Historisches Museum Basel
Damals in Basel: Kaffeehausverbot für Juden

Das Historische Museum beleuchtet die vielschichtige Rolle von Baslerinnen und Baslern während des Nationalsozialismus.

Mathias Balzer
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Die Ausstellung «Grenzfälle - Basel 1933-1945»
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Historisches Museum Basel
Die Ausstellung «Grenzfälle - Basel 1933-1945»

Die Ausstellung «Grenzfälle - Basel 1933-1945»

bz Basel

Basel war zwischen 1933 und 1945 in einer schwierigen Situation. Rund 300 000 Menschen flohen in diesen Jahren in die Schweiz. Die grüne Grenze im Basler Umland und die deutsche Bahnlinie waren wichtige Fluchtrouten. Die Schweiz rüstete in den Alpen zum Réduit und in den Köpfen zur geistigen Landesverteidigung. Vor der Grenze tobte der Krieg. Die Angst ging um und gewisse moralische Massstäbe verloren.

Bereits im Herbst 1938 einigten sich das Deutsche Reich und die Schweiz darauf, Pässe von deutschen Juden mit einem zu kennzeichnen. 1942 schloss das Land die Grenzen für Menschen, die aus «Rassengründen» Asyl beantragten. Flüchtlingspolitik war damals fremden- und judenfeindlich.

Es brodelt in Basel

Diesen grossen Bogen schlägt die Ausstellung «Grenzfälle – Basel 1933 – 1945» im Historischen Museum in der Barfüsserkirche. Das gesamtschweizerische Panorama dient den Ausstellungsmachern zur Einbettung der Basler Zeitgeschichte in jene Jahre, in denen es in der Stadt brodelte.

4000 von 20 000 der hier lebenden Deutschen waren Mitglieder der NSDAP. Die Nazis sahen sich mit einer starken kommunistischen und sozialdemokratischen Bewegung konfrontiert. Als sie 1933 die Hakenkreuzfahne am Badischen Bahnhof hissten, kam es zu Krawallen, zahlreiche gewaltsame Auseinandersetzungen folgten.

Ab 1935 war Basel rot regiert. Zwei Initiativen aus der Stadt wollten die NSDAP auf Schweizer Boden verbieten. Doch der Bundesrat klagte beim Bundesgericht. Die Abstimmung würde das so fragile aussenpolitische Gleichgewicht gefährden.

Angepasste Wirtschaft, mutige Persönlichkeiten

Die Ausstellung zeigt auch unrühmliche Aspekte der Basler Kriegsgeschichte. Um ihre Geschäfte nicht zu gefährden, passten manche Unternehmen sich den Vorgaben der Nationalsozialisten an. Die Chemiefirma Geigy lieferte bereits 1933/34 den Nachweis, judenfrei zu sein. Mann wollte sich den Handel mit Farbstoffen nicht verderben. Die Versicherung Basler Leben zahlte Vermögen jüdischer Kunden widerstandslos an die Nazis aus. Die hiesigen Banken wurden zum sicheren Hafen für den Handel mit Raubgold.

Aber es gab auch zahlreiche Basler Persönlichkeiten, die nicht mit dem Strom der Zeit schwammen. Albert Oeri, Chefredaktor der Basler Nachrichten, war eine wichtige Stimme gegen die Fremdenfeindlichkeit. Regierungsrat Fritz Brechbühl versuchte, die harschen Schweizer Gesetze möglichst milde auszulegen.

Karl Barth oder Gertrud Staehelin engagierten sich für Flüchtlinge. Der Kunsthändler Christoph Bernoulli wurde zur wichtigen Anlaufstelle für verfolgte Künstlerinnen und Künstler.

Dies alles und mehr erzählt die Ausstellung mittels historischen Objekten, Bild- und Filmmaterial und ansprechendem Lesestoff. An Hörstationen sind Zeitdokumente zu vernehmen wie das «Reglement für jüdische Einwanderer»: keine Erwerbstätigkeit, keine Versammlungen im öffentlichen Raum von mehr als drei Personen, zahlreiche Rayons, wo Juden weder ein Kaffeehaus, noch eine Bar, noch ein Restaurant betreten durften.

Es ist wertvoll, zu sehen, dass auch in einer so humanistischen Stadt wie Basel, die Menschlichkeit immer wieder neu erkämpft werden muss.

Grenzfälle – Basel 1933-1945
Bis 28. März. Historisches Museum, Basel. Zur Ausstellung ist ein Buch im Merian Verlag erschienen.