Region
Der «König der Wälder» ist zurück in der Region: Rothirsch-Sichtungen häufen sich

In den Wäldern der Region werden wieder Rothirsche gesichtet. Vor 150 Jahren war das grösste heimische Wildtier ausgerottet.

Thomas Fürst und Natasha Hähni
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Die Rückkehr der rund 200-Kilo-Tiere erfreut die Jäger mehr als die Förster.

Die Rückkehr der rund 200-Kilo-Tiere erfreut die Jäger mehr als die Förster.

zvg / Pro Natura

Wer mit dem Auto in Waldpassagen unterwegs ist, muss in Zukunft etwas mehr auf seine Umgebung achten. Der Grund: Immer öfters werden in der Region Rothirsche gesichtet. «Wenn man mit 80 Stundenkilometern in einen Hirsch fährt, dann wird es lebensgefährlich für die Autoinsassen», erklärt Lucio Stanca, Jäger, Pächter der Jagdgesellschaft Vordemwald und Leiter des Altersheims in Muhen. Noch vor knapp 150 Jahren war das 200-Kilo-Tier in der Schweiz ausgerottet.

Seit 2010 breitet sich der «König der Wälder» wieder in der Region aus. Wie Max Buchser von der Jagdaufsicht Hirschthal erzählt, seien in den letzten Monaten einige Rothirsche im Jagdrevier gesichtet worden. «Ein grosser Hirsch, Kälber und eine Kuh.» Auch im Wynental wurde laut Jagdaufsicht je ein Tier in Unterkulm, Oberkulm und in Menziken gesehen. Über die Täler sind die Rothirsche wohl bereits im vergangenen Jahr in die Region Lenzburg gelangt, wie Oberförster Matthias Ott damals gegenüber dem «Lenzburger Bezirks-Anzeiger» sagte. Eine Wildtierkamera der Jagdgesellschaft Lenzhard hatte in Staufen einen jungen Hirsch festgehalten.

Die allmähliche Rückkehr des Waldkönigs ist Stanca zufolge auf das revidierte Wald- und Wildkonzept des Bundes zurückzuführen. Bis 2010 gab es in der Schweiz einerseits klar bestimmte Zonen, in denen Rotwild akzeptiert wurde, andererseits rotwildfreie Zonen. «Tauchte ein Rothirsch in einer rotwildfreien Zone auf, war er automatisch zum Abschuss freigegeben.» Mit der Einführung des neuen Konzepts 2010, wurde Rotwild unter Schutz gestellt. Daraufhin erarbeitete der Kanton Aargau einen Massnahmenplan. Der sah vor, die natürliche Wiederbesiedlung des Rotwilds im Kanton zuzulassen, wobei die jeweilige Bestandesgrösse dem vorhandenen Lebensraum angepasst werden sollte. Mit dem Ziel, die waldbauliche Entwicklung nicht zu gefährden und Wildschäden zu vermeiden. Aktuell sei in den Wäldern der Region der Verbiss zwar sichtbar, für den Forst aber in tragbarem Rahmen.

Zehn Hirsche sind zum Abschuss freigegeben

Nachdem in einer ersten Phase von 2010 bis etwa 2015 nur Hirschmännchen in die Region kamen, die in der Brunftzeit wieder verschwanden, liessen sich in einer zweiten Phase zwischen 2016 und 2018 auch Hirschweibchen beobachten, die im Herbst auch die Brunftplätze aufsuchten. Erst seit drei Jahren bleiben die Tiere in der Gegend, es wurden Rudelbildungen beobachtet. Seither darf der Hirsch wieder gejagt werden. Aktuell sind zehn zum Abschuss freigegeben. Jäger Lucio Stanca findet es «einfach grossartig, dass eine so grosse Tierart nach langer Zeit wieder in unseren Lebensraum zurückgekehrt ist.»

In Hirschthal hielt die Wildtierkamera unter anderem eine Hirschkuh und Kälber fest.

In Hirschthal hielt die Wildtierkamera unter anderem eine Hirschkuh und Kälber fest.

zvg