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In fast 350 Wahllokalen entscheiden die Elsässer im November, ob Alain Juppé oder Nicolas Sarkozy gegen die Linke antritt. Mitglied der bürgerlichen Partei muss man nicht sein, um teilnehmen zu dürfen.
Es ist eine Premiere für die französischen Bürgerlichen. Am 20. und 27. November dürfen die Elsässer im Rahmen der «Primaires» genannten Vorwahlen mitbestimmen, welcher bürgerliche Kandidat bei den französischen Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2017 den sozialistischen Kandidaten herausfordert – aller Wahrscheinlichkeit den amtierenden linken Präsidenten François Hollande. Über 350 Wahllokale wurden dafür eingerichtet. Derartige Vorwahlen haben vor fünf Jahren bereits für den Kandidaten der Linken stattgefunden. Damals nahmen im Elsass 41 000 Personen daran teil, wobei das Elsass, wie die Tageszeitung «L'Alsace» berichtete, mehr wählte als der Rest Frankreichs. Damals setzte sich Hollande deutlich im zweiten Wahlgang gegen Martine Aubry durch.
Im November werden sich sieben Kandidaten der Bürgerlichen und der Mitte zur Wahl stellen. Es dürfte auf ein Duell zwischen den beiden einflussreichsten hinauslaufen: der ehemalige Premierminister und amtiere Maire von Bordeaux, Alain Juppé trifft, auf den Ex-Präsident Nicolas Sarkozy.
Das Elsass ist seit langen Jahrzehnten eine Bastion der Rechten. Bei den letzten Wahlen zu den Regionen vor der Gebietsreform hatten sich die Bürgerlichen 2010 hier als einzige der 22 französischen Regionen gegen die Linke behaupten können. Gleichzeitig feiert die extreme Rechte, der Front National, seit Ende der Achtzigerjahre regelmässig grosse Erfolge im Elsass.
Der Ausgang der Vorwahlen wird auch davon abhängen, inwieweit die rechtsextremen Wähler teilnehmen. Sie dürften eher Sarkozy unterstützen, während Juppé sich Stimmen aus dem politischen Lager der Mitte und der gemässigten Linken erhoffen dürfte.
Teilnehmen darf jeder, der in eine Wählerliste eingetragen ist und älter als 18 Jahre ist. Die Teilnahme kostet eine Gebühr von zwei Euro. Mitglied einer bürgerlichen Partei muss man nicht sein, aber den frei übersetzten Satz unterzeichnen: «Ich teile die republikanischen Werte der Rechten und der Mitte und setze mich für den politischen Wechsel ein – mit dem Ziel der erfolgreichen Sanierung Frankreichs.»
Am zweiten Wahlgang darf nur teilnehmen, wer beim ersten bereits auf der Wählerliste war. Die Kandidaten haben sich bereit erklärt, den Sieger der Vorwahlen zu unterstützen. Nach einer Umfrage, die unter anderem die Tageszeitung «Le Figaro» in Auftrag gegeben hat und Montag bekannt geworden ist, wird dies aller Wahrscheinlichkeit Juppé sein. Er verweist Sarkozy im zweiten Wahlgang mit 62 Prozent gegen 38 Prozent auf den zweiten Platz.
Wie die Zahlen für das Elsass aussehen, ist nicht bekannt. Ex-Präsident Sarkozy war in diesem Jahr bereits vier Mal in der Region zu Gast und konnte die Anzahl der elsässischen Parlamentarier, die ihn unterstützen, vergrössern. Ob er die Gebietsreform wieder rückgängig machen will, durch die das Elsass in die grosse Region Ostfrankreich aufging, ist nicht eindeutig. Eine Änderung gäbe es nur bei starkem politischen Engagement dafür, sagte er. Juppé hat sich bereits für die Reform der Reform ausgesprochen. Das könnte ihm im Elsass Stimmen bringen.