Nach einer fast zwei Jahre dauernden Innensanierung eröffnet heute der Ausstellungsraum Klingental seine frisch renovierten Räume.
Bevor diese Räumlichkeiten saniert wurden, hatten die Denkmalpflege und die archäologische Bodenforschung zum ersten Mal die Gelegenheit bis zum ursprünglichen Kirchenboden zu graben. «Phasenweise betrat man den Raum und man war geschichtlich dort, wo alles angefangen hat. Man konnte die Abdrücke vom alten Kirchenboden sehen. Es wurden auch Gräber gefunden, einen Bischof haben sie auch gesucht», erzählt Thomas Heimann fasziniert.
Wie das Museum Kleines Klingental befindet sich auch der Ausstellungsraum Klingental in den Räumen des ehemaligen Klosters Klingental, genauer gesagt, ist er im Erdgeschoss der 1293 geweihten Klosterkirche zu finden.
Der Ausstellungsraum wurde 1974 auf eine Künstler-Initiative hin auf dem Kasernenareal initiiert. Thomas Heimann ist seit 2006 im Vorstand des Vereins Ausstellungsraum Klingental und konnte den Wandel über die Jahre miterleben: «Am Ursprung der Innensanierung standen unter anderem feuerpolizeiliche Gründe, wie offene Leitungen im alten Atelierhaus.» Während fünfzig Jahren hätten die Kunstschaffenden in Form einer Genossenschaft selbst die Räume verwaltet und unterhalten, sagt Heimann
«Da es sich bei den Ateliermieten um von der Stadt vergünstigte Räume handelt, und sich die Abteilung Kultur mehr Transparenz bei der Vermietung der Räumlichkeiten wünschte, wurde die Genossenschaft aufgelöst.»
2018 mussten die Kunstschaffenden für die Innensanierung die Räumlichkeiten verlassen. Auch der Ausstellungsraum bezog für fast zwei Jahre ein nahe gelegenes Ladenlokal. Unter dem Namen Rank wurde ein Ausstellungsprogramm organisiert und an Zukunftsplänen gefeilt.
Im Zuge dieser Umbrüche konnte der Vorstand des Ausstellungsraumes seine Anliegen einbringen, erklärt Heimann: «Wir waren immer etwas versteckt gelegen und wünschten uns mehr Sichtbarkeit. So kam die Idee, dass der Ausstellungsraum nach vorne in Richtung Kasernenplatz verschoben wird.» Den für die Sanierung lancierten Wettbewerb gewann der Architekt Gian Fistarol.
Betritt man die neuen Räumlichkeiten, so befindet man sich direkt in einem grossen, hellen Foyer. Neben den zwei von einander getrennten Ausstellungsräumen bildet er den dritten bespielbaren Ort. Die Gestaltung des Foyers übernahm die Architektin Martina Kausch zusammen mit dem Designer und Innenarchitekten Luiz Albisser. «Es war stets eine rollende Planung: viel ausprobieren, überprüfen und wieder neu ausrichten. Von Anfang an war das Bedürfnis da, auch gleich selber zu bauen,» so Luiz Albisser.
«Wir hatten hier eine Art 1:1 Modell, wo wir räumliche und gestalterische Lösungen für die Multifunktionalität dieses Raumes direkt vor Ort testen konnten», ergänzt Martina Kausch.
Ein neuer Raum bietet nicht nur Chancen, neue Ideen zu verwirklichen, sondern auch diejenige, das bisherige Konzept zu hinterfragen. «Eine wichtige Entscheidung war, dass wir die offene Ausschreibung für Projekte und Ausstellungen weiterhin beibehalten möchten, und die Projekte nicht durch den Verein selber lanciert werden», erklärt Franziska Baumgartner, die ebenfalls Teil des Vorstandes ist. Genau diese Offenheit für Kunstschaffende, wie auch für Kuratorinnen und Kuratoren sei ein Merkmal des Ausstellungsraumes.
Schnell war klar, dass der Neuanfang nicht mit einer klassischen thematischen Ausstellung beginnen kann, sondern die Aneignung der neuen Räumlichkeiten selber zum Thema werden muss. «Wir wollen uns mit einem vielfältigen Programm in die leeren Räume hineinschleichen», beschreibt Alexandra Adler das Eröffnungsprojekt «Blanko». «Der Titel soll bewusst an das weisse, unbeschriebene Blatt Papier, das noch gefüllt werden will, erinnern.»
Ausgesucht wurden hierfür künstlerische Positionen, welche mit dem Raumgefühl an sich spielen. Den Auftakt macht Leonardo Bürgi mit einer Ausräucherung: «Der Rauch hat eine spirituelle Komponente. Wir können bewusst nach der Geschichte des Ortes fragen und auch die Wünsche für die Zukunft einbringen.»
Herausstechend ist auch die raumgreifende Installation von Rebecca Kunz und Mathis Pfäffli. Sie haben im Chor der ehemaligen Klosterkirche einen mystischen, höhlenartigen Raum geschaffen. Die Soundinstallation von Akash Sharma wird die Besucher und Besucherinnen mit Klängen aus den heiligen Räumen in Goa in die Ferne schweifen lassen.
Musikalische Performances, virtuelle Erlebnisse und ein geführter Kräuterspaziergang mit anschliessender Destillation der gesammelten Heilpflanzen sollen dem Publikum die Aneignung des neuen Ortes mit allen Sinnen ermöglichen. Denn dort, wo sich die neuen Räumlichkeiten befinden, haben einst Dominikanerinnen gelebt und selbst einen Kräutergarten betrieben.
Im neuen Ausstellungsraum wird das Alte nicht nur vielschichtig belebt, sondern es ebnet gleichzeitig den Weg für einen vielversprechenden Neubeginn.
Ausstellungsraum Klingental
Eröffnung: Donnerstag, 13. August, ab 17 Uhr. Weitere Informationen unter www.ausstellungsraum.ch.