Niederweningen
Regionalkonferenz schlägt Weiach und Stadel als mögliche Standorte vor

In einem längeren Verfahren, bei dem auch Standorte im Aargau unter die Lupe genommen wurden, hat die Regionalkonferenz zwei Empfehlungen für mögliche Standorte für die Oberflächenanlage eines Tiefelagers für radioaktive Abfälle abgegeben.

Louis Probst
Drucken
Präsident Hanspeter Lienhard leitet die Regionalkonferenz in Niederweningen. Louis Probst

Präsident Hanspeter Lienhard leitet die Regionalkonferenz in Niederweningen. Louis Probst

Louis Probst

«Das könnte spannend werden», meinte ein Teilnehmer vor Beginn der Vollversammlung der Regionalkonferenz Nördlich Lägern im Gemeindesaal Niederweningen. Spannend ist es denn auch geworden. Immerhin bildete der Entscheid über mögliche Standorte für Oberflächenanlagen für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle das «Filetstück» der Versammlung, wie Moderator Hans Hinnen feststellte.

Dieser Entscheid war an der Vollversammlung im August auf Antrag der deutschen Teilnehmer vertagt worden. Der Antrag war damit begründet worden, dass die Kriterien zur Standortbewertung zu wenig nachvollziehbar seien. Hinter dem Antrag stand ein Gutachten der deutschen «Expertengruppe Schweizer Tiefenlager» (ESchT). Bemängelt wurde zudem, dass die Fachgruppe Oberflächenanlagen der Regionalkonferenz die Gründe für die Eingrenzung von ursprünglich sechs möglichen Standorten auf zwei -- Weiach und Stadel-Haberstal -- zu wenig transparent gemacht habe. In der Folge befasste sich ein Workshop mit der Frage der Nachvollziehbarkeit, und die Fachgruppe Oberflächenanlagen legte im Schlussbericht -- und an der Vollversammlung - dar, wie sie auf die beiden Standorte gekommen ist.

Nachvollziehbare Entscheide

«Die Nachvollziehbarkeit liegt jetzt klar auf dem Tisch», betonte Hanspeter Lienhart, Präsident der Regionalkonferenz. Die Regionalkonferenz folgte in der Schlussabstimmung mit 70 gegen 24 Stimmen dem Antrag der Leitungsgruppe und der Fachgruppe Oberflächenanlagen, die im Auswahlverfahren vorgesehenen nächsten Schritte auf die Standorte Weiach und Stadel-Haberstal zu konzentrieren. «Gleichzeitig», so der Beschluss, «sind beide Standorte durch die Nagra in enger Zusammenarbeit mit der Regionalkonferenz hinsichtlich Optimierungsmöglichkeiten zu prüfen.» Gemäss Beschluss muss zudem «die Regionalkonferenz erneut konsultiert werden, wenn sich die vorgeschlagenen Standorte im Zuge der weiteren Abklärungen aus sicherheits- und bautechnischen Gründen als ungeeignet erweisen sollten». Gutgeheissen wurde der Antrag der Fachgruppe Sicherheit, der fordert, dass Teile von Oberflächenanlagen, die über Grundwasser führenden Gebieten liegen, zu minimieren sind.

Keine Chance für andere Standorte

Anträge aus der Versammlung, wonach die Standorte Mellikon-Rekingen und Glattfelden Ost in die Weiterbearbeitung einzubeziehen seien, wurden mit grosser Mehrheit - im Falle von Mellikon-Rekingen mit 79 gegen 6 Stimmen abgelehnt. «Ich kann mir vorstellen, dass sich in Weiach und Stadel die Euphorie über diesen Entscheid in Grenzen hält», meinte der Stadler Gemeindepräsident Peter Bernhard. «Selbstverständlich wird der Entscheid akzeptiert. Wir wünschen uns aber, dass sich die Regionalkonferenz wie bisher einsetzen wird, wenn es um die Anliegen der Bevölkerung der beiden Gemeinden geht.»

«Am wenigsten ungeeignet»

«Es hat sicher niemand mit dieser Deutlichkeit der Abstimmung gerechnet», sagte Lienhart nach der Versammlung. «Das Resultat zeigt, dass die Arbeit der Regionalkonferenz, insbesondere ihrer Fachgruppe Oberflächenanlagen breite Akzeptanz gefunden hat. Mit ihrem Entscheid sagt die Regionalkonferenz aber nicht, dass sie Weiach und Stadel-Haberstal als Standorte haben will. Es sind einfach die am wenigsten ungeeigneten Standorte. Jetzt ist die Nagra gefordert.» In einem nächsten Schritt wird die Nagra eine Studie ausarbeiten und im Frühjahr der Regionalkonferenz vorstellen.