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72 Wochen hats gedauert, nun ists geschafft: Der Durchstich für den Sanierungstunnel am Belchen auf der A2 ist geglückt. 3,2 Kilometer lang ist der Tunnel, der in Zukunft Baselland mit Solothurn verbinden soll.
Es donnert, der Staub kriecht langsam in Richtung der Zuschauer. Die Meissel der Tunnelbohrmaschine fressen sich durch die Überreste des Belchen. Der letzte Meter Stein, dann: Tageslicht.
3,2 Kilometer hat das 2000 Tonnen schwere Ungetüm auf seinem Weg vom solothurnischen Hägendorf bis nach Eptingen zurückgelegt. Nun hat es das andere Ende des Tunnels erreicht. Kurz darauf klettern Mineure durch ein kleines Loch im Schild. In der Hand: eine Statue ihrer Schutzpatronin, der heiligen Barbara.
Am Mittwoch erfolgte der Durchstich des Sanierungstunnels am Belchen. 72 Wochen nachdem die grösste je in der Schweiz eingesetzte Tunnelbohrmaschine (TBM) auf der Südseite des Belchen gestartet war. «10 Meter täglich kam die Tunnelbohrmaschine vorwärts», sagte Sergio Massignani, Projektleiter von Arge Tunnel Belchen. Wer rechnet, merkt: So ganz stimmt da was nicht mit den 72 Wochen überein, die das Unterfangen gesamthaft gedauert hat. Das stimmt. Doch während über 1,5 Monaten habe die Tunnelbohrmaschine keinen Vortrieb machen können. Dies etwa, weil sich das Schild verklebt hatte.
Und trotzdem sei man drei Monate zu früh am anderen Ende angekommen. So ganz überraschend kam dies für Massignani jedoch nicht. Wie Astra-Direktor Jürg Röthlisberger in seiner Ansprache verriet, wurden vor zwei Jahren Wetten abgeschlossen, wann der Durchstich erfolgen wird. Und siehe da: Massignani tippte auf den 21. Juni und lag damit richtig.
Normalerweise heisse es, dass wer feiern will, zuerst arbeiten soll. «Heute sage ich: Wir haben gearbeitet. Lasst uns nun darauf anstossen und feiern. Glück auf!», sagte Sergio Massignani. Und die Mineure quittierten seinen Anspruch ebenso mit einem «Glück auf!».
Und dann kam der Moment. Gemeinsam drücken Massignani, Jürg Röthlisberger und Urs Aeschlimann vom Astra, Sabine Pegoraro und Roland Fürst, die zuständigen Regierungsräte in den Kantonen Basel-Landschaft und Solothurn, den Startknopf. Im Berg drin fängt es sogleich an zu rumoren. Eine gute Viertelstunde später ist es soweit: Der letzte Rest des Berges kracht zu Boden.
Der Sanierungstunnel wurde nötig, weil die beiden bestehenden Röhren am Belchen saniert werden müssen. Der Sanierungstunnel wird ab 2021 den Verkehr in Richtung Süden übernehmen müssen. Nach der Sanierung der beiden Tunnel wird der Tunnel weiter in Schuss gehalten. Doch eine Kapazitätssteigerung am Belchen ist dadurch nicht vorgesehen.
Nur bei aussergewöhnlichen Ereignissen in einem der anderen Tunnel, etwa bei ein grösserer Unfall, könnte auf die Sanierungsröhre zurückgegriffen werden, wenn es denn bewilligt wird. Von einem volkswirtschaftlichen Verlust von 2,5 Milliarden Franken sprach Urs Aeschlimann im November 2015, wenn der Sanierungstunnel nicht gebaut werden würde — Stau lässt grüssen. Der Tunnel selbst kostet eine halbe Milliarde Franken.
1970 wurden die beiden bestehenden Röhren am Belchen in Betrieb genommen. Rund 55'000 Fahrzeuge passieren das Nadelöhr zwischen dem Kanton Baselland und dem Mittelland täglich. Während den Arbeiten am Tunnel werden rund 500'000 Kubikmeter Gestein aus dem Jura gebrochen.
Eigentlich wäre die Bohrmaschine in der Lage, sich schneller durch das Gestein zu fressen. Weil jedoch die Wände des Tunnels sogleich geschalt werden, ging es länger. Die Bohrmaschine ist 75 Meter lang und hat eine Leistung von 4,2 Megawatt. Der Schild der TBM hat einen Durchmesser von 14 Meter. Insgesamt ist die Maschine 2000 Tonnen schwer. Alleine der Antrieb wiegt 175 Tonnen.