STADTENTWICKLUNG
Aus einem Spital wurde ein Wohnblock: Das ehemalige Felix Platter ist jetzt ein «Miteinanderhaus»

Der erste Teil des neuen Westfeld-Areals steht. Das «Miteinanderhaus» mit über 130 Wohnungen, Läden, Gastronomieangeboten und einem Kindergarten ist fertiggestellt und ab Anfang 2023 bezugsbereit.

Laura Ferrari Jetzt kommentieren
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Für den Innenausbau des umgenutzten Felix-Platter-Spitals mussten neue Treppenhäuser eingebaut werden. Von aussen betrachtet, sind praktisch keine Veränderungen sichtbar.

Für den Innenausbau des umgenutzten Felix-Platter-Spitals mussten neue Treppenhäuser eingebaut werden. Von aussen betrachtet, sind praktisch keine Veränderungen sichtbar.

Roland Schmid

Die Wohnungen im neunstöckigen Gebäude sind grosszügig gebaut, riesige Fensterfronten lassen viel Licht in die Räume. Der Ausbaustandard ist hochwertig, dies aus Nachhaltigkeitsgründen. Man wolle für die Zukunft bauen und mit langlebigen Materialien arbeiten, so die Baugenossenschaft Wohnen & Mehr, die das Areal im Jahr 2019 übernommen hat. Die Wohnräume im neunten Stock gleichen mit ihren hohen Decken einer Halle: «Das waren die Räume, in denen die Patientinnen und Patienten gesund werden sollten, mit einer einzigartigen Aussicht und einem Zugang zur Dachterrasse», sagt Andreas Courvoisier, Vizepräsident der Genossenschaft. Hätte man einen Neubau errichtet, wären die Wohnungen eher kleiner geplant worden und somit auch günstiger, fügt er an.

Der Preis der Wohnungen variiert und wird unter verschiedenen Aspekten festgelegt: «Uns war es ein Anliegen, Möglichkeiten für eine soziale Durchmischung zu schaffen», sagt Courvoisier. Deshalb seien die oberen Wohnungen eher teuer, und je weiter unten man lebe, desto günstiger werde der Mietpreis. Zur Veranschaulichung: Eine 3,5-Zimmer-Wohnung im achten Stock wird für rund 2600 Franken brutto vermietet. Eine gleich grosse Wohnung im zweiten Stock kostet 1540 Franken. Durch die teuer vermieteten Wohnungen sei es möglich, günstigeren Wohnraum für Personen zu schaffen, die nicht so viel verdienen, so die Genossenschaft. Der Durchschnittspreis aller Wohnungen des Areals liege für eine 4-Zimmer-Wohnung bei 2100 Franken brutto, so die Genossenschaft.

Vom geplanten Abriss zur Umnutzung

Das ehemalige Spital ist eines von zwei Gebäuden auf dem Westfeld, das umgenutzt wird. Nach einem längeren Prozess zwischen dem Heimatschutz, der Denkmalpflege und dem Kanton Basel-Stadt wurden die Fassade und andere Teile des alten Felix-Platter-Spitals im Jahr 2016 unter Denkmalschutz gestellt. Dies als Kompromisslösung, denn der Kanton wollte das Gebäude abreissen.

Die Wohnungen in den oberen Stockwerken sind gross und hell, weshalb sie teurer sind als die im unteren Teil des Gebäudes.

Die Wohnungen in den oberen Stockwerken sind gross und hell, weshalb sie teurer sind als die im unteren Teil des Gebäudes.

Roland Schmid

Die 2015 gegründete Baugenossenschaft Wohnen & Mehr und der Regionalverband Wohnbaugenossenschaften Nordwestschweiz erarbeiteten gemeinsam den Vorschlag, das Gebäude in ein Wohn- und Quartierhaus umzunutzen, und somit konnte im Jahr 2020 der Umbau starten. Von aussen sind aufgrund der denkmalgeschützten Fassade praktisch keine Veränderungen am Gebäude sichtbar.

Viel Miteinander und viel Nachhaltigkeit

Nach sechs Jahren Planungs- und Bauzeit steht nun der erste Teil des Westfeld-Areals. Ab Anfang 2023 können die Genossenschaftswohnungen im ehemaligen Spitalgebäude bezogen werden. Das Angebot besteht aus 1,5- bis 7,5-Zimmer-Wohnungen sowie einer 12,5-Zimmer-Wohnung, welche als Clusterwohnung für gemeinschaftliches Leben gedacht ist. In den Wohnhäusern gibt es Gemeinschaftsräume, die von den Mieterinnen und Mietern genutzt werden können.

Bauen für die Zukunft, dies soll für das gesamte Westfeld gelten. Wohnen und Mehr steht in Partnerschaft mit den Industriellen Werken Basel (IWB). Die Strom- und Wärmeversorgung erfolgt vor Ort. Dies in Form einer grossen Fotovoltaikanlage und einer Wärmepumpe. Ebenfalls soll es ein Carsharing-Angebot geben.

Die Dachterrasse zieht sich über die gesamte Südseite des «Miteinanderhauses» und ist für alle Mieterinnen und Mieter zugänglich.

Die Dachterrasse zieht sich über die gesamte Südseite des «Miteinanderhauses» und ist für alle Mieterinnen und Mieter zugänglich.

Roland Schmid

Ein Luxusbadezimmer zum Teilen

Es solle eine Siedlung werden, die im Zeichen der Gemeinschaft stehe, ein verkehrsfreies Zentrum für Basel, ein belebter Platz im Iselin-Quartier, stellt die Genossenschaft Wohnen & Mehr das Westfeld vor. Insgesamt werden im Areal 530 Genossenschaftswohnungen entstehen, ein Denner zieht ein, das ehemalige Bürgerspital Basel betreibt ein «Bio Bistro». Im umgenutzten Felix-Platter-Spital wird es neben den über 130 Wohnungen einen Doppelkindergarten mit Tagesstruktur sowie eine Kita mit 50 Plätzen geben.

Noch einen Schritt weiter im Konzept des gemeinschaftlichen Lebens geht die Genossenschaft Lena, welche die Hälfte eines Neubaus übernommen hat. Lena ist Mitglied bei Wohnen & Mehr und steht für «Lebenswerte Nachbarschaft». Die Wohnungen im sogenannten «Lena-Haus» sind eher klein geschnitten, jedoch bietet das Haus zahlreiche, grosse Gemeinschaftsräume wie beispielsweise ein Luxusbadezimmer mit zwei Badewannen, da in den einzelnen Wohnungen lediglich Duschkabinen gebaut werden.

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