Kraftwerk Birsfelden
Baselbieter Heimatschutz will nicht Sündenbock sein: Alternativorte für Fotovoltaik und Wasserstoffanlage

Gleich zwei Energieprojekte auf der Kraftwerksinsel scheiterten unter anderem am Widerstand des Heimatschutzes. Jetzt wehrt sich der Verein und legt dar, dass er durchaus versucht hatte zu kooperieren.

Michael Nittnaus 2 Kommentare
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Der Baselbieter Heimatschutz will nicht, dass das von Hans Hofmann entworfene Kraftwerksgebäude mit einer Fotovoltaikanlage ausgerüstet wird. Der Verein betont aber, Alternativen vorgeschlagen zu haben.

Der Baselbieter Heimatschutz will nicht, dass das von Hans Hofmann entworfene Kraftwerksgebäude mit einer Fotovoltaikanlage ausgerüstet wird. Der Verein betont aber, Alternativen vorgeschlagen zu haben.

Bild: zvg

In Zeiten der Förderung umweltgerechter Energieträger wollte die Kraftwerk Birsfelden AG voranschreiten: Auf dem Dach des Maschinensaals plante sie schon vor Jahren eine Fotovoltaikanlage. Und das Unternehmen bot Hand, als die Industriellen Werke Basel (IWB) und der Mineralölhändler Fritz Meyer AG vorhatten, auf der Kraftwerksinsel eine Wasserstoffproduktionsanlage zu bauen. Doch beide Projekte wurden mit Einsprachen gebodigt.

Einer der Hauptakteure war in beiden Fällen der Baselbieter Heimatschutz (BLHS). Der Verein kämpft für den Erhalt der Kraftwerksanlage und deren Einbettung in die Umgebung. 2020 betonte er in einem Positionspapier den baukulturellen Wert des 1954 von Architekt Hans Hofmann errichteten Bauwerks, das im Inventar des Bundes der schützenswerten Ortsbilder von nationaler Bedeutung (Isos) erfasst ist.

Vorschlag für anderen Standort blieb ungeprüft

Keine Freude hat der Heimatschutz aber, dass er aufgrund seiner Einsprachen in der Öffentlichkeit als Verhinderer umweltgerechter Energieprojekte dargestellt wurde. Am Freitag publizierte er deshalb eine ausführliche Mitteilung, in der er klarstellt, nicht als Sündenbock herhalten zu wollen. Der BLHS hält fest:

«Umweltschutz sowie die Anstrengungen um eine Energiewende, die diesen Namen verdient, dürfen nicht gegen den sorgsamen Umgang mit dem natürlichen und kulturellen Erbe ausgespielt werden.»

Vor allem aber betont der Verein, bei beiden Projekten jeweils Alternativstandorte vorgeschlagen zu haben, die dann aber nicht weiterverfolgt worden seien. Bei der 2013 eingereichten Einsprache gegen die Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Maschinensaals, die 2015 von der Baurekurskommission gutgeheissen wurde, habe man «gleichzeitig einen fachlich gestützten Vorschlag zur Errichtung einer Fotovoltaikanlage gleichen Ausmasses auf dem Kraftwerksgelände unterbreitet». Ein anderer Vorschlag sei zudem von der Kantonalen Denkmalpflege gemacht worden. Der BLHS schreibt: «Beide Vorschläge blieben ungeprüft.»

Einsprache nur gegen den Standort, nicht gegen Wasserstoff

Die Anfang 2021 zusammen mit der Gemeinde Birsfelden gemachte Einsprache gegen die Wasserstoffanlage, die vom Baselbieter Bauinspektorat gestützt wurde und diesen Sommer auch einem Rekurs der IWB und Fritz Meyer AG standhielt, dürfe man ebenfalls nicht missverstehen, wie der Heimatschutz schreibt:

«Die Einsprache richtete sich keineswegs gegen die Produktionsanlage an sich, sondern allein gegen den Standort in unmittelbarer Umgebung des geschützten Bauwerks.»

Ausserdem hätte der Gefahrentransport des produzierten Wasserstoffs per Lastwagen von der Kraftwerksinsel zu den Tankstellen durch ein Naherholungsgebiet von regionaler Bedeutung und durch ein Wohnquartier geführt. Für die Baurekurskommission letztlich entscheidend waren aber zonenrechtliche Gründe. Die Kraftwerkinsel als Erholungsgebiet wurde höher gewichtet als deren Aufgabe als Energieproduktionsstandort.

Heimatschutz möchte Wasserstoffanlage auf dem Hafenareal

Der Heimatschutz betont, dass er und die Gemeinde als Alternative das Gelände des Birsfelder Hafens vorgeschlagen hätten. Dieses wäre ebenfalls in direkter Nähe zum Wasserkraftwerk gelegen, das den Strom für die Wasserstoffanlage liefern müsste. Dazu der BLHS:

«Auch zonenrechtlich läge auf dem Hafenareal kein Problem vor und vom Kanton wurde Bereitschaft signalisiert, diese Lösung zu prüfen. Die Kraftwerk AG trat nicht darauf ein.»

Gegenüber der bz hatten die IWB Mitte Juli die Ablehnung des Hafenareals damit begründet, dass die Fragestellungen umso komplexer würden, je weiter eine Wasserstoffproduktionsanlage von der Stromquelle entfernt sei. Der Heimatschutz geht nun aber eher davon aus, dass die zusätzlichen Kosten mit ein Grund für die Absage sind, «da gesetzlich geregelte Durchleitungsgebühren für den Strom auf ein Gelände ausserhalb des eigenen Besitzes anfallen würden».

Der Heimatschutz schlägt nun der Politik vor, dieses alte Gesetz zu ändern.

2 Kommentare
Stefan Graf

Da bin ich gans andere meinung als der Heimatschutz. Ein Photovoltaik Anlage auf de Kraftwerksdach ferschadelt überhaubt nich das gebeute. So schafen wir nie mit der Energiewende. 

asn.int

Was aber gegen eine Photovoltaik Anlage auf dem Kraftwerksdach spricht ist mir noch immer nicht deutlich, vor allem wenn man die Dachflächen benutzt wie sie sind.  Hier schiesst der Heimatschutz weit übers Ziel hinaus, wenn man bedenkt dass in unmittelbarer Nähe die Klötzlitürme der Roche das Stadtbild komplett verändert haben.