Basler Fasnacht
Sorge um die Narrenfreiheit: Die Rassismus-Debatte ist eines der beliebtesten Sujets

Das Basler Fasnachts-Comité hat am Freitag die Hitliste der diesjährigen Sujets vorgestellt. Das Muba-Ende ist bei ihnen hoch im Kurs und sie machen sich sorgen um die Narrenfreiheit.

Dominique Spirgi
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Sujets an der Basler Fasnacht 2019
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Viele Fasnächtler solidarisierten sich mit der «Negro» und zeigte das an einem Solidaritätsmarsch.
Die Gugge entschied schlussendlich, dass die kritisierte Figur auf ihrem Logo verschwindet.
Es ist eines der grossen Themen, die die Fasnacht 2019 prägen wird.
Das andere Thema, das Grundlage vieler Sujets ist, ist das Ende der Muba.
2019 fand sie zum letzten Mal statt.
Mit einer Ändstraich-Szene vor der Rundhof-Halle spielt auch die diesjährige Plakette auf das Ende der Publikumsmesse an.
Ein schöner Abschluss konnte die Muba mit dem «Halle-Gässle» feiern.
Es war das erste Mal, dass die Muba so eng mit der Fasnacht zusammenspann.

Sujets an der Basler Fasnacht 2019

Keystone

Es ist so eine Sache mit dem «Rädäbäng», dem offiziellen Führer durch die Basler Fasnacht. Aufgeführt sind alle Sujets der beim Comité angemeldeten Cliquen, Guggen und Wagen. 490 «Einheiten» sind es dieses Jahr – 20 mehr als 2018, was vor allem auf einen Zuwachs bei den Guggen und Gruppen zurückgeht.

Aber viele Cliquen lüften ihren Sujetvorhang von den drey scheenschte Dääg nur zum Teil. Wer den wirklichen Durchblick haben möchte, muss sich also zum Tatort Fasnacht begeben.

Das Fasnachts-Comité hat sich aber dennoch einmal mehr die Mühe gemacht, eine Art Hitliste der Sujets zusammenzustellen – Comité-Obfrau Pia Inderbitzin betonte an der vorfasnächtlichen Medienkonferenz entsprechend, dass die Einträge viel Spielraum offenlassen.

Da ist es schon fast bezeichnend, dass die Verantwortlichen im Bühnenbild des elsässischen Stücks «Dr Schwindelmeyer» Platz nahmen, das im Moment in der Baseldytsche Bihni gastiert. Nun aber rein in den «Rädäbäng», den es seit Freitag in den Sutterbegg-Filialen, in der Buchhandlung Bider & Tanner, der BVB-Verkaufsstelle am Barfüsserplatz und beim Comité-Sitz am Blumenrain für acht Franken zu kaufen gibt.

Spitzenreiter ist die letzte Muba und die kriselnde Messe Basel an und für sich, wobei das Comité hier das Beizensterben rund um das Alte Warteck mit einbezogen hat. Dieses Sujet kommt 34 mal vor. Stellvertretend sei hier die Lälli-Clique, die mit «Tempi passati – jeedi Mäss het emool en Änd» geradezu forciert verständlich mitteilt, was sie ausspielt.

Mickey, Woodstock, LSD

Ganz oben auf der Hitliste befinden sich auch Sujets, die das Comité unter dem Begriff «Narrenfreiheit» zusammenfasst. Inhaltlich wird hier die hitzige Rassismus-Debatte und die forsche Gegenbewegung aufgegriffen, die die Namen und Logos der zwei Guggenmusiken Negro-Rhygass und Mohrekopf ausgelöst haben.

Recht explizit liest sich als Beispiel die Sujetbeschreibung der Basler Bebbi, die sich den Namenszusatz «Völkerschau» verliehen hat: «Bimbotown – Neuigkaite us m Dschungel» lautet der Titel, und «die wo drummle» werden unter anderem als «Volk vo de Praejakulatten us em Dschungel Noviagra» angekündigt. Vorsorglich wird hier auch bereits die Befürchtung ausgesprochen: «D Subvention stoot uf em Spiil».

Die betroffenen beiden Guggen lassen dieses Thema derweil aus. Negro-Rhygass befasst sich unter dem Titel «S wird äng im Bach» mit dem neuen Rheinschiff, während die Mohrekopf-Musiker sich unter dem Titel «Dummpeter oder Hans-Peter?» auf verzweifelte Parkplatzsuche machen.

Oft ausgespielt werden Themen rund um die Umwelt- und Klimakatastrophe: Plastikmüll im Meer kommt 19 mal vor, der heisse Sommer und seine Folgen 15 Mal. Beliebt sind dieses Jahr überdies diverse Jubiläen, und zwar nicht nur die eigenen. Die Aagfrässene zum Beispiel feiern «100 Joor Circus Knie und iberall Circus wie noch nie», während der Central Club Basel mit «Gflooge oder Glooge» auf 50 Jahre Mondlandung zurückblicken. Weitere beliebte Jubiläen sind 90 Jahre Mickey Mouse, 75 Jahre LSD oder 50 Jahre Woodstock.

Und dann gibt es wie immer die geheimnisvoll verschwurbelten Sujetbezeichnungen. Die Alti Richtig fragt «Suechet Dir en auf?», ohne darauf hinzudeuten, um wen s sich handeln könnte. D Schnoogekerzli verkünden gleich «Mer saage nyt», während die immer wieder für Überraschungen sorgenden Alte Stainlemer mit «Rolling Stones» eine gespannte Erwartungshaltung schüren.