Baustellenschliessungen sind kaum zu vermeiden

Bauunternehmer kämpfen mit Corona-Regeln. Bei gewissen Baustellen sei ein Stopp sinnvoll, so der Branchenverband.

Michael Nittnaus
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Die Baustelle des Neubaus Hirzbrunnen des Claraspitals geriet ins Visier der Gewerkschaft.

Die Baustelle des Neubaus Hirzbrunnen des Claraspitals geriet ins Visier der Gewerkschaft.

Bild: Kenneth Nars (Basel, 20. März 2020)

Die Vorwürfe der Gewerkschaft Unia wiegen schwer: Bei Baustellenbesuchen in der Region Basel habe man praktisch überall «katastrophale hygienische Zustände festgestellt, die den Anweisungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) spotten», teilte die Unia vergangenen Donnerstag mit. Fehlende Wasch- und Desinfektionsmittel sowie das Missachten des Mindestabstands von zwei Metern würden die Bauarbeiter einem unnötigen Risiko aussetzen, sich mit dem Corona-Virus anzustecken.

Mehrere Verbesserungen auf Claraspital-Baustelle

Explizit erwähnte die Unia dabei die Grossbaustelle des Basler Claraspitals. 150 Bauarbeiter müssten hier auf engem Raum arbeiten, erst auf Intervention der Gewerkschaft seien Schutzmasken verteilt worden. Auf Anfrage der bz nimmt der Generalunternehmer HRS Stellung und zeigt, dass er die Lage ernst nimmt: Noch am selben Tag habe man die Vertreter der Unia Nordwestschweiz getroffen und Massnahmen beschlossen. «Die Verhandlungen waren hart, aber wir wurden uns einig», sagt HRS-Sprecher Hans Klaus. Konkret werden nun die Umkleide- und die Essensräume vergrössert. Dazu würden zusätzliche Toiletten installiert und mehr Desinfektionsmittel aufgestellt. Warnplakate werden die Bauarbeiter an die Abstands- und Hygieneregeln erinnern und HRS werde vermehrt eigene Kontrollen durchführen, so Klaus.

Für ihn steht fest: «Insbesondere die Stilllegung von Spitalbaustellen wäre in der momentanen Situation fatal.» Genau das Szenario der Schliessung dürfte dafür bald einigen anderen Baustellen drohen. Erst am Freitag verschärfte der Bundesrat nochmals die generellen Auflagen, allen voran die Weisung, dass nicht mehr als fünf Personen zusammenstehen dürften und selbst dann der Abstand von zwei Metern eingehalten werden müsse. Dass dies auch für Bauherrschaften gelte, erwähnte der Bundesrat explizit. Bei Missachtung könnten die Kantone Baustellen schliessen.

Diese harte Haltung stützt der Kanton Basel-Stadt: «Der Regierungsrat hält sich an die Vorgaben des Bundes. Baustellen, die sich nicht daran halten, sollen und werden geschlossen werden», schreibt Brigitte Meyer, Generalsekretärin des Wirtschaftsdepartements der bz. Und im Kanton Baselland verweist Krisenstab-Sprecher Roman Häring darauf, dass Volkswirtschaftsdirektor Thomas Weber am Donnerstag die Arbeitsmarktkontrolle für das Baugewerbe (AMKB) neu beauftragt habe, zu kontrollieren, ob die Bundesvorgaben eingehalten werden.

Baustellen in Ausbauphase am stärksten bedroht

Dass auch die hiesigen Bauunternehmer das Thema Corona nicht auf die leichte Schulter nehmen, beweist Theodor Häner. Der Geschäftsführer des Bauunternehmerverbands Region Basel hält fest: «Hygiene und Mindestabstände müssen auf den Baustellen eingehalten werden. Die Regeln sind unmissverständlich.» Bereits vergangenen Montag habe man die über 100 Verbandsmitglieder darauf hingewiesen. Am Dienstag nochmals. Und am Donnerstag erneut. «Es gibt nichts schönzureden. Wir wissen, dass auf den Baustellen nicht alles optimal läuft – aber wo tut es das derzeit denn schon», sagt Häner ehrlich.

Er warnt vor den wirtschaftlichen Folgen eines generellen Baustopps in der Schweiz. Gleichzeitig hält Häner fest: «Es wird gewisse Baustellen geben, bei denen ein Betrieb mit den Auflagen keinen Sinn mehr macht.» Konkret glaubt er, dass Rohbau- eher noch möglich seien als Ausbauarbeiten. Bei letzteren seien viel mehr Baunebengewerbsbetriebe gleichzeitig vor Ort und die Fünf-Personen-Regel sei kaum einhaltbar. Auf alle Fälle würden alle Abläufe dadurch extrem abgebremst.

Dass die Gewerkschaft täglich Baustellen besucht und die Regierungen beider Basel auffordert, alle zu schliessen, bei denen die Einhaltung der Vorschriften nicht garantiert werden könne, stört Häner aber: «Es macht mich wütend, dass die Unia uns Knebel zwischen die Beine wirft, anstatt uns zu unterstützen.»