Pratteln
Nach Basler Vorbild: Neue, grosse Hausarztpraxis für Pratteln

Die Medix toujours expandiert mit ihrer Hausarztpraxis in die Agglomeration. Im kommenden April öffnet direkt beim Bahnhof Pratteln die neue Praxis. Der Umbau läuft, vier Ärzte werden beginnen, ein weiterer Ausbau ist geplant.

Christian Mensch
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Im kommenden April öffnet direkt beim Bahnhof Pratteln die neue Hausarztpraxis. .

Im kommenden April öffnet direkt beim Bahnhof Pratteln die neue Hausarztpraxis. .

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Hinter der neuen Praxis steht Axel Rowedder, der in Basel beim Bahnhof die Medix toujours betreibt. Diese hat vor drei Jahren ebenfalls mit wenigen Ärzten begonnen, mittlerweile arbeiten dort 17 Ärzte, die täglich von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr abends ihre Dienste anbieten. Rund 25'000 Patienten zählt mittlerweile die Kartei, im Tagesschnitt werden 80 bis 100 Kunden medizinisch versorgt.

Das Modell ist von den Hausärzten wenig geschätzt. Marc Müller, Präsident des Verbandes Hausärzte Schweiz, spricht von «Polikliniken». Der vertrauensvolle Kontakt zwischen Patient und seinem Hausarzt geht dabei verloren. Denn wer in eine Medix-Praxis geht, wird vornehmlich von dem Arzt behandelt, der gerade Dienst hat.

Rowedder meint, Anfeindungen würden ihn wohl auch in Pratteln erwarten. Doch seine Praxen würden den bestandenen Ärzten keine Patienten wegnehmen, vielmehr seien sie «Auffangbecken» vor allem für jüngere Patienten, die durch das Raster des gängigen Hausarztmodells rutschten. Seine Patienten seien durchschnittlich 35-jährig, erklärt Rowedder. Viele von ihnen hätten keinen Hausarzt. Falls sie kurzfristig doch einen brauchten, bleibe ihnen häufig nur die Alternative entweder in eine Praxis wie die Seine zu gehen oder sich an die Notfallstation zu wenden.

Dass in seiner Philosophie die Patienten-Arzt-Beziehung zu kurz kommt, bestreitet Rowedder nicht. Es sei jedoch ein Abwägen; auch der Hausarzt sei nicht immer verfügbar und zudem würden die Arbeitgeber immer weniger akzeptieren, wenn Arzttermine irgendwann mitten am Tag zu liegen kämen. Komme das Problem dazu, dass durch die vermehrte Mobilität der Hausarzt am Wohnort praktiziere, der Arbeitsort jedoch in einer anderen Stadt liege.

In Basel setzt Rowedder auf die Pendler, aber auch auf Touristen. Hochbetrieb sei auch jeweils während Messen wie der Baselworld oder an Festtagen. Über Weihnachten und Neujahr, wenn viele Hausärzte die Skipisten bevölkern, hat er deshalb auch mehr Ärzte als gewöhnlich zum Dienst aufgeboten. Auf den Standort Pratteln setzt er nach Gesprächen mit der Gemeinde, weil dort aufgrund des Wohnungsbaus in den nächsten Jahren rund 5000 Zuzüger erwartet werden und aufgrund der Ansiedlung neuer Wirtschaftsunternehmen auch 8000 neue Arbeitsplätze.

Für eine weitere mögliche Expansion hat Rowedder eine Permanence Pratteln AG sowie die überdachende Permanence Holding AG gegründet. Es ist nicht die einzige Gruppierung, die den Strukturwandel bei den Hausärzten nutzen will. Die «Schweiz am Sonntag» berichtete kürzlich über die Pläne der Ärztezentren Deutschschweiz AG, die einerseits Praxen älterer Hausärzte übernimmt, andererseits in Arlesheim auch eine neue Praxis plant. Dies hat eine weitere Gruppierung aufgeschreckt, die praktisch in Nachbarschaft davon ein Ärztehaus projektiert.