Endlich wieder gefüllte Ränge und Vorfasnacht! Am «Läggerli» freut sich sogar die Ratte, die im Theater Scala lebt, dass wieder Menschen auf den Sitzen Platz nehmen.
«D Vorrootskammere sind nur mit Schissipapier und Masgge voll», beklagt sich die Ratte über die Zustände in letzter Zeit.
Fredy Keller und sein rüstiger Vater besichtigen das Scala für ihre geplante Vorfasnachtsveranstaltung, das «Källerli». Patrick «Almi» Allmandinger nimmt dabei alle anderen Vorfasnachten liebevoll aufs Korn. Er imitiert genauso Caroline Rasser vom Pfyfferly wie Erik Julliard vom Charivari. Zuerst muss Fredy mit seinem Bappe (Rolf Boss) aber seine Frau (Priska Caccivio) aus «Hollywood» zurücklotsen, was einfacher ist, als anfangs gedacht.
Dann kann das Casting der verschiedenen Anwärter auf das «Källerli» starten. Das Publikum hat ein Mitspracherecht, es kann die rote oder die grüne Karte aus dem Programmheft zeigen. So bewirbt sich auch Timo Klingelfuss von der BVB für eine Nummer. Statt mit einem «Rammel-Drämmli» will er dieses Jahr einen grünen Oldtimer gestalten, aber mit richtigen Fasnachtsfiguren. Die Nummer ist ein Dankeschön an den Wagenführer der BLT, der letztes Jahr ein «Fasnachts-Drämmli» organisiert hat.
Es tauchen weiter eine falsche «Giftspritzi» oder der Teufel per Videoschaltung aus der Hölle auf. Die Nummer mit der Bewerbung eines Dudelsack-Spielers hat für die einzige (und lustige) kleine Panne an der Première gesorgt. Mit der Larve wurde dem Schauspieler auch Perücke und Bart vom Kopf gezogen.
Den «Pingpong-Arabi» spielen vier Pfeiferinnen und Pfeifer auf einzelnen Röhrchen, wobei das D vom Klavier kommt und der Rhythmus von einem balancierten Pingpong-Ball. Ein Höhepunkt ist jedes Mal, wenn sich Vater Keller vor Freude nicht im Zaum halten kann.
Nach der Pause geht es mit dem «Källeri» los. Wobei sich schon beim Prolog die Familienmitglieder gegenseitig stören. Die echte «Giftspritzi» bietet den ersten Höhepunkt. Alles saubere Verse mit unerwarteten Pointen – ein Genuss. Anschliessend «wird’s ärnscht»: Der Teufel (Almi) steigt empor und liest der Menschheit oder zumindest den Baslerinnen und Baslern die Leviten.
«Kuum nimmt dr Bebbi d Laarve fiire, isch vo Zämmehalt nid mee z gspiire», prangert er den Untergang diverser Fasnachtsateliers und auch der Fasnachtskultur an. Fehlender Mut und Dummheit wirft der Teufel der Bevölkerung im Umgang mit ihrer Fasnacht und der Stadt Basel vor. «Mer stehn voll im Rääge, am Wessels isch es doch nid glääge», sorgt für einen Lacher, der im Halse stecken bliebt.
Selten gab es am «Läggerli» so viel Gesellschaftskritik, die es gerade in diesen Zeiten braucht. Seichter wird es als ein Cervelat, pardon «Klöpfer», mit einem Kääskiechli an einem Stand an der Fasnacht auf ihr Ende warten. Thema ist auch das bevorstehende Schwingfest, an dem eine Baselbieterin gegen einen Städter antritt.
Höhepunkt des zweiten Teils ist das Lied «Wenn isch mol ändlig wieder Fasnacht?», nach dem Vorbild von Rudi Carells: «Wann ist endlich wieder Sommer?». Ein Treffer ins Herz der Aktiven. Zum Abschluss ertönt das «Morgeschtraich-Lied», das schon in den vorhergehenden Läggerli-Ausgaben für Gänsehaut-Momente sorgte.
Ein schlichteres Bühnenbild als in früheren Ausgaben wird mit Videoeinspielungen aufgewertet und bringt die Schauspielkunst der Protagonisten besser zum Tragen. Musikalisch sind die beiden Dudelsackspieler, der Tambour und die vier Pfeifer ebenfalls ein Genuss, vor allem in deren Einzelnummern. Ein sehr gelungenes «Läggerli» für das es noch Tickets gibt.