Liestal 
Vorzeigesiedlung Grammet zwischen Waldidylle und Verkehrsgetöse

Die neuste Siedlung namens Grammet steht schon fast symbolisch für die Entwicklung von Liestal in den letzten Jahren: Am nördlichen Rand zu Lausen, wo bis vor kurzem einige Dutzend Hobbypflanzer ihre Schrebergärten pflegten, stehen jetzt zwei imposante Gebäude mit insgesamt 168 Wohnungen.

Andreas Hirsbrunner
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So sah «Grammet» vor ein paar Wochen aus Drohnensicht aus.

So sah «Grammet» vor ein paar Wochen aus Drohnensicht aus.

zvg

Gestern Donnerstag stellten die Verantwortlichen die Bauten der Siedlung Grammet vor, in die bereits die ersten Bewohner eingezogen sind. 45 Prozent der Wohnungen seien vermietet, was einem «sehr schönen Wert» entspreche, sagte Bürgergemeindeleiter Daniel Wenk.

Das dürfte mit der Qualität dieser Siedlung zu tun haben, die sich wohltuend von andern in Liestal realisierten Quartierplänen (QP) im 0815-Stil abhebt: Obwohl riesig, wirken die Gebäude dank ihrer geschwungenen Form und ihren Strukturen nicht klobig. Die durchgehende Klinkerfassade in den Farbtönen beige-braun-rötlich verleiht ihnen eine zusätzliche Leichtigkeit. Speziell auch das sogenannte Durchwohnen: Mit wenigen Ausnahmen verfügen alle Wohnungen je über eine Terrasse respektive Loggia auf den grosszügigen Innenhof und auf die Gebäude-Aussenseite, was viel Sonne verspricht.

Weitere Besonderheiten sind die begehbaren Dachterrassen, die allen Mietern zur Verfügung stehen, sowie ein Doppelkindergarten. Dieser eröffnet kommenden Februar und ist eine Novität für Liestal. Dazu Stadtrat Lukas Felix: «Das ist eine Win-win-Situation. Wir gestanden erstmals in einem Quartierplan eine höhere Nutzung im Gegenzug zu einem Kindergarten zu.» Dieser werde die Siedlung zusätzlich beleben, ist Felix überzeugt.

Der Architekturwettbewerb zahlt sich aus

Die Qualitäten von «Grammet» stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Planungsgeschichte: Den Anfang machte 2014 ein Architekturwettbewerb – eine Rarität bei QPs –, den die Bürgergemeinde Liestal als Grundeigentümerin lancierte. Das Siegerprojekt des Zürcher Büros Knapkiewicz & Fickert ist von Otto Partner Architekten aus Liestal praktisch eins zu eins umgesetzt worden.

Doch etwas konnte auch der Wettbewerb nicht aus der Welt schaffen: Den Verkehrslärm der A 22, von der «Grammet» am südlichen Ende nur durch einen schmalen Uferstreifen und die Ergolz getrennt ist. Entsprechend hoch sind die Immissionen im Aussenteil der Siedlung. Auf der andern Seite lockt dafür der Wald des Naherholungsgebiets Schleifenberg.

Auf eine andere Besonderheit wies gestern Manfred Meury vom Totalunternehmer Eiffage Suisse hin: «Es war speziell, ein Projekt mit zwei Bauherren zu realisieren, auch wenn wir nicht viel davon gemerkt haben.» Das ist ebenfalls ein Resultat der aussergewöhnlichen Planungsgeschichte, die Daniel Wenk nochmals aufrollte: Die Bürgergemeinde hätte das Projekt, das unter dem Strich fast 80 Millionen Franken kostet, nie alleine stemmen können.

300 neue Einwohner - Liestal freut's

Deshalb verkaufte sie den grösseren Teil des 17000 Quadratmeter umfassenden Grundstücks an die Credit Suisse (CS) und setzte die dafür erhaltenen 7,7 Millionen Franken als Eigenkapital für ihr Gebäude mit 61 Wohnungen und dem Doppelkindergarten ein. Die CS baute das zweite, grössere Gebäude. Im Untergrund der Siedlung gibt es zudem ein Parking mit 179 Plätzen.

Der Grossteil der Wohnungen weist 3,5 respektive 4,5 Zimmer auf. Die Preise dafür bewegen sich zwischen 1600 und 2600 Franken brutto pro Monat. Wenk rechnet damit, dass bis Ende des nächsten Jahres alle Wohnungen vermietet sind, was Liestal um die 300 neue Einwohner bescheren dürfte. Damit ist «Grammet» einer der grössten bisher in Liestal umgesetzten QPs.

Stadtrat Daniel Muri freuts doppelt: Liestal wächst ganz im Sinne der behördlichen Strategie und das architektonisch ansprechend. Muri: «Die Siedlung Grammet erfüllt alle unsere Erwartungen.»