Die Hochwasserschutzmassnahmen verändern den Charakter des Flusses stark. Die Birs wird verbreitert und viele Brücken werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Profitieren von der Umgestaltung soll vor allem die Bevölkerung.
Im Laufental beäugt die Einwohnerschaft oft kritisch, was aus den Amtsstuben in Liestal kommt. Nicht selten fühlt sich der jüngste Baselbieter Bezirk vom Kanton Baselland stiefmütterlich behandelt. Gerade die aktuellen Diskussionen um die Schliessung des Laufner Spitals zeigen, dass sich viele abgehängt fühlen.
Von einem neuen Projekt des Kantons sollen die Laufentalerinnen und Laufentaler nun jedoch gleich doppelt profitieren können: Die 62 Millionen Franken teuren Massnahmen gegen Hochwasser an der Birs in Laufen haben nicht nur zum Ziel, ein Jahrhunderthochwasser wie im Jahr 2007 im Zaum zu halten. Sie machen die Birs auch für die Bevölkerung besser erlebbar.
Für das Mammutprojekt liegt eine Landratsvorlage auf dem Tisch. Darin heisst es zu den wohl grössten Investitionen des Kantons im Laufental seit langer Zeit: «Die neuen Aufweitungen der Birs mitten im Siedlungsgebiet nutzen dem Hochwasserschutz und schaffen zugleich neue Möglichkeiten zur Aufwertung und Nutzung des Frei- und Aufenthaltsraumes.» Hochwasser- und Umweltschutz gingen Hand in Hand.
Verantwortlich für die Massnahmen ist das Baselbieter Tiefbauamt. Projektleiter Philipp Meyer bringt als Referenzgrösse für die neugestaltete Birs in Laufen die Reinacher Heide ins Spiel.
«Es wird möglich sein, auf die Kiesbänke an der Birs zu gehen und dort zu liegen»,
sagt er. Die grössten Veränderungen wird der Fluss in den beiden nebeneinanderliegenden Gebieten Nau und Norimatt erleben. «Dort wird die Birs teilweise von heute 30 auf 90 Meter verbreitert. Wir geben ihr mehr Platz.»
Die Verbreiterung ist Teil verschiedener Massnahmen, die der Durchleitung des Wassers dienen. Für dieses Konzept hat sich das Tiefbauamt beim Hochwasserschutz in Laufen entschieden. In der Landratsvorlage steht dazu: «Ankommendes Wasser soll sicher und vollständig in seinem Bett durch die Siedlung hindurchgeführt werden. Dafür sind an unterschiedlichen Stellen unterschiedliche bauliche Massnahmen notwendig, welche die Kapazität der Birs erhöhen.» Neben der Verbreiterung der Birs mit Kiesbänken gehören dazu auch die Vertiefung des Flussbetts und die Erhöhung der Ufer.
Aufgrund der deutlich verbreiterten Birs müssen in Laufen mehrere Brücken abgerissen und neu gebaut werden. Für den Neubau der Naubrücke wird es einen Architekturwettbewerb geben. Die Brücke soll künftig 67 Meter lang sein und die gesamte Flusslandschaft überspannen. Auch die Norimattbrücke sowie die Wasserfallbrücke hinter dem Coop weichen einem Neubau am gleichen Standort.
Obwohl mittlerweile eine Landratsvorlage vorliegt, gingen die Entwicklungen dazu nicht ohne Zwischentöne über die Bühne. Aus der Anwohnerschaft waren zahlreiche Einsprachen eingegangen, die allesamt bereinigt werden konnten. Gibt der Landrat seinen Segen, können die Arbeiten im Jahr 2023 beginnen. Dauern sollen sie bis 2029.
Dass das Parlament die noch nicht traktandierte Vorlage bachab schickt, glaubt Linard Candreia nicht. Der Laufner SP-Landrat kritisierte den Kanton dafür, beim Hochwasserschutz im Laufental zu trödeln. «Die Vorlage wird im Landrat gut durchkommen.» Das Projekt für seine Wohngemeinde überzeuge ihn. Es verbinde Hochwasserschutz mit einer Attraktivitätssteigerung der Birs. Für ihn ist klar:
«Über die Uferverbreiterung wird sich die Jugend freuen.»