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Für das Geschäftsjahr 2012 der Roche erhalten die Erbenfamilien Dividenden von über 500 Millionen. Die Roche-Erben Oeri und Hoffmann gelten trotzdem nicht als Abzocker. Im Vergleich zu Steuerflüchtling Vasella haben die sie ein gutes Image.
Die Erbenfamilien Oeri und Hoffmann, Hauptaktionäre des Basler Pharmakonzerns Roche, dürfen sich freuen: Am Mittwoch wird Roche erfolgreiche Jahreszahlen für 2012 veröffentlichen, was den Erben einen Geldsegen bescheren wird. Im Jahr 2011 erhielt der Aktionärspool der Oeri und Hoffmann knapp 490 Millionen Franken als Dividende für ihre 72 Millionen Inhaberaktien. Kunstmäzenin Maja Oeri, die vor zwei Jahren aus dem Pool ausgetreten war, erhielt für ihre acht Millionen Aktien 55 Millionen Franken.
Noch mehr Millionen dürften für 2012 rollen. Analysten rechnen damit, dass die Dividende von Fr. 6.80 (2011) auf mindestens Fr. 6.90 erhöht wird. 2002 stand die Dividende pro Roche-Aktie noch bei Fr. 1.45.
Ständerat Thomas Minder bekämpft mit seiner Initiative exorbitante Managerlöhne. Als grosser Abzocker gilt Novartis-Präsident Daniel Vasella mit Jahreslöhnen von 20 bis 40 Millionen Franken. Vasella beklagte stets, dass hohe Löhne, aber nicht Reichtum verpönt sei. Sind denn Erben auch Abzocker, wenn sie dank den Investitionen ihrer Vorfahren mühelos zu Millionen-Dividenden und Reichtum gekommen sind? «Nein», sagt Brigitta Moser-Harder, Co-Initiantin der «Initiative gegen die Abzockerei», gegenüber dem «Sonntag»: «Auf einen Nenner gebracht: Der angestellte Manager kassiert Millionen auch dann, wenn er für die Firma Milliarden-Verluste produziert und erhält am Schluss wie zum Beispiel bei der UBS noch einen goldenen Fallschirm in Millionenhöhe.» Die Aktionäre würden dagegen grosse finanzielle Einbussen durch sinkende Aktienkurse und fehlende Dividenden erleiden, betont Moser. Bei einem Konkurs wegen Missmanagements drohe zudem ein Totalverlust für die Aktionäre.
Die Co-Initiantin betont, dass Familien-Grossaktionäre bei einer börsenkotierten Firma wie Roche Kapital investiert hätten und dafür wie alle Aktionäre eine entsprechende Dividende erhielten. Auch der Baselbieter SP-Ständerat Claude Janiak erachtet das Verhalten der Aktionäre als legitim: «Das ist die Logik unseres Wirtschaftssystems.»
André Hoffmann, Sprecher des Aktionärspools, sieht sich durch die Initiative nicht betroffen: «Die Debatte über die Minder-Initiative hat weder direkt noch indirekt einen Zusammenhang mit der Frage der Vermögenserträge aus Wertpapieren oder anderen Anlagen», sagt der Roche-VR-Vizepräsident zum «Sonntag». Er ergänzt: «Im Gegensatz zu den hohen Management-Entschädigungen, die nur wenige betreffen, ist ja die Dividende für alle Aktionärinnen und Aktionäre pro Titel gleich hoch.»
Im Aktionärspool sind neben André Hoffmann seine Schwestern Vera Michalski-Hoffmann und Maja Hoffmann, sein Cousin Andreas Oeri (Ehemann von Ex-FCB-Präsidentin Gisela «Gigi» Oeri-Trefzer), dessen Schwestern Catherine Oeri und Sabine Duschmalé-Oeri sowie deren Söhne Jörg und Lukas Duschmalé vertreten. Ihr Aktienpaket bringt den Familien beim derzeitigen Roche-Börsenwert von rund 170 Milliarden Franken ein Vermögen von 16 bis 17 Milliarden Franken. Die Familien hätten hohe Steuern zu bezahlen und seien über die Dividenden-Erträge froh, sagt ein Bekannter aus ihrem Umfeld.
In ein Steuerparadies sind sie nicht gezogen, wie dies Vasella 1998 mit seinem Umzug von Binningen nach Risch ZG getan hat. Alle Oeris behielten ihren Wohnsitz in Basel. Auch Verantwortung haben André Hoffmann und Andreas Oeri übernommen: Sie sind Roche-Verwaltungsräte zum Honorar von 400 000 und 360 000 Franken im Jahr.
Im Vergleich zu Steuerflüchtling Vasella haben die Roche-Erben ein gutes Image. Auch deshalb, weil sie ihren Reichtum diskret verwalten und Millionen für Naturschutz-Projekte, Kunst, Soziales und den FC Basel einsetzen. Beispielhaft dafür ist Familien-Doyen Luc Hoffmann: Der Zoologe und WWF-Mitgründer hat Millionen in den Schutz von Tieren und Landschaften investiert.
Die Erben bleiben ihrer Linie treu und setzen sich für Basel ein: Eine Fusion mit Novartis lehnen sie weiter ab, auch wenn Novartis-Präsident Vasella im Februar zurücktritt: «Eine Fusion steht selbstverständlich nach wie vor nicht zur Diskussion», beteuert Hoffmann.