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Telebasel trennt sich per sofort von seinem umstrittenen Geschäftsführer Michael Bornhäusser. Dies teilte der Sender am Dienstag mit. Die Trennung sei einvernehmlich.
Niggi Tamm ist Anwalt, Präsident des Stiftungsrates von Telebasel und fürsorglicher Arbeitgeber. Als nach einem verunglückten Interview eine Woge der Kritik über den Geschäftsführer Michael Bornhäusser niederprasselte und zu offenen Rücktrittsforderungen führte, stellte sich Tamm demonstrativ vor ihn. Gegenüber dem «Regionaljournal» sagte Tamm noch vor drei Wochen: «Es wäre ein kompletter Irrsinn, auf ihn zu verzichten.»
Gut zwanzig Erdumdrehungen später ist der Anwalt Tamm zum Schluss gekommen, «es besteht keine tragfähige Basis für eine weitere Zusammenarbeit mit Michael Bornhäusser». Die Umsetzung des ursprünglichen Plans, die Zusammenarbeit Ende 2020 ausklingen zu lassen, wurde gemäss Medienmitteilung um ein halbes Jahr vorgezogen – oder anders gesagt: die Trennung erfolgt per sofort.
Das entscheidende Gespräch hat Tamm am Montag mit Bornhäusser per Zoom geführt. Weniger des Coronavirus wegen als vielmehr, weil Bornhäusser in den Ferien weilt und aus diesen nicht zu Telebasel zurückkehren wird.
Bornhäusser sagt, er habe selbst den Rückzug erwogen, als nach dem Interview mit Messe-Präsident Ueli Vischer die Kritik losbrach. Der Druck habe seither nicht nur auf ihm, sondern auch auf dem Sender gelastet. Die «Kampagne», wie er sie erlebte, habe ihm auch zugesetzt. Die Trennung per sofort erfolge deshalb einvernehmlich.
Der Abgang von Bornhäusser erfolgt jedoch so abrupt wie zuvor der Abgang von Stiftungratspräsident Roger Thiriet, der bereits in einer früheren Phase der Bornhäusser-Affäre entnervt das Handtuch geworfen hat. Tamm war bereits seit über zwanzig Jahre im Stiftungsrat eingesessen, als er das Präsidium von Thiriet kurzfristig übernahm.
Seinen Meinungswandel in der Personalie Bornhäusser erklärt er jedoch damit, dass er nun in neuer Funktion «einen vertieften Einblick» gewonnen habe. Mit der Delegation, die um drei neue Mitglieder ergänzt worden ist, habe er zudem einen «frischen Blick» erhalten. Offensichtlich hat das Gremium in neuer Zusammensetzung gegenüber ihrem eigenen Mitglied Bornhäusser ein «Misstrauensvotum» formuliert, wie es Tamm nennt, das nun zur schnellen Trennung führte.
Der erfahrene Anwalt Tamm wird sich allerdings zuvor schon bewusst gewesen sein, dass sich die Affäre nicht einfach aussitzen lassen wird. Denn die Opposition, angeführt von Conrad Engler, dem alt-Präsidenten der Programm-Begleit-Kommission, hat weiteren Unbill vorbereitet: Nach dem Ombudsmann, der sich bereits scharf zu Telebasel geäussert hat, sind nun auch der Presserat, die Unabhängige Beschwerdeinstanz (UBI) sowie das Bundesamt für Kommunikation aufgefordert, sich eine Meinung zu bilden. Deren Berichte kann Tamm nun gelassen auf sich zukommen lassen und sich zu gegebener Zeit der Suche nach einem neuen CEO widmen.