Küchenbedarf, Karten und Krimskrams: Eingangs Altstadt eröffnet ein neuer Laden. Hinter Madame Bocuse stehen Kathrin Erne und Nicole Gisi. Am Wochenende öffnen sie die Ladentüren.
Zwei Leute gehen vorbei – ihre Beine sind schneller als die Oberkörper. Diese beugen sie nämlich nach hinten, um noch einen letzten, intensiven Blick in das Lokal an der Leuengasse 22, dem Eingangstor zur Lenzburger Altstadt, werfen zu können.
Wie diese beiden gehen schon seit einigen Wochen Menschen an den grossen Schaufenstern vorbei, über denen der Schriftzug «Madame Bocuse» prangt. Seit Mitte April werkeln darin Kathrin Erne, die Geschäftsgründerin, und ihre gute Freundin und Angestellte Nicole Gisi. Die freundliche Vierbeinerin Nelly wuselt hinter Frauchen Erne her und freut sich, wenn eine der beiden Frauen eine Minute Zeit findet, um das Hundefell zu kraulen.
Die beiden Frauen bauen Gestelle, hängen Kochkellen auf, platzieren Karten mit Sprüchen darauf und legen Küchenmesser dekorativ hin. Denn das ist die Mischung, die sie im Laden anbieten werden: Hübsches und Praktisches für die Küche. Daher auch der Name, in Anlehnung an den Spitzenkoch Paul Bocuse. «Madame Bocuse geht es nicht um die Nouvelle Cuisine, sie ist bodenständiger, praktischer und alltagstauglicher», sagt Erne mit einem Augenzwinkern.
Erne betrieb schon mal einen Laden. Wenn auch in anderer Dimension: «Vor etwa zehn Jahren bot ich in einem ‹Kellerlädeli› in unserem Haus in Lenzburg Selbstgenähtes, selbstdesignte Karten und mehr Krimskrams an», sagt die gelernte Pflegefachfrau mit zusätzlicher Desktop-Publisher-Ausbildung.
Vor sechs Jahren gründete sie «SchniPoSaCo», über das sie Wochen-Menupläne im Abo verkauft. Laden im Keller und das eigene Onlinebusiness, beides ging nicht, «dafür waren meine vier Kinder noch zu klein», sagt Erne. Sie sagte sich aber: «Mit 50 habe ich einen Laden in der Altstadt von Lenzburg.» Im April brannten 50 Kerzen auf Ernes Geburtstagstorten – und sie betrat ihr frisch renoviertes Ladenlokal.
Nicht ganz einfach war es, ein geeignetes Lokal zu finden. «Ich suchte lange, sah mir Verschiedenes an, manchmal waren andere schneller und manchmal passte es irgendwie nicht», sagt die Lenzburgerin. Sie und Gisi seien schliesslich durch die Läden und Lokale in der Stadt getingelt, hätten Flyer mit ihren Kontaktdaten und ihrem Anliegen verteilt und seien schliesslich von einer Bekannten auf das Lokal an der Leuengasse aufmerksam gemacht worden. Und darauf, dass der Computerladen darin bald ausziehen würde.
Dass sie in ihrem Laden Küchenbedarf anbieten würde, war für Erne klar. Sie koche gerne, ebenso ihr Mann. Ausserdem habe es einen solchen Laden in Lenzburg noch nicht. «Mein Ziel ist nicht, Bestehendes zu konkurrenzieren, sondern die Stadt zu beleben und lokal und regional mit anderen zusammenzuarbeiten», sagt sie. Für die Zukunft hat sie viele Ideen; etwa Themenmonate einzuführen. Ist das Thema dann etwa backen, könnte Mehl von einem örtlichen Bauernhof angeboten werden. Oder dann soll ihr Sohn, der eine Barkeeper-Ausbildung hat, Cocktails im Laden mixen. Alle Kinder und auch ihr Mann seien mit an Bord beim Projekt «Madame Bocuse», stärken ihr den Rücken und wollen auch selbst einmal anpacken. «Ohne sie ginge es nicht», sagt Erne gerührt.
Nach vielen Wochen Arbeit geht es nun richtig los. Am Freitag, 3. Juni, und am Samstag, 4. Juni, ab 9 Uhr öffnen die Ladentüren erstmals offiziell. Danach wird der Laden zumindest jeweils am Dienstag, Mittwoch. Freitag und Samstag geöffnet sein. «Läuft er gut und kommen wir gut zurecht, kann sich das noch ändern», sagt Erne. Aber auch das ist noch Zukunftsmusik. Erst einmal freuen sich die beiden Frauen – und Nelly –, dass Madame Bocuse bald auflebt.