30-jähriges Jubiläum
Premiere im Häbse: Lachanfälle wegen falschem Lebensretter

Das Häbse-Theater feiert seine 30 Jahre mit einem Revival. Damals eröffnete «Der Rettigsschwimmer» das Häbse. Auch heute noch überzeugt das Stück durch Sprachwitz und Situationskomik.

Fabian Schwarzenbach
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Hansjörg «Häbse» Hersberger glänzt als Otti Häberli.

Hansjörg «Häbse» Hersberger glänzt als Otti Häberli.

Zur Verfügung gestellt

Für Jacqueline Fischer (gespielt von Nicole Loretan) ist Otti Häberli (Hansjörg «Häbse» Hersberger) ein Held. Als sie mit ihrem Surfbrett verunfallt, verliert sie kurzfristig das Bewusstsein und wacht liebevoll umsorgt auf dem Badetuch des rüstigen Witwers Häberli wieder auf. Sie geht davon aus, dass er ihr Leben gerettet hat und verliebt sich in ihn.
Dumm nur, dass Häberli gar nicht schwimmen kann und sich nie in den See getraut hätte. Immerhin hat er einen Wanderer angehalten und der hat die junge Dame aus den Fluten geholt. Doch das bleibt ein Geheimnis. Somit ahnt niemand etwas, als Otti in seinem Wohnzimmer zum Verlobungsessen einlädt. Hier setzt das Theaterstück «Der Rettigsschwimmer» ein. Es beginnt ein grosses Verwirrspiel um eine kleine Unwahrheit.

Magda Häberli, Ottis Schwester, organisiert und schmeisst den Haushalt. Die von Silvia Adler hervorragend gespielte, grantige Figur sorgt mit markigen Sprüchen für die Zwischenlacher. Die verliebte Braut Jacqueline Fischer reist mit ihrer Mutter Emma (Susi von Lindenau-Huber) aus Zürich an die Verlobungsfeier. Otti stellt ihnen erstmals seine Tochter Jenny (Tabea Jauslin) vor. Sein ebenfalls eingeladener Freund Oskar Bitterli (Dani von Wattenwyl) kann kaum glauben, dass der «Barfüsserplatz-Casanova» noch eine so junge Braut zum Altar führen darf. Darauf wird er in die Wahrheit eingeweiht. Er hilft Otti mit einem Fernkurs, Schwimmen zu lernen.

Der richtige Freund will die Braut zurück

Ebenfalls per Post trifft eine Rettungsmedaille für den angeblichen Helden ein, die Otti nun tragen soll. Zu allem Übel taucht auch noch Kevin Köschtner (Maik van Epple), der richtige Freund von Jacqueline, auf und will sie wieder zurück.

Ganz brenzlig wird es als der besagte Wanderer, Gottfried Dällenbach (Carlos Amstutz) aus Lupsingen vorbeikommt und Otti erpressen will. Oskar hilft seinem Freund, doch dummerweise verwechselt er Kevin und den richtigen Lebensretter miteinander und verrät so das Geheimnis. Dällenbach lässt sich mit der Medaille und Geld abwimmeln, aber Kevin verrät seiner Jacqueline alles. Sie erinnert sich dank eines Amulettes wieder.

Hier könnte das Stück vorbei sein. Doch nun wird es erst richtig lustig. Regelmässig kommt auch Dr. Balthasar Möbius (Michael Eckerle) auf Besuch. Er möchte anfangs eigentlich nichts anderes als seinen Dackel «Männi» mit der Dackeldame «Leda» der Familie Häberli paaren und dazu die Erlaubnis einholen. Als Möbius endlich auf Häberli persönlich trifft, hat dieser gerade ein wichtiges Vater-Tochter-Gespräch hinter sich und ist überzeugt, seinen künftigen Schwiegersohn vor sich zu haben. Geradezu skurril, wie sich die beiden über die «Reinheit der Rasse», den Stammbaum sowie die krummen Beine und langen Ohren unterhalten.

Schlussendlich heiraten nicht nur die beiden Dackel. Das von Häbse und Amstutz auf Baseldeutsch umgeschriebene Theaterstück weiss durch viel Sprachwitz und Situationskomik zu überzeugen. Der Theaterbesitzer glänzt in seiner Rolle, die er auch mal spontan ausweitet. So als im Publikum jemand ein Glas zerdepperte, flocht er es spontan in den nächsten Satz ein.

Häbse spielt seine ohnehin grosse Bühnenpräsenz gezielt aus. Auch Details lässt er nicht aus: In der hintersten Reihe sieht man noch, wenn er mit den Augen hin und her rollt.

Mit diesem Stück fing vor 30 Jahren alles an

Auch Dani von Wattenwyl hatte kraft seiner Rolle witzige Momente. Amstutz’ Interpretation des Bio-Gemüsehändlers Dällenbach mit einem herrlich überspitzten Baselbieter Dialekt bleibt auch nach dem Schlussapplaus in den Köpfen. Die vier Frauenrollen ermöglichen den Schauspielerinnen leider nicht, ihr ganzes Potenzial auszuschöpfen. Trotzdem ist die stets giftelnde Magda die heimliche Hauptfigur. Sie tritt immer dann auf, wenn die anderen Pointen erzählt sind und setzt noch einen drauf oder macht die Bühne für die nächste Szene frei. Zudem liefert die beinahe immer grantige Magda die fulminante optische Schlusspointe.

Das Bühnenbild ist ein unspektakulär eingerichteter Wohnraum: Büchergestell hinten an der Wand, Salontischchen mit Sofa rundherum und ein runder Esstisch mit Stühlen. Die spartanische Einrichtung ermöglicht den Schauspielern aber auch, ihre Mimik vermehrt anzubringen.

Dass «Der Rettigsschwimmer» gerade jetzt zur Aufführung gelangt, ist kein Zufall: Das Stück hat das damalige Ensemble des Häbse-Theaters bereits zur Eröffnung vor 30 Jahren gespielt. Damals wie heute diene es dazu, den Kopf zu lüften und zwei Stunden zu lachen, meinte der nach der Premiere erleichterte und gut gelaunte Häbse.