Belchentunnel
Grösste Tunnelbohrmaschine der Schweiz hat ganze Arbeit geleistet: Durchstich erfolgreich

72 Wochen hats gedauert, nun ists geschafft: Der Durchstich für den Sanierungstunnel am Belchen auf der A2 ist geglückt. 3,2 Kilometer lang ist der Tunnel, der in Zukunft Baselland mit Solothurn verbinden soll.

Philipp Felber
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Kurz vor dem Durchstich des A2-Sanierungstunnels am Belchen am 21. Juni 2017
27 Bilder
In Eptingen BL wird der Durchstich erwartet
Der Schauplatz: Viele warteten auf den grossen Moment des Durchstichs
Durchstich Sanierungstunnel Belchen 21.06.17
Wasser bindet den Staub
Zuschauer verfolgen das Spektakel
Die Tunnelbohrmaschine hat sich durch die Portalöffnung hindurchgefressen und steht nun still.
Sergio Massignani, Projektleiter ARGE Tunnel Belchen, empfängt mit der Barbarafigur die Tunnelheilige.
Ein Meer aus Orange vor der Tunnelbohrmaschine
Durchstichsfeier A2 Sanierungstunnel Belchen Belchentunnel Durchstichsfeier des A2 Sanierungstunnel Belchen am Nordportal in Eptingen Ansprachen von Jürg Röthlisberger, Amtsdirektor ASTRA, Regierungsrätin Sabine Pegoraro, Regierungsrat Roland Fürst und Sergio Massignani, Projektleiter ARGE Tunnel Belchen Belchentunnel Sanierungstunnel Belchen Astra Strassenbau Autobahn Tunnelbohrmaschine Bohrkopf Mineure
Roland Fürst und Sabine Pegoraro, die Baudepartements-Vorsteher der beiden Kantone, welche durch den Belchentunnel verbunden sind, wohnten dem Spektakel ebenfalls bei.
Vor dem Durchstich gabs noch Festilichkeiten.
Astra-Direktor Jürg Röthlisberger dankte bei der Feier den Mineuren für ihren Einsatz.
Der Solothurner Regierungsrat Roland Fürst bei seiner Rede
Die Baselbieter Regierunsgrätin Sabine Pegoraro
Ausbezahlt hat sich die vorgängige umfassende Erforschung des Gesteins im Belchen, wie Baustellenleiter Sergio Massignani bei der Durchstichsfeier am Nordportal sagte.
Der Musikverein Eptigen umrahmte die Durchstichsfeier
Der Musikverein Eptigen umrahmte die Durchstichsfeier
Lösten den Durchstich symbolisch aus: v.l. Sergio Massignani (Projektleiter ARGE Tunnel Belchen), Regierungsrätin Sabine Pegoraro, Regierungsrat Roland Fürst, Jürg Röthlisberger (Amtsdirektor ASTRA) und Urs Aeschlimann (Bundesamt für Strassen)
Nach getaner Arbeit posieren die Redner noch vor dem Bohrkopf

Kurz vor dem Durchstich des A2-Sanierungstunnels am Belchen am 21. Juni 2017

Bruno Kissling

Es donnert, der Staub kriecht langsam in Richtung der Zuschauer. Die Meissel der Tunnelbohrmaschine fressen sich durch die Überreste des Belchen. Der letzte Meter Stein, dann: Tageslicht.

3,2 Kilometer hat das 2000 Tonnen schwere Ungetüm auf seinem Weg vom solothurnischen Hägendorf bis nach Eptingen zurückgelegt. Nun hat es das andere Ende des Tunnels erreicht. Kurz darauf klettern Mineure durch ein kleines Loch im Schild. In der Hand: eine Statue ihrer Schutzpatronin, der heiligen Barbara.

Am Mittwoch erfolgte der Durchstich des Sanierungstunnels am Belchen. 72 Wochen nachdem die grösste je in der Schweiz eingesetzte Tunnelbohrmaschine (TBM) auf der Südseite des Belchen gestartet war. «10 Meter täglich kam die Tunnelbohrmaschine vorwärts», sagte Sergio Massignani, Projektleiter von Arge Tunnel Belchen. Wer rechnet, merkt: So ganz stimmt da was nicht mit den 72 Wochen überein, die das Unterfangen gesamthaft gedauert hat. Das stimmt. Doch während über 1,5 Monaten habe die Tunnelbohrmaschine keinen Vortrieb machen können. Dies etwa, weil sich das Schild verklebt hatte.

Und trotzdem sei man drei Monate zu früh am anderen Ende angekommen. So ganz überraschend kam dies für Massignani jedoch nicht. Wie Astra-Direktor Jürg Röthlisberger in seiner Ansprache verriet, wurden vor zwei Jahren Wetten abgeschlossen, wann der Durchstich erfolgen wird. Und siehe da: Massignani tippte auf den 21. Juni und lag damit richtig.

Normalerweise heisse es, dass wer feiern will, zuerst arbeiten soll. «Heute sage ich: Wir haben gearbeitet. Lasst uns nun darauf anstossen und feiern. Glück auf!», sagte Sergio Massignani. Und die Mineure quittierten seinen Anspruch ebenso mit einem «Glück auf!».

Und dann kam der Moment. Gemeinsam drücken Massignani, Jürg Röthlisberger und Urs Aeschlimann vom Astra, Sabine Pegoraro und Roland Fürst, die zuständigen Regierungsräte in den Kantonen Basel-Landschaft und Solothurn, den Startknopf. Im Berg drin fängt es sogleich an zu rumoren. Eine gute Viertelstunde später ist es soweit: Der letzte Rest des Berges kracht zu Boden.

500 Millionen Franken teuer

Der Sanierungstunnel wurde nötig, weil die beiden bestehenden Röhren am Belchen saniert werden müssen. Der Sanierungstunnel wird ab 2021 den Verkehr in Richtung Süden übernehmen müssen. Nach der Sanierung der beiden Tunnel wird der Tunnel weiter in Schuss gehalten. Doch eine Kapazitätssteigerung am Belchen ist dadurch nicht vorgesehen.

Nur bei aussergewöhnlichen Ereignissen in einem der anderen Tunnel, etwa bei ein grösserer Unfall, könnte auf die Sanierungsröhre zurückgegriffen werden, wenn es denn bewilligt wird. Von einem volkswirtschaftlichen Verlust von 2,5 Milliarden Franken sprach Urs Aeschlimann im November 2015, wenn der Sanierungstunnel nicht gebaut werden würde — Stau lässt grüssen. Der Tunnel selbst kostet eine halbe Milliarde Franken.

1970 wurden die beiden bestehenden Röhren am Belchen in Betrieb genommen. Rund 55'000 Fahrzeuge passieren das Nadelöhr zwischen dem Kanton Baselland und dem Mittelland täglich. Während den Arbeiten am Tunnel werden rund 500'000 Kubikmeter Gestein aus dem Jura gebrochen.

Eigentlich wäre die Bohrmaschine in der Lage, sich schneller durch das Gestein zu fressen. Weil jedoch die Wände des Tunnels sogleich geschalt werden, ging es länger. Die Bohrmaschine ist 75 Meter lang und hat eine Leistung von 4,2 Megawatt. Der Schild der TBM hat einen Durchmesser von 14 Meter. Insgesamt ist die Maschine 2000 Tonnen schwer. Alleine der Antrieb wiegt 175 Tonnen.