Kostenlose Hygieneartikel
SP-Politikerinnen fordern gratis Binden und Tampons für Schülerinnen

Mit einem Vorstoss will die SP an kantonalen Schulen kostenlose Hygieneartikel zur Verfügung stellen – das freut vor allem Schülerinnen.

Deborah Gonzalez
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Geht es nach den zwei SP-Politikerinnen, soll es bald kostenlose Tampons an den kantonalen Schulen geben.

Geht es nach den zwei SP-Politikerinnen, soll es bald kostenlose Tampons an den kantonalen Schulen geben.

Keystone

Glaubt man den Tampon- und Bindenwerbungen, bluten Frauen jeden Monat blaue Flüssigkeit aus. Und sie haben ein «Leichtigkeitsgefühl», wie sie es in den kurzen Clips schildern. Freudestrahlend laufen sie in luftiger, heller Kleidung durch die Strassen. Der Realität könnte das nicht ferner sein. Eigentlich blutet man rot, manchmal vielleicht auch braun.

Die meisten Frauen liegen mit Krämpfen im Bett und jede Bewegung fällt einem schwer. Helle, luftige Klamotten sind kein Thema – es könnte ja ein Fauxpas passieren. Diese grosse Kluft zwischen Fiktion und Realität hat einen Grund: Die Menstruation ist ein Tabuthema.

Und das soll sich nun endlich ändern, findet die Basler SP-Grossrätin Jessica Brandenburger. Zusammen mit Miriam Locher, Landrätin SP Baselland, hat sie einen Vorstoss eingereicht, der dazu beitragen soll, die Menstruation zu enttabuisieren.

Gratis Binden und Tampons sollen Konzentration beim Lernen verbessen

Die zwei Politikerinnen wollen, dass Hygieneartikel wie Binden und Tampons an kantonalen Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Artikel sollen auf den Toiletten in einem Spender neben den WC-Rollen platziert werden. So sollen sich die Schülerinnen besser auf das Lernen konzentrieren, weil sie sich keine Gedanken über Blutflecken und unangenehme Situationen mehr machen müssen. Als Vorbild nennen die Politikerinnen andere Länder und Städte wie Neuseeland, Schottland oder New York. Aber auch in der Schweiz gibt es im Kanton Bern ein Pilotprojekt.

Eine Schule stellt den Schülerinnen ab diesem Herbst Hygieneartikel kostenlos zur Verfügung «Das zeigt, dass es auch hierzulande geht», sagt Brandenburger. Bei dem Vorstoss gehe es nicht primär um die Kosten, die entstehen würden, sondern um das grosse Ganze: «Es muss ja nicht alles vom Staat gezahlt werden. Es geht hier mehr um den gesellschaftlichen Diskurs, der geführt werden muss.» Dieser Schritt in Richtung der Enttabuisierung sei nur ein kleiner Eingriff in den Schulalltag, aber ein grosser Unterschied im Leben der jungen Frauen, findet die Politikerin.

Schülerinnen begrüssen den Vorstoss

Und was finden die Schülerinnen? Am Leonhard-Gymnasium ist der Tenor der Befragten eindeutig: Sie alle finden, dass es eine gute Idee wäre, Binden und Tampons auf den Toiletten auszulegen. «Hygieneartikel sind schon ziemlich teuer. Ich nehme meist die meiner Mutter, oder sie kauft mir welche», sagt die 16-jährige Emmi.

Auch ihre Mitschülerin Yara würde ihre Produkte nicht selbst kaufen, das sei ihr schlichtweg zu teuer, erklärt sie. Es sei schon einmal vorgekommen, dass sie ihre Periode überraschend während des Unterrichts bekommen hätten. «Da wäre ich sehr froh drum gewesen, wenn es Tampons auf dem WC gegeben hätte», sagt die 17-jährige Yara.

Vor allem die Genderfrage sei hier wichtig

So findet Emmi: «Die Jungs kriegen keine Periode und müssen deswegen die Kosten nicht tragen. Darum finde ich diese Lösung nur fair.» Auf die Frage, wie sie sich das vorstellen würden, zählen sie verschiedene Clubs und Restaurants auf, wo schon lange kostenlose Hygieneartikel angeboten werden. Daran, dass einige Schülerinnen das Angebot ausnutzen würden, glauben die zwei nicht. «Gesunder Menschenverstand» sei hier das Stichwort.

An genau diesen appellieren auch Brandenburger und Locher mit ihrem Vorstoss. Ende des Jahres soll darüber diskutiert werden. Leicht wird es nicht. Brandenburger denkt, dass der Vorstoss einen schwierigen Stand im Parlament haben wird.

«Die vielen Männer werden wahrscheinlich nicht so Lust haben, über das Thema zu sprechen», merkt sie an. Damit könnte sie recht haben, denn SVP-Grossrat Pascal Messerli zeigt sich skeptisch: «Das ist immer so eine Sache mit Gratisabgaben. Ich denke nicht, dass es da eine Fraktionsmehrheit geben wird.»

«Das Wort finde ich schwierig.»

Es sei ihm ein Anliegen, dass die Aufklärung in Sachen Hygiene stattfinde, nichtsdestotrotz seien die Kosten der Artikel Sache der Eltern, findet der Politiker. Dass der Staat dafür aufkommen solle, sei nicht tragbar. Gerade weil nur ein kleiner Teil profitieren würde, nicht die Allgemeinheit. Gratis Hygieneartikel seien zwar sinnvoll für Geringverdiener oder für Schülerinnen, die sich nicht an die Eltern wenden wollen. Aber: «Das Wort finde ich schwierig. Davon profitieren dann Leute, die es nicht wirklich brauchen.» Da man das nicht umgehen könne, müssten andere Lösungen her. «Ich wäre eher für eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes», sagt er.

Wie sinnvoll ist es, dass es im Vorstoss nur um Schulen geht? «Das gilt als Anfang, damit darüber überhaupt mal geredet wird», sagt Brandenburger. Es sei wichtig und richtig, dass die Periode zum Thema gemacht wird, damit keiner mehr ein falsches Bild hat und denkt, dass sie eine blaue Flüssigkeit sei und man problemlos damit leben könne.