Der Heische-Clan wurde bei seinem diesjährigen Streifzug durch das Oberbaselbieter Dorf ziemlich wohlwollend empfangen. Gleichzeitig schien es fast so, als wolle das Hutzgüri sein Raubritter-Image abstreifen.
Was ist los mit dem Hutzgüri? Leidet es an Long-Covid? Oder will es sein Image als streitbarer Raubritter ablegen? Jedenfalls fiel der nächtliche Streifzug durch die Gassen des Fleckens unter der Roten Flue heuer ziemlich zahm aus. Grössere Flur- und Gebäudeschäden richtete die Clique auf ihrem dreistündigen Streifzug nicht an.
Ebenso wenig wurden Katzen gestreckt oder Dächer abgedeckt, wie es im Heischespruch angedroht wird, sollten sich die auserwählten Eingeborenen den Anordnungen des Hutzgüris widersetzen. Drei Tage vor dem Überfall hatten es drei Frauen und fünf Mannen schriftlich, Geräuktes, Hochprozentiges und dergleichen in gehörigen Portionen bereitzustellen und den Clan ja nicht mit leeren Händen zu empfangen.
Zudem stand auch noch in der Zeitung, was die Betroffenen zu tun und zu unterlassen hätten, um üblen Folgen zu entgehen. Item, alle Angesprochenen empfingen das Hutzgüri mit dem Schärmuuser, dem Bott und den beiden Eierwyybli im Schlepptau mit einer reich gedeckten Tafel.
Beim neuen Mehrfamilienhaus von Michelis, so der Dorfname, spielte das Hutzgüri mit dem Gedanken, seine Höhle, das Oberloch an der Roten Flue, gegen Logis im Dorf einzutauschen, verwarf aber den Gedanken gleich wieder. Beim Motorradgeschäft von Kucki stachen dem illustren Quintett vor allem die grossen Töffs in die Augen. Sogar die Eierwyybli träumten davon, sich im Seitenwagen ins Oberloch chauffieren zu lassen.
Im Sumpfgebiet Dübach flutet der gleichnamige Bach immer wieder ganze Strassenzüge. Leider, stellte der Bott fest, liege bei Salome Blaser, die ihre Brötchen scheint’s mit dem Füttern der Raubtiere im Zolli verdient, das vorgeschriebene Rettungsboot noch nicht vor Anker. Immerhin, sagte der Sprecher der Bande weiter, lägen auf dem Balkon notfalls zwei Schwimmflügeli bereit, sollte die nächste Flutwelle des Dübachs heranrauschen.
Weiter oben, wo sich kein Dübach austoben kann, füllte im letzten Juni nach dem Starkregen ein Hangrutsch das ganze Untergeschoss der Residenz von Ratsherr Nicolas Jeffries. Indes zweifelte der Hutzgüri-Clan, ob es sich wirklich so zugetragen hatte. «Es handelte sich, sagen wir einmal, um eine zufällige Verknüpfung unglücklicher Umstände», erklärte der Bott und wiederholte die uralte Forderung nach einer geteerten Strasse hinauf ins Oberloch.
«Alle Steuererklärungen, die das Juni-Hochwasser aus den Katakomben der Gemeindeverwaltung bachab gespült hat, haben der Dübach und die Ergolz wieder an Land gespült», eröffnete Verwaltungsangestellte Daniela Hasler ihren Steuerkunden, die insgeheim gehofft hatten, der Fiskus würde sie verschonen.
Die Corona-Pandemie habe man gut gemeistert, meinte der Bott und präzisierte: «Wir boostern jeden Tag mit Burgermeister und Öpfelschnaps.» Das Leiterwägeli und die Hutten der Eierwyyblivoll mit Fressalien und Tranksame voll beladen, entschwand der Trupp mit Getöse in die dunkle Hornignacht.