Die Centravo AG will die Produktion von tierischen Nebenprodukten – beispielsweise für Tierfutter oder Pharmazeutika – von Othmarsingen nach Balsthal im Kanton Solothurn verlegen. Nur: Dort stösst der geplante Neubau auf Widerstand. Was sind die Folgen?
Dass sich die Centravo AG aus Othmarsingen zurückziehen wird, steht seit langem fest. Schon als der Fleischverarbeiter das Gelände der damaligen Grossmetzgerei Marti vor rund 15 Jahren übernahm, war klar, dass dieses Gastspiel befristet ist. Das Areal ist mittlerweile verkauft, an der zentralen Lage entstehen soll ein neues Quartier. Vorgesehen ist eine Überbauung mit Wohnungen und Gewerberäumen.
Die Produktion von sogenannten tierischen Nebenprodukten will die Centravo AG nach Balsthal im Kanton Solothurn verlegen. Im dortigen Industriegebiet Moos ist ein Neubau geplant. Gegen dieses Vorhaben aber wehrt sich ein überparteiliches Komitee. Befürchtet werden Lärm und Gestank, lanciert wurde eine Petition.
Welche Auswirkungen hat der Widerstand auf den Betrieb in Othmarsingen? Weder direkte noch relevante, lautet die Antwort von Erich Rava, Leiter Unternehmenskommunikation und Marketing bei der Centravo AG. Die 32 Mitarbeitenden würden das gewohnte Tagesgeschäft bis Ende dieses Jahres weiterbetreiben, führt er aus. Die Rückbaumassnahmen würden im Herbst starten. Ab Frühling 2024 müsse dann aber, durch die Verzögerungen in Balsthal, ein interimistischer Standort bezogen werden, räumt Rava ein.
Verlassen wird das Unternehmen den Standort in Othmarsingen, weil dieser nicht mehr zeitgemäss sei, den künftig geforderten Ansprüchen nicht mehr gerecht werde, erklärt Rava. «Zudem sind die Platzverhältnisse knapp bemessen.» Ein gewichtiger Punkt für einen Standortwechsel sei überdies die geografische Nähe zu den anderen Betrieben der Centravo-Gruppe, beispielsweise zu Oensingen. Es sollen Synergien genutzt und Ressourcen gebündelt werden, sagt der Mediensprecher. Ein Stellenabbau erfolge nicht.
Verarbeitet werden in Othmarsingen Tiernebenprodukte für die Pharmazie und Tiernahrung. Die Produkte werden gekühlt in geschlossenen Lastwagen angeliefert und im Werk aufbereitet bei einer Temperatur von bis zu minus 25 Grad Celsius. Im Anschluss verlassen sie die Produktionsstätte in Kühlcontainern zur weiteren Verarbeitung. Aus firmenstrategischer Sicht ist das Werk in Othmarsingen beziehungsweise künftig in Balsthal von grosser Bedeutung, stellt Rava fest. «Hier werden Arbeiten verrichtet für Spezialanwendungen.»
Die Bedenken und Eingaben der Balsthaler Bevölkerung nehme die Centravo AG sehr ernst, betont der Mediensprecher. Beim Mitwirkungsverfahren seien Vertreter des Unternehmens vor Ort gewesen und hätten den Dialog gesucht. Im Werk im nahen Oensingen, das über eine äquivalente Bauweise und technische Einrichtung verfüge, sei zudem ein Tag der offenen Tür organisiert worden. Die interessierten Bürgerinnen und Bürger waren zu Besichtigung und Gesprächen eingeladen. «Wir wollen in Balsthal willkommen sein und mit der Bevölkerung zusammenarbeiten», fasst Rava zusammen.
Alle von der Gemeinde sowie vom Kanton auferlegten strengen Vorgaben würden erfüllt, fügt er an. Zu den Verkehrsaspekten sei ein zweites, unabhängiges Gutachten erstellt worden, «das uns ein positives Attest ausstellte». Auch das Thema Nachhaltigkeit sei der Centravo AG wichtig, fährt Rava fort. Einerseits sei eine Photovoltaikanlage geplant, die pro Jahr rund 390’000 Kilowattstunden Strom produziere und so mindestens 20 Prozent des eigenen Energiebedarfs abdecke. Andererseits werde ein Augenmerk gelegt auf die Umgebungsgestaltung, gepflanzt würden einheimische Hecken und Bäume. In Balsthal sollen künftig etwa 27 Mitarbeitende tätig sein, hauptsächlich im kaufmännischen sowie im technisch/handwerklichen Bereich.