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Bei Ambulanzen gilt: In 90 Prozent der Einsätze sollte das Fahrzeug innerhalb von 15 Minuten vor Ort sein. Der Rettungsdienst des Kantonsspitals Baselland schnitt 2021 häufig schlechter ab und begründet das mit den vielen Baustellen – im Laufental ist man besorgt.
Das Kantonsspital Baselland (KSBL) steht wegen seines Rettungsdienstes im Laufental in der Kritik. Der Vorwurf: Weil das KSBL einen seiner beiden Rettungswagen aus Laufen abgezogen hat, kämen die Rettungssanitäter bei Notfällen im Laufental, aber auch im Thierstein häufig zu spät. Die Baselbieter Regierung beschwichtigt nun: Zwar stimme es, dass in Laufen ein Rettungswagen nicht mehr zur Verfügung gestanden habe, heisst es in der Beantwortung eines Vorstosses aus dem Landrat. Doch die Rettungskräfte seien in den allermeisten Fällen rechtzeitig vor Ort.
Marc Scherrer ist gar nicht zufrieden mit der Einschätzung der Regierung. Der Laufner CVP-Landrat hatte die Interpellation «Funktionierender Rettungsdienst im Baselbiet» Ende April eingereicht. «Die Regierung tut so», sagt Scherrer zur bz, «als wären die Hilfsfristen des Rettungsdienstes des Kantonsspitals Baselland gut. Doch die Werte sind nicht gut. Die Hilfsfristen von 90 Prozent werden in fast keinem Monat erreicht. Da kann man als Kanton nicht zufrieden sein.»
Im Rettungswesen gilt: Ein Rettungswagen sollte in 90 Prozent der Fälle innerhalb von 15 Minuten eintreffen. Das KSBL erreichte die Hilfsfrist von Januar 2020 bis April 2021 im Laufental und im Thierstein lediglich während dreier Monate nicht. Auf das ganze Einsatzgebiet bezogen sieht die Bilanz jedoch wesentlich schlechter aus. 2020 waren die Rettungswagen des KSBL während fünf Monaten zu häufig zu lange unterwegs. Das heisst: Im Schnitt dauerte mehr als eine von zehn Fahrten länger als eine Viertelstunde.
Noch schlechter sind die Fahrzeiten im laufenden Jahr. In den ersten vier Monaten 2021 wurde das Ziel lediglich im Februar erreicht (92 Prozent der Fahrten innerhalb von 15 Minuten). Im Januar, März und April lag der Wert bei 88 respektive 89 Prozent.
Die Regierung begründet die steigende Unpünktlichkeit mit Grossbaustellen. Dazu sagt Scherrer: «Auf Baustellen kann man sich einrichten. Das kostet zwar Geld, doch das sollte es uns Wert sein – gerade in einem Bereich, bei dem es um Leben und Tod geht und häufig jede Minute zählt. Da ist das Argument Baustelle einfach nicht angebracht.»
Im Baselbiet sind drei Rettungsdienste tätig. Sie teilen sich den Kanton grob auf: Die Sanität Basel-Stadt versorgt die stadtnahen Gemeinden, die privaten Rettungsdienste Nordwestschweiz AG (RDNWS) sind für das Leimen- und das Birstal zuständig, das KSBL wiederum versorgt das Oberbaselbiet und das Laufental. Das KSBL und die RDNWS werden zudem für Einsätze ins solothurnische Thierstein gerufen, die RDNWS decken auch das Dorneck ab.
Das KSBL verfügt über sechs Fahrzeuge. Drei sind in Liestal stationiert, eines auf dem Bruderholz, zwei in Laufen. Wegen der Coronakrise wurde ein «Laufner» Team ans Bruderholz verlegt. Immerhin dies dürfte Scherrer freuen: Seit dem 1. Mai hat Laufen wieder einen zweiten Wagen, er ist wochentags von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends im Einsatz. Entwarnung will Scherrer aber nicht geben: «Wenn in Randzeiten und nachts etwas passiert, kann es immer noch zu lange dauern.»
Für ihn steht fest: Der Kanton muss bei den Rettungsdiensten über die Bücher.