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Arbeiten in Ihrer Gemeinde mehr Aargauer oder Solothurner? Die Mobilitätskarte zeigt Wohn- und Arbeitsorte im Vergleich

Das Bundesamt für Statistik hat erhoben, wo die Leute wohnen und wo sie arbeiten. Die Mobilität hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Unterschiede zwischen den beiden Basel sind beträchtlich.

Dominic Kobelt
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Rund 45% aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Baselland überschreiten auf ihrem Arbeitsweg die Kantonsgrenze. In Basel-Stadt sind es nicht einmal 28%. Dies geht aus der Mobilitätsstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) hervor. Noch deutlicher wird der Unterschied im sogenannten relativen Pendlersaldo, also Zupendler minus Wegpendler. In Baselland beträgt dieser Wert -20.9%, in Basel-Stadt +44.8%. Es sind also deutlich mehr Leute, die zum Arbeiten nach Basel-Stadt kommen, als Leute, die in den Kanton verlassen, um ausserhalb zu arbeiten.

Wo arbeiten die Basler?

Die Statistik des BFS, die seit Kurzem Daten auf Gemeindeebene von 2018 beinhaltet, lässt damit einen genaueren Blick auf die Kommunen zu: Generell lässt sich sagen, dass die kleineren, ländlichen Gemeinden, die trotzdem nahe an einem Zentrum liegen, typische Wohngemeinden sind. Die höchsten Werte erzielen die Gemeinden Nenzlingen, Känerkinden, Thürnen und Hersberg: Um die 90% der Einwohner arbeiten ausserhalb der Gemeinde. Zum Vergleich: In der Stadt Basel sind es knapp 30%.

Anhand der Einfärbung der Karte lässt sich auch gut erkennen, wie weit das Wirtschaftszentrum Basel Auswirkungen auf die ländlichen Gemeinden hat. Nur in ein paar wenigen Gemeinden gibt es mehr Arbeitnehmer, die ihre Stelle in Solothurn oder im Aargau haben.

Und wer arbeitet in Basel?

Und wer arbeitet bei uns? In allen Gemeinden sind die Einheimischen auch die grösste Gruppe der Arbeitnehmer, ausser in Münchenstein: Hier stellt die Stadt Basel die grösste Arbeiter-Gruppe. Bei den Ausserkantonalen zeigt sich ein gemischtes Bild. In vielen Gemeinden sind es Leute aus dem Kanton Basel-Stadt, in kleineren Gemeinden fehlt aber häufig aufgrund der niedrigen Fallzahlen eine verlässliche Angabe, weiter weg von Basel sind es dann auch öfters mal die Solothurner. In Ramlinsburg sind es die Luzerner, wobei mit neun Arbeitnehmern diese Mehrheit auch etwas zufällig zustande gekommen sein dürfte.

Die Schweizer pendeln dank gutem öV mehr

Laut Timo Ohnmacht, Verkehrssoziologe an der Hochschule Luzern, hat der durchschnittliche Arbeitsweg von Herr und Frau Schweizer in den letzten Jahren zugenommen. «Das hat hauptsächlich mit dem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel zu tun. Mit der Umsetzung des Projekts Bahn 2000 haben die Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsort sprunghaft zugenommen.» Laut einer Studie seien viele Arbeitnehmer bereit, bis zu einer Stunde Arbeitsweg auf sich zu nehmen, danach sinke die Bereitschaft merklich. «Mit den öV kommt man heute viel weiter als noch vor 50 Jahren, während sich die Distanz mit dem Auto weniger stark verändert hat.»

Seit dieser Entwicklung ist das Pendel-Verhalten der Schweizer mit dem im nahen Ausland zu vergleichen, sagt Ohnmacht. «Besonders das Pendeln von Stadt zu Stadt, etwa zwischen Bern und Zürich, ist in der Schweiz ein verbreitetes Phänomen.»

Wird in Zukunft weniger gependelt?

Künftig könnte der durchschnittliche Arbeitsweg aber auch wieder abnehmen: «Unsere Untersuchungen zeigen, dass besonders im Dienstleistungssektor flexiblere Arbeitsmodelle zum Einsatz kommen. Auch Homeoffice und Coworking haben zugenommen und werden wohl weiter zunehmen», erklärt Ohnmacht. Unter Coworking versteht man Arbeitsformen, bei der der Arbeitnehmer nicht zu Hause, aber auch nicht in einem klassischen Büro arbeitet, sondern in einem Raum, der von mehreren Firmen nach Bedarf genutzt werden kann. «Man begibt sich zum Arbeiten aus seiner Wohnung, so dass man nicht mehr durch dreckiges Geschirr oder oder die Kinder abgelenkt wird.» Die Coworking-Räume sollen den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, die nötige Arbeits-Infrastruktur nahe am Wohnort vorzufinden.

Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Teilzeitarbeit. Laut den Untersuchungen von Ohnmacht sind Leute, die nur zwei oder dreimal pro Woche arbeiten, bereit, einen längern Arbeitsweg in Kauf zu nehmen – so wird weniger oft, aber über längere Distanzen gependelt.

Mehr zur Arbeitsmobilität in Ihrer Gemeinde

Wollen Sie noch mehr dazu erfahren, wo die Bewohnerinnen und Bewohner Ihrer Gemeinde arbeiten? In ausführlichen Artikeln auf den jeweiligen Gemeindeseiten werden Sie fündig: