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Theologinnen der Region mussten während der Coronakrise neue Lösungen finden – und bewiesen Kreativität.
Dieses Wochenende dürfen Gottesdienste und andere kirchliche Anlässe wieder stattfinden. Mehr als zwei Monate war dies wegen Corona nicht möglich. In der Region zeigten sich Theologinnen jedoch kreativ im Umgang mit der Krise.
So beispielsweise Dorothee Becker, Theologin und Seelsorgerin der Pfarrei Heiliggeist in Basel. Für Gottesdienste wurden dort alternative Lösungen gefunden: «Wir haben Impulse online gestellt und sie denjenigen ohne Internetzugang geschickt.» Man habe Pfarreiangehörige ermutigt, mit den Impulsen selber eine Gebetszeit zu gestalten. «Wir werden darüber nachdenken, parallel zu den physischen Angeboten auch weiterhin Impulse ins Netz zu stellen», sagt Becker.
Die Seelsorge fand derweil auch während der Krise statt. «Telefonisch haben wir vor allem diejenigen begleitet, die besonders unter der Isolation leiden», sagt Becker. Es wurde ein WhatsApp-Pilgerspaziergang angeboten – dank gedruckter Texte war dieser auch ohne Smartphone möglich.
Digitale Lösungen hat auch die Offene Kirche Elisabethen in Basel gefunden: «Wir haben ein Handy genommen und Worte der Hoffnung über Facebook publiziert», so Monika Hungerbühler, Leiterin der Kirche. «Das schlug von Anfang an ein. Wir hatten durchschnittlich 2000 Zuschauende. Besonders die Expats fühlten sich angesprochen, da die Worte auf Standarddeutsch und auf Englisch gesprochen wurden.» Auch ein Seelsorge-Telefon und ein Gabenzaun wurden eingerichtet: «Es gab und gibt ja nicht nur Probleme bei Gottesdiensten, Seelsorge und Taufen, sondern tiefe soziale Not. Wir bekamen viele entsprechende Hilferufe.»
Sie könne sich vorstellen, dass die Krise langfristige Auswirkungen auf die Kirche hat: «Die verschiedenen kreativen Vermittlungen von Gottesdiensten werden immer wichtiger. Es kann nicht sein, dass wir wie vor der Krise über mangelnde Gottesdienstbesuche klagen, um sie nach der Krise sofort wieder wie gehabt einzuführen», sagt sie.
Nicht auf den digitalen Weg, sondern auf die Kunst setzt Sabine Brantschen von der Pfarrei Bruder Klaus in Oberdorf: Jeden Mittwoch hat sie einem Mandala in der Kirche neue Teile hinzugefügt und dabei gebetet. Die Gebete wurden jeweils eingesendet. An Ostern wurde allen, die das Haus nicht verlassen konnten, das Osterlicht nach Hause gebracht. Eine solche Aktion wäre auch für Pfingsten geplant gewesen.
Auch Elke Kreiselmeyer, Gemeindeleiterin der Pfarrei St. Stephan Therwil/Biel-Benken, musste wegen der Krise auf neue Methoden ausweichen. «Anstelle der Gottesdienste haben wir für jeden Sonn- und Feiertag einen «Sonntagsgedanken» auf unserer Website publiziert, der auch per Post an Menschen verschickt wurde, die keinen Internetzugang haben», so Kreiselmeyer. Sie sei erstaunt gewesen, dass diese Klicks im Tausenderbereich generierten. «Für Familien mit Kindern in der 1. Klasse haben wir anstelle des sonst üblichen ökumenischen Schöpfungsgottesdienstes einen «Schöpfungsgottesdienst@Home» kreiert», ergänzt Theologin Jutta Achhammer. Solche Familienangebote wird es auch weiter geben, weil Familiengottesdienste aufgrund des Abstands weiterhin nicht durchgeführt werden.
Weiter habe man Pfarreiangehörige, die älter als 65 sind, telefonisch kontaktiert. «Das waren knapp 1000 Telefonate, die wir mit einem Team von 8 Personen bewältigt haben», sagt Kreiselmeyer. Seelsorgegespräche haben auch weiter stattgefunden. «Ich bin jeden zweiten Tag mit Menschen spazieren gegangen, immer mit Abstand. In kleinerer Besetzung gab es eine Bibelgruppe via Zoom.
Vom Bistum Basel hätte sich Kreiselmeyer mehr Kreativität gewünscht. «Die Krise hat alle unvorbereitet getroffen», sagt sie. «Aber ich hoffe, wir lernen für die Zukunft daraus und stellen uns in dieser Hinsicht noch etwas besser auf.» An der Klausurtagung im Juli werde man über allfällige Veränderungen reden. Beispielsweise das Online-Angebot: «Wir haben gemerkt, dass Menschen sich auf diesen Weg einlassen und es schätzen, einen spirituellen Impuls zu erhalten, ohne eine kirchliche Veranstaltung zu besuchen. Trotzdem ist die real erlebte Gemeinschaft von Menschen durch nichts zu ersetzen.»