Rudolf Neeser und seine Familie haben beim aargauischen Süssmostqualitätswettbewerb Gold geholt. Das ist bereits die zweite Goldmedallie, die sie aus Liebegg mitnehmen durften.
«Dieses Mal habe ich nicht erwartet, so gut abzuschneiden», sagt Rudolf Neeser und nimmt einen Schluck seines ausgezeichneten Süssmosts. Bereits zum zehnten Mal hat der Landwirt bei dem aargauischen Süssmostqualitätswettbewerb teilgenommen und konnte nun seine zweite Goldmedaille entgegennehmen.
Der Wettbewerb findet jedes Jahr im Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg unter dem Patronat des Verbands Aargauer Obstveredler (VAOV) statt, zu deren Mitgliedern Neeser seit zehn Jahren zählt. Die eingereichten Süssmostproben werden auf ihr Erscheinungsbild, Geruch und Aroma, Geschmack sowie Harmonie geprüft.
«Ich weiss mittlerweile, welche Sorten und Früchte ich für ein gutes Resultat nehmen muss», erklärt der 47-Jährige. Gut ausgereift, sauber und gesund müssen die Äpfel sein, um den Ansprüchen des Landwirts zu genügen. «Besonders säuerliche Sorten wie Boskoop, Jonagold oder Rubinette eignen sich wegen ihrem interessanten Aroma für die Herstellung von Most», sagt Rudolf Neeser.
Jährlich 2500 Liter Süssmost
Der Reitnauer lässt seine Äpfel in der Kundenmosterei Lehmann pressen, die sich ganz in der Nähe seines Hofes befindet. Damit der daraus entstandene Saft seine klare, goldene Farbe erhält, wird ein Klärmittel beigefügt, das die Trübstoffe am Gefässboden absetzen lässt. Mit einem Tauchsieder, der die Flüssigkeit auf etwa 78 Grad erhitzt, wird der Süssmost pasteurisiert. Dieser Vorgang zerstört die darin enthaltenen Mikroorganismen, die andernfalls die Gärung bewirken würden. Vakuumdicht verschlossen ist der Süssmost letztlich mindestens ein Jahr haltbar.
«Wir mosten fünf bis sieben Mal zwischen Ende September und Anfang November», sagt Barbara Neeser, die Frau des Landwirts. Mit ihr hat er drei Kinder im Alter zwischen 5 und 12 Jahren. Aus etwa 3,5 Tonnen Äpfeln stellt die Familie jährlich rund 2500 Liter Most her. «Bereits mein Vater hat Süssmost gemacht», erzählt Rudolf Neeser. Von diesem hat er 1996 mit seiner Frau den Hof übernommen.
Neben dem Tafelobstanbau auf 220 Aren kümmert sich der Landwirt in den Wintermonaten auch um «Einstell-Kühe», die den Sommer mit ihrem Besitzer auf der Alp verbringen. Damit will Neeser jedoch aufhören und statt dessen seine eigene Rindermast oder Mutterkuhhaltung aufziehen, denn die unebenen Landverhältnissen der Grundstücke erfordern die Haltung von Tieren. Der Landwirt stellt jedoch klar: «Das Schwergewicht soll beim Obstanbau bleiben.»
Grössere Nachfrage erwünscht
Was Rudolf Neeser am Beruf des Landwirts besonders gefällt, sind das Zusammenspiel mit der Natur und die Selbstständigkeit. «Obwohl ja heute immer mehr vom Staat diktiert wird», fügt er nüchtern hinzu. Die stetigen Preissenkungen und die Konkurrenz aus dem Ausland machen ihm zu schaffen. «Ich weiss nicht was aus meinem Hof einmal werden soll. Für Landwirte mit Kleinbetrieb sehe ich keine Zukunft, wenn es so weitergeht wie bisher.»
Ihren Most verkaufen die Neesers hauptsächlich im hofeigenen Selbstbedienungsladen. Neben dem Süssmost stehen auch Tafeläpfel, -zwetschgen und -kirschen, Sirup, Konfitüre und Dörrobst im Angebot. «Es wäre schön, wenn sich mehr Menschen bewusst wären, dass es in ihrer Nähe sehr gute und frische Ware zu kaufen gibt», sagt Barbara Neeser. «Viele scheuen den Aufwand, an mehreren Orten einzukaufen und bevorzugen ein grosses Warenhaus.» Obwohl sie auf ihre feste Kundschaft zählen können, wäre den beiden eine grössere Nachfrage mehr als recht.