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Silvia (46) und Andreas (64) Honegger aus Unterkulm hatten nicht vor, landwirtschaftlich tätig zu sein. Wegen baulichen Massnahmen und weil sie sich ein neues Standbein aufbauen wollten, wagten sie den Schritt aber dennoch.
Mit den Honeggers soll künftig gut Kirschen essen sein. Dafür sorgen die rund 700 Kirschbäume, die Silvia (46) und Andreas (64) Honegger vergangenen Winter auf ihrem 4 Hektar grossen Grundstück in Unterkulm gepflanzt haben. «Unser Hof ist seit Anfang Jahr ein ertragsorientierter Vollerwerbsbetrieb», sagt Andreas Honegger. Neben der Intensivkultur von «Chriesi» setzen die Neo-Bauern seit rund einem Jahr auf die Mutterkuhhaltung.
Silvia und Andreas Honegger sind bereits vor 15 Jahren aus Rupperswil nach Unterkulm gezogen. Damals haben sie den «Stüllihof» gekauft, weil sie ein Zuhause für Ihre Pferde gesucht haben. «Unser Ziel war es nie, selber landwirtschaftlich tätig zu sein», sagt die gelernte Pferdepflegerin Silvia Honegger. Der Hof ausgangs Unterkulm in Richtung Böhler ist mittlerweile nicht nur das Daheim des Ehepaars und der 13-jährigen Tochter. Hier wohnen auch drei Hunde, zwei Katzen, zwei Ponys, sechs Mutterkühe und «ganz vielen Mäuse».
Einen Hof zu erweitern, der nicht als landwirtschaftlicher Betrieb geführt wird, ist gesetzlich schwierig zu realisieren. Geplante bauliche Massnahmen waren denn auch mit ein Grund, weshalb die Honeggers den Start als Bauern wagten. Ein weiterer ist: «Wir wollen uns ein zusätzliches Standbein aufbauen», sagt Andreas Honegger. Und so wurde in den letzten Jahren geplant und abgewogen, organisiert und abgeklärt. Honeggers kamen zusammen mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg zum Schluss, dass eine Intensivkultur von Kirschbäumen das passendste sei. Auch, um die angepeilte Standardarbeitskraft (SAK) zu erreichen. Diese Zahl, die zur Bemessung der Betriebsgrösse dient, ist in der Landwirtschaft von grosser Bedeutung. Die SAK entscheidet etwa, ob ein Bauernbetrieb von Direktzahlungen profitieren kann.
Dass die Wahl auf Kirschen fiel, ist somit eher Zufall und nicht mit einer spezielle Vorliebe der Familie Honegger zu erklären. «Wir haben seit Jahren an verschiedenen Projekten herumstudiert», sagt Andreas Honegger. Gefruchtet hatte bis jetzt jedoch nichts. Der diplomierte Bauingenieur nahm die Planung der Kirschbaumplantage gleich selber an die Hand, liess sich von der Baumschule Weber in Seengen beraten. Und so stehen nun 700 Kirschbäume à elf verschiedene Sorten auf einer Länge von zwei Kilometern auf dem Grundstück der Honeggers.
Das heisse und trockene Wetter hat den Kirschbauern jedoch just im ersten Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. «Die Bäume sind heuer kaum gewachsen», sagt Silvia Honegger. Chriesi hätten es zwar gerne warm, aber Wasser würden sie trotzdem brauchen. Dank den beiden hofeigenen Quellen soll ab nächstem Jahr auch die Bewässerung in Angriff genommen werden. Bis die Bäume jedoch eine Ernte abwerfen, die auch verkauft und weiterverarbeitet werden kann, geht es noch ein paar Jahre. «Wenn alles gut läuft, sollen die Bäume 2023 genügend Früchte tragen», so Andreas Honegger.
Rindfleisch und Pferdepension
Aber nicht nur die Kirschbäume sollen dem «Stüllihof» neues Leben einhauchen, sondern auch sechs Mutterkühe. Honeggers setzen auf Robustrinder der Rasse Dexter, die das ganze Jahr über auf der Weide leben. «1000 Quadratmeter Auslauf haben die Tiere immer», sagt Andreas Honegger. Nur ein Witterungsschutz mit speziellem Einstreu wird den Kühen als Dach über dem Kopf dienen. Geplant ist, dass die Kühe jeweils zu Beginn des Jahres von einem Stier gedeckt werden, im November, Dezember den Nachwuchs bekommen und die Rinder dann zehn Monate später geschlachtet werden. «Das wird das emotional Schwierigste werden», ist Silvia Honegger überzeugt. Der Moment sei genau jetzt gekommen. Fünf von sechs Rindli würden in diesen Tagen in die Metzg kommen. «Das Fleisch wird direkt ab Hof verkauft», sagen die beiden.
Die Kulmer Bauern sind aber noch nicht fertig mit ihrer Betriebserweiterung. Ihr Fernziel ist es, einen Pensionsstall für Pferde aufzubauen. Silvia und Andreas stecken bereits mitten in der Planung. Die entsprechenden Gesuche sind jedoch noch nicht eingereicht, anders das momentan aufliegende Baugesuch für den Rinderunterstand.