Menziken
Geschnittene Bäume sind gesunde Bäume und geben mehr Ertrag

Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg lud Obstproduzenten und Privatpersonen zu einem Schnittkurs ein. Landwirte und private Baumbesitzer frischten ihre Scnittkenntnisse auf.

Peter Siegrist
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Baumschnittkurs
7 Bilder
Aufmerksame Zuschauer II
Beim Schnitt beginnt man oben in der Krone
Hansruedi Binz, Feuerbrandkontrolleur, informiert
So wirds gemacht
Kursleiter Paul Widmer geht an den Baum
Aufmersame Zuschauer I

Baumschnittkurs

Rund 30 Personen, Landwirte und private Obstbaumbesitzer sind dem Ruf des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg auf den Trolerhof in Menziken gefolgt. «Nur gesunde Bäume geben einen guten Ertrag», sagt Daniel Schnegg, der Fachspezialist Obstbau von der Liebegg. «Gesund» heisse, eine offene, lichte Krone, die die Sonne reinlasse. «Nur so reifen die Früchte gut aus bilden genügend Zucker. Und das brauchen die Süssmostproduzenten für gute Qualität.

Bevor der Kursleiter, Paul Widmer, die Teilnehmer in Gruppen aufteilte und mit ihnen am Baum den richtigen Schnitt erklärte und übte, hatte Hansruedi Binz das Wort. Er ist regionaler Feuerbrandkontrolleur und steht damit an vorderster Front, beim Erkennen und Bekämpfen dieser bakteriellen Krankheit, die vor allem Kernobstbäume befällt. Binz zeigte anhand von Karten auf, wie stark der Feuerbrand im südlichen Teil des Kantons verbreitet ist.

«Wir beginnen immer oben»

Paul Widmer scharte eine Gruppe um sich, die noch wenig Erfahrung hatte, und er weihte sie in die Grundlagen des Schnittes ein. Bevor allerdings die erste Baumschere an einen Ast gesetzt wurde, wurde sämtliches Werkzeug abgeflammt, dass heisst, mit einer Gasflamme erhitzt. «So stellen wir sicher, dass niemand mit seiner Schere unwissentlich Bakterien in die Obstbaumkultur von Ruedi Weber einschleust.

Hochstammbäume sind ökologisch von Bedeutung

Hochstamm-Feldobstbäume mit ihrem mannshohen Stamm und der ausladenden Krone sind aufwendig in der Pflege, haben aber in der Landschaft eine wichtige Bedeutung. Apfel-, Birn-, Kirsch-,Quitten-, Pflaumen-, Zwetschgen- und Nussbäume kommen vor allem in Hof- und Dorfnähe in Obstgärten vor. In einigen Gebieten werden sie auch locker über die ganze Landschaft verteilt. So etwa die Kirschbäume im Fricktal, einem typischen Streuobstgebiet.
Der Hochstammobstgarten ist für den Landwirt eine Doppelkultur. Die Bäume tragen Früchte, spenden Schatten und liefern an ihrem Ende Holz. Und der «Unternutzen» liefert Futter für die Tiere. Heute haben zwar die Niederstamm-Obstanlagen den Hochstämmern den Rang abgelaufen: Makelloseres Obst und weniger Aufwand.
Das ist aber nur eine Seite. Die ökologischen Aufgaben, welche die Hochstammebäume erfüllen, können die kleinen Bäume nicht wahrnehmen.
Hochstammgärten bilden einen Lebensraum für ganz verschiedene Tiere: Insekten, Vögel,Fledermäuse und Kleinsäuger. Selbst alte, dürre Bäume erfüllen eine Aufgabe.
Unter den Bäumen bildet sich zudem eine besondere Pflanzengesellschaft. Deshalb werden Landwirte für ihre Hochstammkulturen auch vom Staat mit Beiträgen unterstützt. (psi)

Paul Widmer demonstrierte Schnitt für Schnitt, wie das Wachstum eines Baumes beeinflusst wird. Dazu führte er ein klassisches Lehrgespräch mit den Teilnehmern: «Vier Leitäste haben wir, und jetzt, wo setzen wir an, um eine Stauung herbeizuführen». Nach zehn Minuten stand der noch junge Baum mit frisch gestutzten Ästen da und die Umstehenden haben sich die einzelnen Schritte eingeprägt. Dabei zeigte sich rasch, um Bäume «richtig» zu schneiden braucht es ein gutes Auge, Sortenkenntnis, das Vorausdenken und dann den Mut, am richtigen Ort etwas wegzuschneiden.