Stadtkino Basel
Once Upon A Time in Hollywood – Verweile doch, du bist so schön

Das Stadtkino Basel zeigt Hollywoodfilme, die von sich selbst handeln – und vom perfekten Moment.

Hannes Nüsseler
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Das Unheil scheint nur einen Wellenschlag entfernt: Filmstill aus «Barton Fink» (1991).

Das Unheil scheint nur einen Wellenschlag entfernt: Filmstill aus «Barton Fink» (1991).

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Der glückliche Ausgang einer Geschichte ist nur eine Frage des Timings: Wird die Handlung während eines emotionalen Aufschwungs gestoppt, bleibt das Happy End schwerelos für alle Zeit und Ewigkeit.

Keine andere Unterhaltungsbranche hat sich um diese Glücksmomente verdienter gemacht als Hollywood. Man könnte fast behaupten, dass die Traumfabrik sich selbst in einem Zustand des Happy Ends befindet – strahlend, aber eben auch immer ein bisschen aus der Zeit gefallen.
Wie US-amerikanische Filmemacher aus eben diesem Widerspruch Kraft schöpfen und den Mythos Hollywood befeuern, zeigt das laufende Programm des Stadtkinos.

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Als Billy Wilder 1950 seinen Film noir «Sunset Boulevard» dreht, gibt es die Filmindustrie im Stadtteil von Los Angeles erst seit ein paar Jahrzehnten, und doch scheint sie bereits vom Untergang bedroht: Die Verdrängung des Stummfilms durch die «Talkies» hat ein Gemetzel unter den ehemaligen Leinwandgrössen angerichtet. Ein Grabhauch zieht durch das Anwesen der alternden Filmdiva Norma Desmond, die mit einem abgebrannten Drehbuchautoren ein Verhältnis beginnt: Sie hält ihn sich als Lover – er schürt ihre Hoffnung auf ein Leinwandcomeback. Das tragische Ende macht auf seine perverse Art dann tatsächlich glücklich, weil sich die Grenze zwischen Filmillusion und Grössenwahn auflöst.

Dass Los Angeles, die Stadt der Scheinwerfer, besonders dunkle Schatten wirft, ist ein wiederkehrendes Motiv. Bedroht vom ausbeuterischen Studiosystem mit seinen Knebelverträgen sind vor allem die Künstlerinnen und Künstler: Menschen wie der Broadway-Autor Barton Fink aus dem gleichnamigen Film der Coen-Brüder. Auf der Suche nach Ruhm zieht er nach Hollywood, nur um dort im Auftrag eines Filmmagnaten schwitzige Wrestlingfilme zu schreiben. Sein eigenes Leben verwandelt sich darauf in Schund, samt Serienkiller, Höllensturz und dem zartesten, beunruhigendsten Tableau einer Strandszene: Es ist ein perfekter Moment, eben weil das Unheil nur einen Wellenschlag entfernt scheint.

Dieselben Coens zeigen in «Hail, Caesar!», wie die vermeintlich seelenlose Industrie der Fünfzigerjahre eben doch mehr herstellt als nur Dramen, Musicals und Sandalenfilme am Fliessband. Der Star einer Bibelverfilmung wird entführt, worauf sich sein Betreuer auf die Suche nach ihm macht und dabei grundlegende Fragen wälzt: Wenn Gott das Licht ist, was sind dann die Filmprojektoren?

«Hail, Caesar!» ist eine wunderbar leichte und selbstbezogene Liebeserklärung an die Filmindustrie Hollywoods, die ihre Stars ans Kreuz schlägt, um sie in unserer Fantasie unsterblich werden zu lassen.

Once Upon A Time In Hollywood
Stadtkino Basel, bis 31. Dezember