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Giacun Caduff, Basler Filmemacher und Festivalorganisator, plaudert aus unserem Nähkästchen. Über rote Teppiche, Genugtuung und neue Filmprojekte.
Herrje, auf dem Zettel steht «Jugendsünde»!
Keineswegs. Die Frage ist nur, wie wir «Jugend» definieren. Mein ganzes Leben ist eine Jugendsünde (lacht).
Als Teenager kann man machen, was man will. Ich bin jetzt 38 Jahre alt und mache immer noch, was ich will.
Fehler zu machen, ist ein Teil des Wachsens und Lernens. Das sind keine Sünden, das ist halt passiert. Insofern bereue ich nichts. Ich habe nie etwas des Geldes wegen gemacht. Das ist ein gutes Gefühl.
Eine gewisse Ehrfurcht war definitiv dabei. Schliesslich handelt es sich um die höchste Auszeichnung der Filmbranche. Aber ein bisschen Spass musste trotzdem sein.
Regisseur Timo von Gunten und ich wurden von den Reportern nicht beachtet, wir sind ja kleine Fische. So haben wir uns einfach zu ihnen hingestellt und gesagt, wir hätten jetzt Zeit für ein Interview. Die waren ziemlich perplex (lacht). Ein Journalist hat uns dann zu einem Shot eingeladen. Für so ein bisschen Blödsinn bin ich immer zu haben. Das ist noch längst keine Sünde!
Nicht wirklich. Dabei sein ist alles, das ist schon so viel Wert. Wie bei den Olympischen Spielen.
Nein, nie.
Ich kann nicht für die anderen sprechen. Für mich war das nicht das Ziel. Ich bin kein Träumer, sondern ein Macher.
Sicher. Aber die Kontakte, die man an solchen Events knüpft, müssen sich über die Jahre entwickeln, man muss daran arbeiten. Nur, weil ich ein paar Sätze mit Justin Timberlake gewechselt habe, sind wir noch längst keine Freunde. Das ist ein sehr schnelllebiges Business. Was aber wirklich schön ist: Ich spüre seither einen grösseren Respekt für meine Arbeit. Früher wurde ich, wenn ich einem potenziellen Sponsor eine Filmidee präsentiert habe, hin und wieder nicht ernst genommen. Das hat sich geändert. Insofern ist auch viel Genugtuung über die Nominierung dabei.
Es war sicher ein Erlebnis! Aber ich bin trotz der Blitzlichter und der vielen Promis auf dem Boden geblieben. Am Ende des Tages ist die Oscarverleihung nichts weiter als ein PR-Event. Und danach beginnt man wieder bei null. Der Trubel um meine Person hat sich nach den Oscars schnell gelegt. Und das ist gut. Ich bin bereits an einem neuen Projekt dran. Das mache ich immer so: Noch bevor eine Filmarbeit zu Ende ist, gleise ich die nächste auf.
So würde ich es nicht bezeichnen. Filme sind mein Leben. Ich brauche auch keine Ferien, könnte mich niemals eine Woche an einen Strand legen. Da würde ich nach ein paar Stunden nervös.
Die Dreharbeiten sollten im Herbst beginnen. Der vorläufige Filmtitel ist «Ghosting», und es geht darum, wie sich unser Leben heute zunehmend in unseren Smartphones abspielt. Zurzeit arbeite ich am Drehbuch und bin auf der Suche nach Sponsoren. Basel-Stadt hat im Falle der Vollfinanzierung bereits einen Betrag gesprochen. Ich werde dabei sowohl als Produzent als auch als Regisseur fungieren.
Da mag ich mich nicht festlegen. Ich sage immer, ich erzähle Geschichten, arbeite an Projekten und begleite sie von Anfang an. Da ist man automatisch der Produzent. Aber auch Regie führe ich gerne.
Den gibt es nicht. Mich sprechen Projekte an, die als Produkte funktionieren. Das klingt jetzt sehr rational und überhaupt nicht romantisch, aber so ist es. Ich bin Geschäftsmann und verkaufe einen Film. Von der Story und dem Marketing bis hin zu den Events rund um den Film muss alles stringent sein. Ich möchte glaubwürdig bleiben. Ganz wichtig ist auch die Zusammensetzung des Teams. Das ist jedes Mal ein Abenteuer, wenn die Chemie stimmt! Dann verlebe ich sehr schöne Zeiten. Wer braucht da schon Ferien?