Die Pfadi Kulm erlebte in Reiden Gewitter mit Regen, Blitz und Donner, aber auch Sonnenschein
Der erste Tag des Pfingstlagers der Pfadi Kulm in Reiden startet morastig. Bis
14 Uhr regnet es mit Unterbrüchen, und es gewittert just in der Zeit, als die Pfader – drei Knaben und zwei Mädchen – ihre kleinen Zelte, unter Kennern wegen ihrer Form Berliner genannt, aufzustellen haben. Militärzelt-Plachen werden zusammengeknüpft. «Schaut, dass die Innenseite trocken bleibt», sagt Prusik (21), der Leiter der Pfadi Kulm. Kunststück: Die Zelte sind schon in Schmiedrued nass geworden, denn auf dem Weg per Velo von Unterkulm nach Reiden übernachtete man dort. Am Freitagnachmittag erhielten sie in der Schule Unterkulm während des Unterrichts den «Marschbefehl». Und los gings über die Hügel.
Da hattens die 16 Wölfli im Primarschulalter einfacher: Sie kamen per Zug ins Wiggertal, und ihre Zelte hatten die Leiter bereits aufgestellt. «Zieht alle die Regenhosen an!», sagt Leiter Takeo. «Warum?», fragt einer. «Weil ichs sage», ist die Antwort. Takeo hält die Kinder mit Kreisspielen bei Laune, während die Pfader nach der strengen Velotour ihren Hunger stillen. Und spätestens, wenn ein Wölfli beim Rennen ausschlipft, weiss es, warum es Regenhosen trägt.
Pascalle Wassink und Laura Welti, Schulkolleginnen der Leiterin mit dem Pfadinamen Tasida, sind für die Verpflegung zuständig. «Wir haben keine Erfahrung», sagt Laura, kennen nur die Zahl der Teilnehmenden. Improvisieren ist angesagt. Am Samstag wird sicher gebrätelt. Heisser Tee soll immer zur Verfügung stehen. Die Pfader bringen die Feuerstelle, ein halbes Blechfass quer aufgeschnitten auf Beinen, doch noch fehlt das Holz. «Das können wir beim Bauern holen», sagt Prusnik.
Das Pfingstlager ist ein grosses Rollenspiel. Die lauschige Lichtung mit Bach wird zur Insel, wo die Gruppe nach einem Flugzeugabsturz gelandet ist. Die Videospiel-Figuren Mario, Luigi und Prinzessin Peach sind darunter. In der Nacht wird Peach von Werwölfen entführt und nach Erledigung diverser Aufgaben befreit. Der Widerstreit von Gut und Böse zeigt sich auch in den bemalten Masken und Kronen: Sie sollen die Fluggeister gnädig stimmen. Wenigstens die Wettergeister hatten im Verlauf des Wochenendes einigermassen ein Einsehen.
Der 11-jährige Tschipo mag es, wenn man etwas unternimmt, vor allem im Wald. Dem stimmt Pepeo (12) zu. «Am Anfang stinkt es uns schon, wenn wir mitten in der Nacht aufstehen müssen, doch dann haben wir Spass», spricht er die Nachtübungen an. Und dann die Taufen. Wer noch keinen Namen hat, bekommt ihn in einem Lager. Etwas gruselig dürfe das Ritual schon sein. Die Namen werden von den Leitern zugeteilt, und sie sollen etwas mit der Person zu tun haben. Die Pfaderin Angela (3. Bez.) heisst Allegra, weil sie immer fröhlich ist; ihre Kollegin erhielt den Namen Sariko, was für einen Wirbelsturm stehe.
Und wie kam Chef Joel Frey zu seinem Namen? «Als Wölfli hiess ich Knopf wegen meiner Grösse», lacht Prusik. Und Prusik heisst ein bestimmter Knoten. Knöpfe, Verknüpfungen, jedenfalls amouröse Verbindungen, kommen auch in der Pfadi Kulm vor – doch sie bleiben Lagergeheimnis.