Centralbahnplatz
Euler-Gleis kommt endlich in Fahrt

Nach einem langen Kampf legt die Regierung das Konzept zur Sicherheitsverbesserung vor. Befriedigt sind längst nicht alle.

Oliver Spiess
Drucken
Hier soll zukünftig zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer eine Tramlinie weniger den Centralbahnplatz kreuzen.

Hier soll zukünftig zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer eine Tramlinie weniger den Centralbahnplatz kreuzen.

Nicole Nars-Zimmer

«Die gefährlichste Tramhaltestelle der Schweiz» – so betitelte die «Sonntagszeitung» den Basler Centralbahnplatz vor rund zwei Jahren in ihrer Evaluation. Beim Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) ist man nach wie vor anderer Meinung: «Der Centralbahnplatz ist nicht gefährlich», so Mediensprecher Daniel Hofer. Nichtsdestotrotz legt die Regierung dem Grossen Rat nun gezwungenermassen das Konzept für das situationsentschärfende Euler-Gleis vor.

Wie der Regierungsrat gestern bekanntgab, beantragt er beim Parlament einen Betrag über 2,2 Millionen Franken für das Projekt. Zusätzlich sollen 65'000 Franken pro Jahr für den Unterhalt gesprochen werden. Ziel ist es laut BVD nicht, die Sicherheit zu erhöhen, sondern lediglich für mehr Überblick zu sorgen und den Verkehrsteilnehmern das Gefühl der Unsicherheit zu nehmen.

Dass die Haltestelle am Bahnhof SBB eine der meistgenutzten der Schweiz darstellt, ist indes unbestritten. Rund 100'000 Personen überqueren den Platz an Werktagen, im Jahr steigen etwa 22 Millionen Personen dort ins Tram. Besonders auffällig ist der starke Verkehrsfluss zwischen Haltestelle und Bahnhofseingang.

Ein Tram weniger soll den Centralbahnplatz kreuzen

Das 8er-Tram Richtung Weil am Rhein querte den Platz bisher direkt vor dem Bahnhof. Nach dem Umbau wird der 8er an der Haltestelle des 2er-Trams bedient und wechselt die Strassenseite erst am Nordrand der Haltestelle über das neue Gleis.

Neben der Stärkung des Sicherheitsgefühls habe das Euler-Gleis noch einen anderen Vorteil, sagt Hofer. So biete es bei Baustellen und Veranstaltungen zusätzliche Umfahrungsmöglichkeiten. Laut Mitteilung der Regierung zeigten Verkehrssimulationen, dass die neue Gleisführung nicht für grosse Verzögerungen im Verkehr sorgen sollte. Während sich die Reisezeit für die öffentlichen Verkehrsmittel um wenige Sekunden verlängern werde, sei auch kein erheblicher Einfluss auf den Verkehr in der Nauenstrasse zu erwarten.

Motionär ist nicht mit der Regierungsarbeit zufrieden

Einer, der sich schon seit Längerem für das neue Gleis einsetzt, ist Basta-Grossrat Beat Leuthardt. Er unterstützte alt Parlamentarier Urs Müllers Idee und verlieh dem Anliegen mit Interpellationen Nachdruck. Nachdem sich die Regierung gegen diese querstellte, lancierte er im Juni dieses Jahres eine Motion. Diese glich einer kleinen Sensation: Vertreter aller acht im Grossrat vertretenen Parteien unterschrieben den Vorstoss, welcher die Regierung zur Erstellung eines Konzepts zwang.

Dieses liegt nun vor. Aber Leuthardt ist keineswegs zufrieden mit der Regierungsmitteilung, die in der heutigen Ratssitzung noch eingehender besprochen wird: «Das Bau- und Verkehrsdepartement hat seine Aufgabe erst zu fünfzig Prozent erfüllt, die andere Hälfte muss noch folgen.» Mit seiner Kritik spricht er vor allem die langgezogene Planung an, die im Konzept festgehalten ist. So solle das Gleis Ende 2022 in Betrieb gehen, falls der Grosse Rat das Projekt bis Mitte 2020 bewilligt. Für die Genehmigung durch den Bund sei ein Jahr eingeplant, für den Bau mehrere Monate.

Leuthardt habe sich beim Bundes-Verkehrsamt erkundigt. Ihm zufolge reiche ein halbes Jahr für die Bewilligung aus, wenn die Vorlage gut vorbereitet ist. Hinter der zeitlichen Streckung im Vorschlag vermutet er einen Abschreckungsversuch der Regierung: «Man spürt immer noch einen Unwillen», so Leuthardt. Das Parlament dürfte er hinter sich haben: Nach aktuellem Stand unterstütze immer noch die Gesamtheit der Fraktionen die Motion.