Kaiserstuhl
Die Gemeinde Kaiserstuhl möchte um einen Drittel wachsen

Das Schulhaus Blöleboden wird seit rund drei Jahren nicht mehr benötigt. Dort soll eine Überbauung mit Wohnraum entstehen. Bis dahin soll das Schulhaus sinnvoll zwischengenutzt werden.

Barbara Stotz Würgler
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Das Areal Blöleboden (rot umkreist) westlich der historischen Altstadt von Kaiserstuhl.

Das Areal Blöleboden (rot umkreist) westlich der historischen Altstadt von Kaiserstuhl.

Das Schulhaus Blöleboden wurde 1974 erbaut. Über vier Jahrzehnte drückten hier Primar- und Bezirksschüler die Schulbank. Doch die Schülerzahlen von Kaiserstuhl gingen stetig zurück. «Alleine hätten wir die Schule nicht halten können», blickt Stadtammann Ruedi Weiss (parteilos) zurück.

Und als zentraler Standort des früheren Kreisprimarschulverbands Belchen hätte Kaiserstuhl die finanzielle Hauptlast eines erforderlichen Ausbaus alleine getragen. Deshalb wurde 2016 der Schulbetrieb im Schulhaus Blöleboden eingestellt. Seit dann besuchen die in Kaiserstuhl wohnhaften Kinder den Kindergarten in Fisibach und die Primarschule in Weiach ZH.

Der Unterricht der Oberstufenschüler findet in Stadel ZH statt. Aktuell pendeln 31 Schülerinnen und Schüler von Kaiserstuhl in die Nachbargemeinden. Mit Auflösung des Kreisprimarschulverbandes Belchen endete vor drei Jahren die Geschichte eines eigenen Schulstandorts in Kaiserstuhl, der noch bis 2009 sogar eine eigene Bezirksschule umfasste.

Die Schulanlage mit acht Klassenzimmern, mehreren Gemeinschaftsräumen, einer Küche sowie einer Turnhalle ist damit definitiv überflüssig geworden. Seit einiger Zeit arbeitet der Stadtrat an der künftigen Entwicklung des Areals.

Geplant ist neuer Wohnraum für maximal 160 Neuzuzüger – dies entspricht einem Wachstum von über einem Drittel der aktuellen Bevölkerung. Heute zählt Kaiserstuhl 438 Einwohnerinnen und Einwohner. «Der Siedlungsdruck des Zürcher Unterlands ist bis nach Kaiserstuhl spürbar», begründet Ruedi Weiss den Entscheid.

Neue Überbauung soll auch gute Steuerzahler anlocken

Voraussetzung dafür, dass im Gebiet Blöleboden dereinst gewohnt werden kann, ist eine Umzonung durch den Kanton. Dieser verlangt als Voraussetzung ein qualitativ hochwertiges Projekt. Nur dann wird der Kanton das in einer öffentlichen Zone gelegene Gebiet in eine Wohnzone umklassifizieren. Um die Bedingungen zu erfüllen, beauftragte der Stadtrat drei Architekturbüros mit einer Studie für eine Arealüberbauung.

Favorisiert wird die Variante «Kleinhausteppich»: Diese sieht eine Überbauung mit verschieden gestalteten Wohnhäusern in unterschiedlichen Grössen vor. Angestrebt wird eine gute Durchmischung im Quartier, sowohl was das Alter der Bewohner betrifft als auch ihren sozialen Status. Denn: Kaiserstuhl benötigt auch gute Steuerzahler – das leerstehende Schulhaus kostet die Gemeinde Jahr für Jahr einige Steuerprozente.

«Der Siedlungsdruck des Zürcher Unterlands ist bis nach Kaiserstuhl spürbar.» Ruedi Weiss, Stadtammann Kaiserstuhl

«Der Siedlungsdruck des Zürcher Unterlands ist bis nach Kaiserstuhl spürbar.» Ruedi Weiss, Stadtammann Kaiserstuhl

Klar ist für den Stadtrat von Kaiserstuhl auch, dass es eine genossenschaftlich organisierte Wohnüberbauung werden soll. «Die Pflege des Zusammenlebens ist für uns ein wichtiger Faktor», so der Stadtammann. Zurzeit stehe man mit einer auf genossenschaftlichen Wohnungsbau spezialisierten Anlagestiftung in Kontakt, die möglicherweise als Investorin auftreten werde.

Der Entscheid werde noch vor der Abstimmung über das Gemeinde-Fusionsprojekt «Rheintal+» vom 8. September erwartet. Nach der Umzonung ist der nächste Schritt die Ausarbeitung eines Gestaltungsplans, der dem Interesse der Stimmbevölkerung entsprechen muss. Ruedi Weiss rechnet frühestens 2022 mit dem Spatenstich.

Zürcher Schüler drücken in Kaiserstuhl die Schulbank

Bis dahin soll das Schulhaus Blöleboden möglichst sinnvoll zwischengenutzt werden. Bereits seit dem Frühling sind die Schüler der Heilpädagogischen Schule des Bezirks Bülach im «Blöleboden» zu Gast. Nach den Herbstferien ziehen sie zurück nach Winkel ZH in ihr umgebautes und erweitertes Schulhaus.

Für die Zeit danach besteht die Absicht, das Schulhaus ein letztes Mal für die Beschulung von Primarschülern zu nutzen. Sofern der Weiacher Souverän im Mai 2020 einer Schulraumerweiterung zustimmt, sollen die Kinder für die Dauer des Neubaus in Kaiserstuhl zur Schule gehen. Somit könnten zumindest ein paar Kaiserstuhler Schüler für einige Zeit an ihrem Wohnort die Schule besuchen.