Zwischen Stausee, Altstadt, Schule und Wohnhäusern liegt das fast 70’000 Quadratmeter grosse Areal Oberi Au. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten soll sich das Gebiet stark verändern: Die Grundbesitzerin hat ihre Pläne dazu präsentiert.
Fast zehn Fussballfelder gross ist das Gewerbeareal Oberi Au in Klingnau. Heute befinden sich dort etwa die Hitachi Energy AG, das Unternehmen Thut Elektro, ein Porsche-Restaurateur, das BF Sport Gym und demnächst der zweitgrösste Schweizer Online-Weinhändler Flaschenpost.
Das Areal hat aufgrund seiner Grösse mit 69'800 Quadratmetern und seiner Lage grosses Potenzial: Es liegt wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt zwischen dem Klingnauer Stausee und der Altstadt, grenzt an das Schulareal auf der einen und einem Wohnquartier auf der anderen Seite.
Aktuell leben dort lediglich rund 200 Personen in 90 Mietwohnungen. Die Grundeigentümerin, die Hiag Immobilien Schweiz AG, will die Attraktivität des Areals nun in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Schritt für Schritt steigern – und hat diese Woche das Siegerprojekt eines städtebaulichen Studienauftrages präsentiert.
Dass vor allem teilweise in die Jahre gekommenen Industrie- und Gewerbehallen das Areal prägen, hat mit der Geschichte der Grundeigentümerin zu tun: Der Name, eine Abkürzung von «Holzindustrie AG», lässt noch das alte Kerngeschäft des Unternehmens anklingen. Längst hat sich die Hiag auf Immobilien spezialisiert – besser gesagt auf die Aufwertung von Industriebrachen zu attraktiven Unternehmensstandorten.
«Die Oberi Au war einst das Stammareal der Hiag, wo das Unternehmen produzierte», sagt Alex Römer, Arealentwickler der Hiag. Unterdessen sei das Areal stark unternutzt, dabei sei die attraktive Lage ideal, um sogenannte Mischnutzungen anzusiedeln. «Das Ziel ist: Weniger Industrie, mehr Gewerbe und vor allem mehr Wohnen, eingebettet in attraktive Aussenräume», ergänzt er.
In einem ersten Schritt führte die Hiag deshalb im vergangenen Jahr einen zweistufigen Studienauftrag durch. Ziel des Verfahrens war es, die städtebaulichen Qualitäten sowie Freiräume auszuloten und den Weg zu einem attraktiven, nachhaltig genutzten Areal aufzuzeigen.
Dabei gehe es hauptsächlich darum, nach innen verschiedene Qualitäten zu schaffen. «Sodass der Siedlungsbrei nicht weiter ausgedehnt wird», sagt Alex Römer. Und auch, um herauszufinden, welche Nutzungen in welcher Dichte möglich seien. «Das Konzept dient uns auch als Leitlinie für künftige Entscheide, beispielsweise, ob eine Sanierung eines Gebäudes erfolgen soll oder dies durch ein neues ersetzt wird.»
Wie viele neue Einwohnerinnen und Einwohner dereinst im Gebiet Oberi Au wohnen könnten, kann Alex Römer noch nicht sagen. «Das Siegerprojekt ist ein aktueller Arbeitsstand. Gewisse Themen werden wir nun weiter vertiefen.» Was bereits klar ist: Die beiden Hallen an der Weierstrasse 5 (Flaschenpost) und der Industriestrasse 4 (BF Sport Gym, Thut Elektro) bleiben langfristig, also wohl für weitere Jahrzehnte bestehen.
«Diese beiden Hallen sind relativ neu», sagt Alex Römer. Die Bauten beidseitig der Brühlstrasse sollen mittelfristig transformiert werden, da sie sich eher an ihrem Lebensende befinden würden. Dort sei eine Mischnutzung zwischen Wohnen und Gewerbe als attraktive Lösung in Alt- und Neubauten denkbar.
Was mit den acht, in den 90er- und 00er-Jahren erstellten Mehrfamilienhäusern zwischen Parkstrasse und Stausee passiert, ist zurzeit noch offen. Sicher ist aber, dass sie für mindestens zehn Jahre unangetastet bleiben, nachdem im vergangenen Jahr diverse Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden.
«Danach werden wir entscheiden, ob eine umfassende Sanierung, ein Teilersatz oder ein Abriss, die richtige Lösung ist», sagt Alex Römer. Vier weitere Mehrfamilienhäuser befinden sich direkt angrenzend, aber ausserhalb des Areals im Besitz der Hiag.
Der künftige Mix zwischen neuen und bestehenden Bauten sei wichtig und gebe dem Quartier Identität, sagt Alex Römer. «Wir müssen nun abklären, welche bestehenden Gebäude diese Qualität aufweisen und welche nachhaltigen Nutzungen für sie denkbar sind.»
Das sei auch abhängig von der Gebäudestruktur und vom Zustand eines Gebäudes. So wird zurzeit etwa die Bausubstanz des Gebäudes an der Industriestrasse 7 näher untersucht. Der Arealentwickler betont: «Für das gesamte Projekt ist uns ein langer Planungshorizont sehr wichtig. Wir wollen niemanden vertreiben.»
Bis im Herbst soll der abschliessende Plan und detaillierte Informationen zum künftigen Anteil von Wohnen und Gewerbe und somit auch zur ungefähren Zahl der künftigen Bewohner und Arbeitsplätze vorliegen. 2023 wird ausgelotet, welche Planungsinstrumente es braucht, um das Projekt weiterverfolgen zu können – beispielsweise, ob eine Teilzonenplanänderung nötig ist oder ein Gestaltungsplan erarbeitet werden muss.