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Margrit und Hubert Meier sammeln für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Nepal. Sie sorgen selbst vor Ort dafür, dass das Spendengeld zielgerichtet eingesetzt wird und helfen beim Wiederaufbau.
Ein Foto kommt nicht infrage. «Es geht nicht um uns.» Margrit und Hubert Meier verwerfen die Hände und winken ab. Nach mehrmaligen Nachhaken willigen sie schliesslich ein. «Aber nur ein kleines Bild.»
Das Rentner-Ehepaar will keine Öffentlichkeit. Es geht ihnen um die Sache. Margrit und Hubert Meier wollen an ihrem Beispiel aufzeigen, wie mit spontaner Hilfe, bescheidenen Mitteln und der nötigen Beharrlichkeit konkrete Aufbauarbeit in Krisengebieten möglich ist.
Auch ein halbes Jahr nach der grössten Naturkatastrophe in der Geschichte Nepals ist das volle Ausmass der gewaltigen Erdbeben nicht absehbar. Viele Regionen sind noch immer abgeschnitten und warten auf Hilfe.
Schätzungen gehen von über 9000 Toten aus. Die Versorgungssituation sei in der Tat mangelhaft, bestätigt das Ehepaar Meier. Sie haben das ganze Elend, das Leid, das über das Land im Himalaya hereingebrochen ist, hautnah miterlebt.
Vor einem Monat ist das Paar aus Nepal zurückgekehrt. Die Eindrücke sind noch frisch. Die Meiers sitzen in ihrem Wohnzimmer – sprichwörtlich zwischen Stühlen und Bänken. Die neun Wochen, die sie im asiatischen Land verbrachten, haben Spuren hinterlassen.
Es war eine aufwühlende Zeit. Auf dem Tisch sind Baupläne ausgebreitet. Es sind Skizzen eines Kindergartens, der in der Nähe der Stadt Sindhuli, 160 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kathmandu, unter ihrer Anleitung verwirklicht wurde. «Das Projekt hat uns vor Augen geführt, wie viel mit wenig Geld in kürzester Zeit machbar ist», sagt Margrit Meier.
Sie erwähnt es nicht ohne Grund. Sechs Monate nach dem zerstörerischen Erdbeben, wohnen trotz internationaler Unterstützung, noch immer Tausende Menschen in einfachen Zelten oder zusammengezimmerten Hütten. Der Wiederaufbau verläuft nur schleppend.
Von der nepalesischen Regierung fliessen wenn, dann nur spärlich Gelder. Vier Milliarden Dollar sollen die Weltbank, die asiatische Entwicklungsbank und mehrere Geberländer zugesagt haben. «Die Regierung hat es bisher aber nicht geschafft, das Geld zielgerichtet einzusetzen», sagt Hubert Meier.
Ganz anders bei den Meiers: Innerhalb von drei Wochen stand der Kindergarten. «Auf stabilem Fundament und erdbebensicher», versichert Hubert Meier. Er muss es wissen. Der 68-Jährige war bis zu seiner Pensionierung Bauingenieur. Kostenpunkt für das Gebäude: 12'000 Franken.
«Es wurde auf den Rappen abgerechnet», sagt er und legt die Abrechnungen vor. «Direkthilfe ohne einen Franken Korruption», nennt er es. Dank der Unterstützung von Freunden und Bekannten aus der Schweiz sind 26'000 Franken zusammengekommen. Mit dem Geld konnten zusätzlich eine Schule sowie ein Waisenhaus und ein Spital unterstützt werden.
Die Meiers sind die stillen Helfer von Sindhuli. «Es ist zwar nur ein Tropfen auf den heissen Stein», weiss Margrit Meier. «Aber immerhin.» Ihr Drang, etwas zu bewegen, ist ungebrochen. Deshalb wollen sie im nächsten Jahr erneut nach Nepal reisen.