei ist das Land jedoch nicht, es wurden schlicht keine Tests mehr durchgeführt und das nationale Test-Labor musste schliessen.
Wegen der weitaus geringeren internationalen Mobilität als auf anderen Kontinenten ging man davon aus, dass das Virus Afrika weniger treffen könnte, als etwa Europa, das mit seinen Häfen und Flughäfen sehr stark an das internationale Verkehrsnetz angeschlossen ist. Tatsächlich kamen die ersten Corona-Fälle auch durch Reisende nach Afrika und galten daher als eine Krankheit der «weissen Ausländer». Es dauerte daher einige Wochen, bis sich die Pandemie auch unter den Ärmeren ausbreitete.
Afrikanische Regierungen regierten zwar sehr schnell, schlossen die Grenzen und verhängten teilweise drastische Lockdowns, mussten diese jedoch teilweise bereits wieder lockern, da die oftmals ärmliche Bevölkerung zu verhungern droht, wenn sie nicht mehr arbeiten kann. Denn viele Menschen leben von der Hand in den Mund und kämpfen ums Überleben, wenn es ihnen nicht möglich ist, das tägliche Brot zu verdienen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht in einer Studie von Mitte Mai davon aus, dass es auf dem afrikanischen Kontinent innerhalb Jahresfrist rund 190'000 Todesopfer und 29 bis 44 Millionen Infizierte geben wird, da sich die Pandemie weiterhin beschleunigen wird, falls die verordneten Massnahmen scheitern oder zu früh wieder aufgehoben werden.
Weil die Infektions-Kurve in Afrika weitaus flacher und somit langsamer verläuft als auf anderen Kontinenten, rechnet die WHO mit einer länger dauernden Pandemie als auf der restlichen Welt.