Der Regierungsrat will auf Grundlage einer Analyse von Alex Hürzelers Bildungsdepartement die Bezirksschule Klingnau schliessen. Eine Recherche der AZ zeigte auf, dass die Analyse folgenreiche Fehler und irreführende Zahlen aufweist. Nun erreicht der Fall die Aargauer Politik.
Vor rund einem Jahr entschied der Aargauer Regierungsrat, dass die Bezirksschule Klingnau geschlossen wird – und dass die Standorte Leuggern, Bad Zurzach und Endingen bestehen bleiben. Mindestens eine Bez im Zurzibiet muss wegen zu tiefer Schülerzahlen schliessen. Die Gemeinden im Zurzibiet hatten sich nicht einigen können. Deshalb musste der Kanton entscheiden.
Den Entscheid fällte der Regierungsrat auf der Grundlage einer kriteriengestützten Analyse des Departements Bildungs, Kultur und Sport (BKS), dem Regierungsrat Alex Hürzeler (SVP) vorsteht. Der Bericht blieb lange geheim. Eine Recherche der AZ allerdings brachte vor einigen Wochen seinen Inhalt ans Licht, und wie es also zum Entscheid gekommen war. Sie hatte die Unterlagen, welche das BKS erarbeitet hatte, gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz eingefordert und erhalten.
Die Analyse des BKS wirft einige Fragen auf. So erhielt eine Variante mit der Bezirksschule in Klingnau die besten Noten. Das BKS liess auch eine Abstimmung unter den Gemeinden miteinfliessen, änderte aber die Modalitäten im Vergleich zum Bez-Entscheid aus dem Oberen Seetal. Dadurch kippte das Resultat. Bei gleichem Vorgehen wie im Oberen Seetal wäre die Bezirksschule in Leuggern gestrichen worden.
Das war nicht alles: Die kriteriengestützte Analyse beinhaltet Fehler und irreführende Schulwegzahlen. Diese führten dazu, dass die Variante mit der Bezirksschule Klingnau schlechter abschnitt. So machte das BKS einen Abzug punkto Erweiterungsmöglichkeit, ohne dass diese gegeben war. Die Velo-Schulwege berechneten die BKS-Experten mit einem sehr tiefen Tempo.
Bei den ÖV-Schulwegen wurden mehrere falsche Abfahrtsorte verwendet. Die Variante mit der Bezirksschule in Klingnau schnitt so schlechter ab. Auf die entsprechenden Fragen der AZ gab das BKS keine konkreten Antworten. Wie die Fehler und irreführenden Schulwegzahlen in der Analyse landen konnten und wer dafür die Verantwortung übernimmt, bleibt unklar.
Nun erreicht der Fall die Aargauer Politik. Der Klingnauer Grossrat Andreas Meier (Die Mitte) stellt im Nachgang zur Recherche dem Regierungsrat mehrere Fragen zu jenen Punkten und verlangt von ihm Antworten. Zudem will er wissen, ob die Regierung berücksichtigt habe, «dass die Gemeinden Döttingen, Klingnau und Koblenz möglicherweise und wie es grundsätzlich vom Kanton angestrebt wird, zu einer Gemeinde fusionieren». Döttinger Schüler werden neu in Leuggern, Klingnauer in Bad Zurzach unterrichtet.
Weiter fragt Meier, wie sich die Schülerzahlen an der Bez Leuggern in den nächsten zehn Jahren entwickeln. Meier schreibt von einer «offensichtlich zu kleinen Zahl» und will wissen, wie sich dies auf den «unumstösslichen» Standortentscheid auswirke? Das BKS hatte in der kriteriengestützten Analyse einzig die Schülerzahlen von 2019 verwendet und geschrieben, dass die drei verbleibenden Standorte dank entsprechender Schülerzahlen langfristig gesichert wären.
Zum Schluss stellt Meier dem Regierungsrat die Frage, ob sich dieser vorstellen könne, den Standortentscheid zugunsten eines Sekundarstufenzentrums (mit allen drei Leistungszügen Bez, Sek und Real) und angepasst an die Bevölkerungsentwicklung zu einem späteren Zeitpunkt neu zu beurteilen. Am Standort Klingnau war die Dreistufigkeit gegeben, in Leuggern wird einzig eine Bez geführt.
Die Unterlagen des BKS zu den beiden Bez-Entscheiden finden Sie hier im Abo+-Artikel.