Das ehemalige Hafengelände wird zum dringend benötigten Grünraum. Die offizielle Eröffnung warteten die Weiler Bürgerinnen und Bürger nicht ab.
Ab sofort ist der erweiterte Rheinpark gegenüber des Rheincenters in Weil am Rhein offiziell eröffnet. Am Samstag wurden zahlreiche Reden gehalten und im Anschluss durch die Referenten gleich sieben Fahnen gehisst. Die Weiler Bürger jedoch haben nicht auf die förmliche Eröffnung gewartet. Sie nahmen den über 38'000 Quadratmeter grossen Rheinpark in Beschlag, sobald die Bauzäune verschwunden waren. Die Kinder klettern längst auf den neuen Spielgeräten herum. Freiluftschach, Boules-Platz, Kletterfelsen für die Kleinen, überall lange Bänke, die auch grösseren Gruppen das Zusammensitzen im Freien erlauben – die Stadt hat sich Mühe gegeben, allen etwas zu bieten. Einzig die Fitnessgeräte in der prallen Sonne bleiben vorerst unberührt und werden wohl erst in kühleren Stunden Benutzerinnen und Benutzer anlocken können. Der Weiler Oberbürgermeister Wolfgang Dietz trägt es mit Fassung:
«Die Leute brauchen Freiräume – und jetzt, wo sie den Park endlich im vollen Umfang nutzen können und auch noch die coronabedingten Einschränkungen wegfallen, machen sie das einfach.»
Die Gelegenheit, den dringend benötigten Grünraum im dicht besiedelten Weil-Friedlingen zu erweitern, bot sich, als der südliche Weiler Rheinhafen nach Norden verschoben wurde. Nur der Portalkran wird auch künftig an die Vergangenheit als Hafengelände erinnern. Neu wird das Rheinufer direkt neben der Dreiländerbrücke über eine grosszügige Terrasse, den «Rheinbalkon», zugänglich sein. Da aufgrund der deutschen Bestimmungen Baden an Schifffahrtsstrassen, also auch im Rhein, nicht erlaubt ist, gibt es keine entsprechende Infrastruktur. Man kann aber endlich nah am Wasser sitzen. Das war in Weil am Rhein vorher nirgends möglich.
Die Stadtoberhäupter von Weil am Rhein und dem französischen Huningue betonten in ihren Reden, wie wichtig die Dreiländerbrücke und nun auch die im Rahmen des Projekts auf beiden Uferseiten entstandenen Parks seien, um Menschen und Nationen zu verbinden. Beide Parks zusammen haben als Projekt «vis-à-vis» wegen der grenzüberschreitenden Dimension grosszügige Fördermittel erhalten. Dietz kam aber nicht umhin anzumerken:
«Wer glaubt, Europa sei einfach, der sollte einfach einmal einen Interreg-Antrag stellen.»
Interreg förderte das Projekt in Weil ebenso wie das in Huningue am Ende mit je einer Million Euro. Die Mühe, sich durch den komplizierten Prozess zu arbeiten, hat sich durchaus gelohnt. Die Umgestaltung auf der französischen Seite ist bereits seit vergangenem Sommer abgeschlossen.
Im Rahmen der Eröffnung gab es eine weitere gute Nachricht: Der Park erhält nun doch eine WC-Anlage. Eine solche war ursprünglich vorgesehen, musste dann aber wieder gestrichen werden. Denn die Stadt hatte plötzlich festgestellt, dass in der Kostenrechnung etwas schief gelaufen war. Ein Kommunikationsproblem zwischen zwei in die Planung involvierten, externen Büros führte zu viel zu niedrigen Zahlen. Die Kosten für die Altlastenentsorgung im alten Hafen und die unerwartet aufwendige obligatorische Kampfmittelsondierung, die Baugrund auf verbliebene Weltkriegsmunition untersucht, sorgten zudem für eine gewaltige Lücke im Budget. Mittlerweile konnten die Probleme mit den Finanzen gelöst werden, und jetzt kann die Verwaltung daran gehen, die von den Bürgern nachdrücklich gewünschte selbstreinigende WC-Anlage doch zur Umsetzung auszuschreiben.