Zwischenruf
Die Philanthropie-Philippika

Starke Worte: «Die traditionelle Form der Philanthropie hat versagt ... Langfristig einfach Geld zu transferieren, weil man ein schlechtes Gewissen hat, bringt nichts.» André Hoffmann, Vertreter des Hoffmann-Clans im Verwaltungsrat des Roche-Konzerns, sagte dies im Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Christian Mensch
Christian Mensch
Drucken
Andre Hoffmann im Science Club im Bau 11 des Roche-Areals in Basel, am Freitag, 10. September 2021.

Andre Hoffmann im Science Club im Bau 11 des Roche-Areals in Basel, am Freitag, 10. September 2021.

Georgios Kefalas / KEYSTONE

Er begründet darin, weshalb die von der Familie alimentierte Naturschutzstiftung Mava im kommenden Jahr die Zuwendungen einstellen wird.

Man reibt sich die Augen. Ist es ihm tatsächlich ernst, dass das mäzenatische Engagement seiner Familie nichts anderes sei als Psychohygiene, eine Form des modernen Ablasshandels, um sich von der Sünde des Grossverdienstes reinzuwaschen? – Wenn dem so ist, sollte die Gesellschaft vielleicht von sich aus auf die Gelder verzichten.

Mit der Idee, Philanthropie habe sich nicht aufs Geldgeben zu beschränken, sondern nachhaltig zu sein, kommt Hoffmann zudem reichlich spät. Im Stiftungswesen ist dies seit bald zwei Jahrzehnten die Lehrmeinung. Die besondere Pointe daran: Gerade die Familie Oeri – der zweite Zweig der Roche-Erben – foutiert sich um solch moderne Stiftungs-Governance: Was sie finanziert, existiert, weil sie es finanziert. Auch dies ist eine Haltung.